Machtwechsel

Liberale Opposition gewinnt Wahl in Kanada

Ausland
20.10.2015 12:36
Bei den Parlamentswahlen in Kanada sind die Konservativen von Premierminister Stephen Harper abgewählt worden. Die oppositionellen Liberalen mit ihrem Spitzenkandidaten Justin Trudeau gewannen bei der Parlamentswahl am Montag Prognosen zufolge rund 40 Prozent der Stimmen und mehr als die Hälfte aller Wahlbezirke. Der 43-jährige Trudeau, ein Sohn des früheren Premierministers Pierre Trudeau, dürfte Harper, der bereits das Handtuch geworfen hat und als Parteichef zurückgetreten ist, damit nach neun Jahren an der Macht ablösen.

Harper, der Kanada seit 2006 regierte und seitdem zweimal wiedergewählt worden war, erlebte ein schweres Debakel. Seine Konservative Partei bekam laut Prognosen nur rund 32 Prozent der Stimmen und verlor mehr als 80 Parlamentssitze. "Das Ergebnis ist sicher nicht das, was wir uns erhofft hatten", gestand der 56-Jährige in der Nacht auf Dienstag in der zentralkanadischen Öl-Metropole Calgary vor Hunderten Anhängern ein. "Aber das Volk hat immer recht. Wir haben alles auf den Tisch gelegt, wir haben alles gegeben, und wir bereuen nichts." Harper trat als Parteichef zurück, will aber Parlamentsabgeordneter bleiben.

Liberalen-Chef verspricht "bessere Regierung"
Die Liberalen waren bereits in den letzten Umfragen vor der Wahl in Führung gelegen, nachdem es zuvor lange nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen hatte. Trudeau, der seit zwei Jahren Parteichef ist, hatte am letzten Wahlkampftag "nicht nur einen Regierungswechsel, sondern eine bessere Regierung" versprochen. Er hatte im Wahlkampf vor allem die Mittelklasse umworben und kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs die Steuern für Reiche zu erhöhen und viel Geld in die Infrastruktur zu stecken, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Der seit 2006 regierende Harper warnte dagegen, eine liberale Regierung werde die Steuern erhöhen und das Land erneut ins Defizit stürzen. Nach neun Jahren Harper wünschte sich aber offenbar eine Mehrheit der Kanadier einen Regierungswechsel. Die Beliebtheitswerte des Langzeit-Premierministers waren zuletzt auf ein Rekordtief gefallen - nicht zuletzt wegen der schwächelnden Wirtschaft.

Sozialdemokraten: "Neue Farbschicht auf altem Auto"
Auf dem dritten Platz dürfte die sozialdemokratische Neue Demokratische Partei landen. Ihr Vorsitzender Thomas Mulcair hatte im Wahlkampfendspurt an die Skandale früherer liberaler Regierungen erinnert. Trudeau versuche, "dem alten Auto eine neue Farbschicht" zu geben, doch sei es genauso verrostet wie damals, als die Wähler die Partei wegen Korruption aus dem Amt gejagt hätten, sagte Mulcair. Seine Partei hatte zuletzt in Quebec an Unterstützung verloren, weil sie ein Verbot des islamischen Kopftuchs ablehnte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele