Protest gegen Kirche

Künstler kreuzigt sich symbolisch am Stephansdom

Wien
02.04.2010 12:06
Aus Protest gegen das Verhalten der Kirche in Bezug auf die jüngsten Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfe hat sich der in Wien lebende Künstler Emmerich Weissenberger am Karfreitag auf dem Stephansdom symbolisch gekreuzigt. Er kletterte über ein Baugerüst auf 20 Meter Höhe und hängte sich dort, nur mit Lendenschurz bekleidet und einer Krone aus Stacheldraht auf dem Kopf, über den Dom-Eingang.

Rechts und links flankiert wurde der mit roter Farbe beschmierte Künstler von zwei Totentüchern aus seiner Serie "Anna.Ikona", die Weissenberger mit originalen Abdrücken zweier Leichname hergestellt hat.

"Am Tag der Kreuzigung Christi kreuzige ich mich selbst, stellvertretend für alle Ohnmächtigen. Es ist ein Hilfeschrei, denn Kunst ist immer wahrhaftig. Die Kirche, so wie sie ihr Antlitz heute zeigt, ist es nicht", erklärte Weissenberger seine Aktion vorab in einer Presseaussendung.

"Täglich werden es mehr"
"Der Klerus gedenkt der Kreuzigung Christi und feiert seine Auferstehung mit kirchlichem Pomp, als wäre nichts geschehen, während weltweit Tausende Missbrauchsopfer mit ihren traumatischen Erlebnissen kämpfen. Täglich werden es mehr, die aus dem Schatten in das Licht treten", klagt Weissenberger an.

Es sei keine Aktion gegen die gesamte katholische Kirche, wohl aber gegen "jene Vertreter der Kirche, die den Schutz ihrer Institution nicht verdient haben". Weissenberger, der laut eigenen Angaben getauft wurde, aber aus der Kirche ausgetreten ist, hatte die Aktion in einem Video im Internet auf seiner Website (siehe Infobox) angekündigt. Nach der Aktion um 9 Uhr am Vormittag wurde er laut eigenen Angaben sofort von der Polizei abgeführt.

Anzeige wegen schwerer Sachbeschädigung
Der Künstler wird wegen seiner Aktion wegen schwerer Sachbeschädigung angezeigt, hieß es seitens der Polizei. Möglicherweise werde er aber Schadenswiedergutmachung leisten. Im Zuge der Aktion hatte Weissenberger einen Spalt in die Staubplane des Gerüstes über dem Haupteingang geschnitten

Art des Protests laut Dompfarrer "nicht in Ordnung"
Laut Dompfarrer Toni Faber ist es legitim, gegen die Missbrauchsfälle in  der Kirche mit künstlerischen Mitteln zu protestieren, "aber nicht  in schwindelnder Höhe am Stephansdom, wenn der Künstler dadurch sich selbst und andere gefährdet". Das  Anliegen sei zu "akzeptieren und zu respektieren", so der Dompfarrer laut "Kathpress". Weissenbergers Ausdrucksform mache mache ihn aber "betroffen". Es sei "nicht in  Ordnung" , seinen Protest mit Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch zu verbinden.

Opfer-Vertreter geben Pressekonferenz
Protest gegen die Kirche haben für den Karfreitag erstmals auch die Missbrauchs- und Misshandlungsopfer selbst angekündigt. Bei einer Pressekonferenz der kürzlich ins Leben gerufenen "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt" soll Bilanz über die vor acht Tagen eingerichtete Hotline (Tel.: 0699 10 369 369)gezogen werden. Auch ein Schadensersatzexperte sowie Betroffene kirchlicher Gewalt treten bei dem Medientermin auf.

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