Ukraine-Konflikt

USA: Russland “lenkt” Rebellen-Gegenoffensive

Ausland
28.08.2014 05:57
Russland hat nach Angaben der US-Regierung weitere Panzerkolonnen, gepanzerte Fahrzeuge und Raketenwerfer in die Ukraine geschickt. Russische Truppen seien rund 50 Kilometer hinter der Grenze auf ukrainischem Boden entdeckt worden, ohne dass Details des Einsatzes bekannt wären, teilte das US-Außenministerium am Mittwoch mit. Moskau "lenke" somit offenbar eine Gegenoffensive der Rebellen in der Ostukraine.

Außenamtssprecherin Jen Psaki begründete diese Einschätzung unter anderem mit dem Eindringen russischer Soldaten in das Nachbarland. "Dieses Eindringen deutet darauf hin, dass es offenbar eine von Russland gelenkte Gegenoffensive in Donezk und Lugansk gibt." Die USA seien durch diese Entwicklung "tief beunruhigt". Psaki warf Moskau zudem vor, "nicht die Wahrheit sagen zu wollen, selbst nachdem russische Soldaten 30 Meilen tief in der Ukraine entdeckt wurden". Überdies seien russische Soldaten zur Beerdigung zurück in ihr Heimatland gebracht worden.

Kiew befürchtet Invasion der Hafenstadt Mariupol
Dass sich Russland zunehmend auf den Süden der gemeinsamen Landesgrenze mit der Ukraine zu konzentrieren scheint, schürt Befürchtungen über eine mögliche Invasion der Hafenstadt Mariupol. Das ukrainische Militär hatte bereits die Vermutung geäußert, dass dort eine "zweite Front" geschaffen werden solle. Prorussische Separatisten wie auch Moskau hatten diese Vorwürfe zurückgewiesen. Die Region Mariupol ist die Landverbindung zwischen Russland und der von Moskau im März einverleibten Halbinsel Krim. Zu Vermutungen über eine mögliche russische Landbrücke zur Krim äußerte sich Psaki nicht.

Kiew wirft Russland seit Monaten vor, die prorussischen Separatisten im Osten des Landes mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. Dies wurde von Moskau stets zurückgewiesen. Allerdings waren am Montag erstmals zehn russische Fallschirmjäger im Osten der Ukraine festgenommen und identifiziert worden. Am Mittwoch vermeldete zudem die ukrainische Armee, dass eine russische Militärkolonne mit 100 Panzern, Truppentransportern und Grad-Raketenwerfern auf ukrainischem Territorium unterwegs sei.

Separatisten bestätigen Einsatz russischer Truppen
Am Donnerstag bestätigten schließlich die prorussischen Rebellen in der Ostukraine den Einsatz russischer Soldaten in ihren Reihen. Separatistenführer Alexander Sachartschenko erklärte im russischen Fernsehen: "Unter uns sind kämpfende reguläre Soldaten, die ihren Urlaub lieber nicht an einem Strand nehmen, sondern bei ihren Brüdern sein wollen, die für ihre Freiheit kämpfen."

NATO: Russisches Luftabwehrsystem in Ukraine entdeckt
Nach Angaben eines NATO-Diplomaten wurde ein russisches Luftabwehrsystem in dem von den Separatisten kontrollierten Gebieten entdeckt. Es handle sich um ein SA-22-System, mit dem unter anderem Raketen der Gegenseite auf eine Entfernung von 20 Kilometer abgeschossen werden können. Der NATO-Diplomat, der anonym bleiben wollte, wies in Brüssel daraufhin, dass ein ähnliches System, SA-11, für den Absturz eines malaysischen Passagierflugzeuges über der Ostukraine verantwortlich gemacht wird. Dabei waren Mitte Juli alle 298 Insassen getötet worden.

Laut ukrainischen Medienberichten soll ein von den ukrainischen Sicherheitskräften festgenommener russischer Soldat die Lieferung von Militärgütern an die Separatisten gestanden habe. Der 19-Jährige gehöre zu einer Schützenbrigade des russischen Heeres, meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf den Sicherheitsdienst des Landes. Während der Befragung habe der Soldat eingeräumt, seine Einheit habe unter anderem "Grad"-Raketen und gepanzerte Fahrzeuge an die prorussischen Rebellen weitergeleitet.

Moskau weist Einmischung zurück, Kämpfe gehen weiter
Moskau wies indes einmal mehr Vorwürfe einer geplanten Annexion der umkämpften Gebiete Donezk und Lugansk zurück. "Wir sind nicht daran interessiert, den ukrainischen Staat zu zerstören", sagte Außenminister Sergej Lawrow. Allerdings dürften russische Bürger in der Ostukraine nicht benachteiligt werden. Ungeachtet aller Appelle gingen die Kämpfe im Osten der Ukraine auch am Mittwoch weiter. Sowohl die ukrainische Armee als auch die Aufständischen sprachen von Geländegewinnen.

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