Von Mob totgeprügelt

Todesurteile nach Lynchmord an Afghanin

Ausland
06.05.2015 13:53
Wegen des Lynchmords an einer jungen Frau in Kabul hat ein afghanisches Gericht vier Männer zum Tode und acht weitere zu jeweils 16 Jahren Haft verurteilt. Richter Safiullah Mujadidi verkündete am Mittwoch, die Verurteilten sollten gehängt werden. Die 27-jährige Afghanin war Mitte März nahe einer Moschee von einer großen Menschenmenge zu Tode geprügelt und anschließend verbrannt worden, weil sie angeblich den Koran verbrannt hatte. Laut Angaben der Polizei war die 27-Jährige jahrelang in psychiatrischer Behandlung.

Der Lynchmord fand am helllichten Tag vor den Augen der Polizei statt. Zahlreiche Menschen filmten das Geschehen. Die schrecklichen Aufnahmen kursierten daraufhin im Internet. Sie zeigen einen wütenden Mob, der die Frau schlägt, bis sich diese nicht mehr bewegt. Die Peiniger brüllen "Allahu Akbar!" (Gott ist groß), während sie ihr Opfer anzünden. Später kommen Feuerwehrleute und löschen den brennenden Leichnam.

Die Familie der 27-jährigen Frau, einer Islamwissenschaftlerin, widersprach der Darstellung der Täter. Vor der Moschee habe sich die junge Frau mit Mullahs über den Verkauf von Glücksamuletten gestritten. Nach der Bluttat hatten Tausende vor dem Obersten Gericht in Kabul protestiert. "Wir sind alle Farkhunda (Name der Toten, Anm.). Wir wollen Gerechtigkeit", riefen die Demonstranten.

19 Polizisten ebenfalls angeklagt
Der brutale Mord wurde auch im Ausland scharf verurteilt. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani sprach bald nach Bekanntwerden des Falls von einem "Akt extremer Gewalt" und wandte sich gegen Selbstjustiz. Er setzte eine Untersuchungskommission ein und räumte zugleich ein, dass die Polizei im Umgang mit solchen Vorkommnissen schlecht geschult sei. Der Prozess gilt auch als ein Test für das afghanische Justizsystem und dessen Umgang mit Frauen. Die Urteile gegen 19 mitangeklagte Polizisten sollen am Sonntag fallen.

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