Essen, Auto, Kultur

USA/EU: Das bringt die Freihandelszone wirklich

Ausland
18.06.2013 13:17
Seit Wochen ist sie in aller Munde, zumindest bei Politikern der EU und der USA: die geplante Feihandelszone, die die Wirtschaft in beiden Regionen ankurbeln soll. Doch wie geschieht das konkret und welche Auswirkungen wird das Freihandelsabkommen auf europäische Konsumenten und Firmen haben? Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat Beispiele für Veränderungen im Alltag gesammelt, von Lebensmitteln über Autos bis hin zu Medikamenten, Kultur und Medien.

Medikamente
Zulassungsverfahren für neue Medikamente sind aufwendig, langwierig und höchst kostspielig. Die Hersteller könnten Milliarden einsparen, wenn eine Zulassung in der EU oder den USA auch für die jeweils andere Region gilt - mithilfe des Freihandelsabkommen wäre das möglich.

Lebensmittel
Große Veränderungen könnten dem europäischen Lebensmittelmarkt bevorstehen, so die "FAZ". Ein Beispiel sind Wachstumshormone, etwa in der Schweinemast, die in der EU verboten sind. Derartiges Fleisch könnte künftig aber nach Europa eingeführt werden - möglicherweise aber nur mit Kennzeichnung.

Dasselbe gilt für Genmanipulation: Enthält ein Lebensmittel mehr als 0,9 Prozent genmanipulierte Bestandteile, muss dies in der EU gekennzeichnet werden. Da aber die meisten genmanipulierten Pflanzen über den Umweg des Tierfutters im Fleisch am Teller landen, wollen viele Europäer auch dafür eine Kennzeichnung - die USA sind dagegen. Sie wollen über die Freihandelszone außerdem mehr Genmais und -soja in die EU exportieren dürfen.

Die Entkeimung von Hühnern nach der Schlachtung ist ein weiteres Beispiel. In den USA darf das Fleisch durch tiefgekühltes, mit Chlorverbindungen versetztes Wasser gezogen werden - das ist günstiger und weniger aufwendig als die Methode in Europa, die auf eisgekühlte Luft setzt. Mit der Freihandelszone könnte Hühnerfleisch künftig auch in der EU nach US-Art - die laut Experten keine Gefahr von Chlor-Rückständen birgt - entkeimt werden.

Es gibt aber auch umgekehrte Fälle, als Beispiel führt die "FAZ" Hustenbonbons an. Einige darin enthaltene Aromen und Farbstoffe besitzen in den USA keine Zulassung, das könnte sich durch die Freihandelszone ändern. Auch Rohmilchkäse ist in den USA wegen Gesundheitsgefahr durch Listeriose und angeblich mangelnder Hygiene verboten, was das Freihandelsabkommen ändern könnte.

Autos
Einige mögliche Angleichungen könnte es auch auf dem Automarkt geben. So dürfen Blinker an der Rückseite des Fahrzeugs in den USA zum Beispiel rot sein, in der EU aber nur gelb. Hier darf das Abblendlicht zudem nur den rechten Fahrbahnrand ausleuchten, um den Gegenverkehr nicht zu blenden - in den USA ist dies kein Muss. Dafür muss das Innendach eines Wagens in den Vereinigten Staaten speziell gepolstert sein, da sich wesentlich weniger Amerikaner beim Fahren anschnallen. Man könnte sich auf gemeinsame Normen einigen oder aber die unterschiedlichen Standards schlicht anerkennen und unverändert belassen, was den Autoherstellern viele Kosten ersparen würde.

Kultur und Medien
Schwierig könnten sich die Verhandlungen auf dem Sektor von Kultur und Medien gestalten, so die "FAZ". So gilt etwa in Deutschland und Frankreich die Buchpreisbindung, also ein Festpreis für Bücher - auch in digitaler Form. So soll Preisdumping durch große Ketten und den Online-Markt verhindert werden. Die USA sind strikt gegen solche Regelungen, doch europäische Verlage sind unnachgiebig.

Auch über nationale Kulturförderung könnte ein Streit ausbrechen, etwa die Verpflichtung für französische Radiostationen, mindestens 60 Prozent der Sendezeit mit Produktionen europäischer Künstler zu bestreiten. Ähnliches gilt für Film-, TV- und Theatersubventionen in der EU, die gegen allzu großen Einfluss der USA auf die europäische Kulturlandschaft vergeben werden.

Ebenfalls von der Freihandelszone betroffen sind Computerspiele. Hier setzen viele europäische Firmen auf sogenannte Free-to-play-Spiele, die im Webbrowser ablaufen. Sie sind grundsätzlich kostenlos, über gegen echtes Geld erhältliche Extras lässt sich damit aber viel Geld machen. In den USA ist dieses Geschäftsmodell im Gegensatz zur EU patentpflichtig, europäische Spielehersteller fürchten daher die Ausweitung dieses Modells auf die EU, was mit hohen Kosten verbunden wäre.

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