Machtwechsel
Liberale Opposition gewinnt Wahl in Kanada
Harper, der Kanada seit 2006 regierte und seitdem zweimal wiedergewählt worden war, erlebte ein schweres Debakel. Seine Konservative Partei bekam laut Prognosen nur rund 32 Prozent der Stimmen und verlor mehr als 80 Parlamentssitze. "Das Ergebnis ist sicher nicht das, was wir uns erhofft hatten", gestand der 56-Jährige in der Nacht auf Dienstag in der zentralkanadischen Öl-Metropole Calgary vor Hunderten Anhängern ein. "Aber das Volk hat immer recht. Wir haben alles auf den Tisch gelegt, wir haben alles gegeben, und wir bereuen nichts." Harper trat als Parteichef zurück, will aber Parlamentsabgeordneter bleiben.
Liberalen-Chef verspricht "bessere Regierung"
Die Liberalen waren bereits in den letzten Umfragen vor der Wahl in Führung gelegen, nachdem es zuvor lange nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen hatte. Trudeau, der seit zwei Jahren Parteichef ist, hatte am letzten Wahlkampftag "nicht nur einen Regierungswechsel, sondern eine bessere Regierung" versprochen. Er hatte im Wahlkampf vor allem die Mittelklasse umworben und kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs die Steuern für Reiche zu erhöhen und viel Geld in die Infrastruktur zu stecken, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Der seit 2006 regierende Harper warnte dagegen, eine liberale Regierung werde die Steuern erhöhen und das Land erneut ins Defizit stürzen. Nach neun Jahren Harper wünschte sich aber offenbar eine Mehrheit der Kanadier einen Regierungswechsel. Die Beliebtheitswerte des Langzeit-Premierministers waren zuletzt auf ein Rekordtief gefallen - nicht zuletzt wegen der schwächelnden Wirtschaft.
Sozialdemokraten: "Neue Farbschicht auf altem Auto"
Auf dem dritten Platz dürfte die sozialdemokratische Neue Demokratische Partei landen. Ihr Vorsitzender Thomas Mulcair hatte im Wahlkampfendspurt an die Skandale früherer liberaler Regierungen erinnert. Trudeau versuche, "dem alten Auto eine neue Farbschicht" zu geben, doch sei es genauso verrostet wie damals, als die Wähler die Partei wegen Korruption aus dem Amt gejagt hätten, sagte Mulcair. Seine Partei hatte zuletzt in Quebec an Unterstützung verloren, weil sie ein Verbot des islamischen Kopftuchs ablehnte.
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