Nach 10 Jahren Flug

Raumsonde erreicht Kometen “Tschuri” am 6. August

Wissenschaft
03.08.2014 06:00
Nach zehn Jahren Flug erreicht die Raumsonde "Rosetta" ihr Ziel, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Am 6. August soll die Sonde der Raumfahrtagentur ESA auf eine Umlaufbahn um "Tschuri" gebracht werden. Im November schließlich soll die Landeeinheit "Philae" auf dem Kometen aufsetzen. Auch heimische Forscher fiebern der Ankunft entgegen, sind doch an Bord der Sonde und des Landers "Philae" in Österreich oder mit heimischer Beteiligung gebaute Instrumente.

Das gut eine Milliarde Euro teure Projekt steckt voller Premieren und Superlative: Nie zuvor wurde die Energie einer Raumsonde in so großer Sonnenentfernung von Solarzellen geliefert. Noch nie zuvor schwenkte eine Sonde auf eine Art Umlaufbahn um einen Kometen ein und begleitete ihn für längere Zeit. Und noch nie wurde ein Forschungsmodul darauf abgesetzt. "So etwas hat noch niemand gemacht", sagte ESA-Flugdirektor Paolo Ferri.

Ziel der Mission ist es, einen der ursprünglichsten Himmelskörper überhaupt zu erkunden: Kometen sind die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste der gigantischen Staubscheibe, aus der vor 4,6 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Sie sind zu kalt und zu klein, ihre Schwerkraft ist zu gering, als dass chemische oder geologische Prozesse sie veränderten.

Weich wie Pulverschnee oder hart wie Gletschereis?
Die "schmutzigen Schneebälle" bestehen aus Gestein, Eis und Staub - zu welchen Teilen, ist bei "Tschuri" noch unklar. Der Komet kann weich sein wie Pulverschnee oder hart wie Gletschereis. Die vielen Ungewissheiten lassen die Landung von "Philae" (kleines Bild) zur heikelsten Phase der Mission werden. "Vieles von dem Kometen wissen wir noch nicht", sagte der Österreicher Stephan Ulamec, "Philae"-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Das ist gerade die größte Herausforderung, dass wir auf einem Kometen landen wollen, den wir noch nicht kennen."

Zur Erde geschickte Bilder des Kamerasystems an Bord zeigten kürzlich, dass der Komet nicht wie erwartet einer Kartoffel ähnelt, sondern eher einem schnabellosen Quietscheentchen (siehe Infobox). "Das hat uns wahrscheinlich alle überrascht", so Ulamec. "Wir wussten immer, dass wir uns ins Unbekannte vorwagen", betonte der ESA-Kometenexperte Detlef Koschny in Noordwijk (Niederlande).

Die Landeeinheit und wesentliche Instrumente entstanden unter der Leitung deutscher Institute, insgesamt sind 17 Nationen an der "Rosetta"-Mission beteiligt, auch österreichische Einrichtungen haben mitgebaut. "Philae" wird aus dem Lander-Kontrollzentrum des DLR in Köln gesteuert. Möglichst viel Sicherheit sollen etliche Testläufe bringen - wie gerade erst ein Harpunentest beim DLR in Oberpfaffenhofen bei München.

Befestigung mittels Harpunen geplant
Damit die Landeeinheit trotz geringer Anziehungskraft auf dem rund fünf mal drei Kilometer großen Himmelskörper stehen bleibt, sollen im Augenblick des ersten Bodenkontakts zwei Harpunen in den Boden geschossen werden. Zudem soll aus einer Düse an der Spitze der Sonde beim Auftreffen Gas entweichen und sie so auf die Oberfläche drücken.

Gestartet war "Rosetta" am 2. März 2004. Auf ihrer Reise durchs Sonnensystem wurde sie in einen Tiefschlaf versetzt, um Energie zu sparen. Nach dem "Weckruf" am 20. Jänner 2014 legte sie als Kometenjägerin wieder richtig los, testete Systeme und schickte Bilder. Zur Freude der Forscher gab es keine großen Probleme - was keineswegs selbstverständlich war, denn die Instrumente waren zehn Jahre ohne jede Wartung unterwegs.

Im November wird "Rosetta" etwa 480 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein - insgesamt hat sie dann schon mehr als 6,4 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Auf dem Rücken des Kometen soll "Philae" begleitet von "Rosetta" Richtung Sonne fliegen. Bis August 2015 wird sich das Dreiergespann dem Feuerball auf 195 Millionen Kilometer nähern - mit Teleskopen ist der Komet dann auch von der Erde aus zu sehen.

Treibstoff könnte bis Juli 2016 reichen
"Philae" erleidet wohl den Wärmetod, die um den Kometen kreisende Sonde hingegen könnte die Sonnenpassage noch Monate überleben. Der Treibstoff könnte bis Juli 2016 reichen. Das allerdings ist nur eine Schätzung: Eine Tankanzeige gibt es nicht.

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