Skandal aufgedeckt

Frauenhandel mit Behörden-Segen in Slowenien

Ausland
14.06.2012 09:19
Slowenische Medien haben einen großen Frauenhandel-Skandal aufgedeckt, bei dem auch die Behörden eine große Rolle spielen. Das Land dient demnach als Eintrittspunkt für Frauen aus der Dominikanischen Republik, die als Bartänzerinnen angeworben und später zur Prostitution gezwungen werden. Noch dazu mit dem Segen staatlicher Institutionen, die den Frauen die nötigen Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen erteilen, klagt die Tageszeitung "Delo" an.

Dass das Tanzen nur als Tarnung für ein gut organisiertes Netzwerk für Frauenhandel und Prostitution dient, stellt auch das slowenische Außenamt fest. Die Verwaltungsbehörden und Arbeitsämter unterstützen dies schweigend bereits seit Jahren, indem sie trotz Verdachts die Genehmigungen erteilen, so das Außenamt. "Es handelt sich um Prostitution, nach unserer Ansicht mit Elementen der Ausbeutung, was schon den Menschenhandel ausmacht", sagte der Leiter der Konsularsektors im Laibacher Außenamt, Andrej Ster, dem Privatsender POP TV.

"Abwicklung zu professionell"
Den slowenischen Behörden ist die Problematik seit Jahren bewusst, doch sie behaupten, dass ihnen die Hände gebunden seien. Bei der Anwerbung von Frauen in dem Karibik-Staat soll nämlich ein gut organisiertes Netzwerk an der Arbeit sein, das für eine rechtmäßige und rasche Abwickelung sorge. In Fällen, in denen die Verfahren doch ins Stocken gerieten, haben die Nachtlokal-Besitzer auch Lobbyisten eingesetzt. Sie versuchten, die Ausgabe der Dokumente auch über das Büro von Ex-Regierungschef Borut Pahor und über die Volksanwältin zu beeinflussen. In einem konkreten Fall hat laut Ster auch der frühere Abgeordnete der Regierungspartei SDS, Pavel Rupar, vermittelt.

"Verdacht reicht nicht aus, um zu handeln"
Die Nachtlokal-Besitzer sorgen dafür, dass alle offiziellen Verfahren für die Anstellung der Frauen minuziös eingehalten werden. So haben die Behörden nach eigenen Behauptungen keine andere Wahl, als die Dokumente auszustellen, obwohl sie den Verdacht auf Prostitution hegen. Alleine der Verdacht, dass sich die Bartänzerinnen als Prostituierte betätigen werden, reiche nicht aus, um zu handeln, sagte ein Vertreter des Arbeitsamtes. Auch die Polizei und die Gerichte bleiben wegen mangelnder Beweise machtlos, denn die betroffenen Frauen wollen gegen ihre Arbeitgeber meistens nicht aussagen.

"Keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten"
In der slowenischen Botschaft in Buenos Aires, der einzigen in Lateinamerika, bekommen die Frauen die erforderlichen Dokumente zur Einreise und setzen den Weg nach Slowenien fort. Auch die Botschaft habe trotz Zweifel keine Möglichkeit, die Aushändigung von Dokumenten zu stoppen, behauptet das Außenamt. Seit 2008 wurden laut "Delo" mehr als 350 Arbeitsbewilligungen für Bartänzerinnen aus der Dominikanischen Republik ausgestellt. Die Arbeitsinspektion hat im Vorjahr in elf Nachtlokalen, wo sie eingestellt sind, keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten oder Anzeichen für Menschenhandel festgestellt, hießt es offiziell.

"Der slowenische Weg"
Slowenien ist laut "Delo" bereits von mehreren Seiten auf die Problematik des Menschenhandels aufmerksam gemacht worden. In Argentinien, wo auch den Flughafenbehörden auffiel, dass etwas nicht in Ordnung sei, spricht man über den "slowenischen Weg" für den Frauenhandel. Die slowenische Regierung hat wegen der Hinweise in den Jahren 2008 und 2009 die Quoten für Arbeitsgenehmigungen für Tänzerinnen aus dem Karibikstaat eingeschränkt, was laut deren Ansicht die Einreise einschränkte, aber nicht aufgehalten hat. Im Vorjahr wurde diese Maßnahme wegen mangelnder Beweise aber nicht angewendet.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele