Mit "Abschusskamera"

Hier wird scharf geschossen: “Sniper Elite III”

Spiele
02.07.2014 10:14
Wie viel Gewalt verträgt ein Spiel bzw. sein Spieler? Mit "Sniper Elite III Afrika" dürfte der britische Entwickler Rebellion die "Killerspiel"-Debatte jedenfalls neu entfachen. Grund: die verbesserte "menschliche Abschusskamera", die bis ins kleinste Detail zeigt, wie die Kugel sich durch den Körper des Feindes bohrt und dabei Knochen zerschlägt und Organe zerfetzt. Von dieser – wie wir finden - unnötig übertriebenen Gewaltdarstellung einmal abgesehen, weiß der Scharfschützen-Shooter jedoch durchaus positiv zu überraschen.

Im Mittelpunkt der zwar nicht gerade originellen, dafür aber erfreulich zurückhaltend und unpathetisch erzählten Geschichte um eine geplante Nazi-Wunderwaffe, die den Achsenmächten am Sueskanal den entscheidenden Vorteil bescheren soll, steht einmal mehr Karl Fairburnes, seines Zeichens Agent des US-Nachrichtendienstes OSS (Office of Strategic Services) und vor allem ein hervorragender Scharfschütze.

Seine Talente muss der wortkarge Schütze diesmal in insgesamt acht Missionen auf staubigem afrikanischem Boden unter Beweis stellen, die je nach Schwierigkeitsgrad zwischen ein bis zwei Stunden sorgfältiger Planung und kontrollierten Vorgehens in Anspruch nehmen. Denn eines ist "Sniper Elite III Afrika" sicher nicht: ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Schnellschuss.

Gute Planung ist die halbe Miete
Stattdessen gilt es in den weitläufigen Levels, die stets mehrere Herangehensweisen erlauben, abzuwägen: Welche Route ist die beste? Wo kann man sich verstecken, ohne entdeckt zu werden? Wie lässt sich die Umgebung zum eigenen Vorteil nutzen? Und, mindestens ebenso wichtig: Ist für einen sicheren Rückzug gesorgt? Um all diese Fragen zu beantworten, stehen dem Spieler verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung.

So gibt eine Anzeige etwa Auskunft darüber, wie es um die Sichtbarkeit des Protagonisten bestellt ist. Eine andere verrät, wie schnell sein Puls schlägt. Und eine dritte wiederum offenbart, wenn es in der Umgebung laut tönt – sei es, weil es gerade gewittert oder weil ein Dieselgenerator durch eigene Sabotage zu stottern beginnt. Dann nämlich ist der perfekte Zeitpunkt gekommen, um ungehört einen Schuss abzugeben.

Brutale "Körperwelten"
Ob dieser auch trifft, wird auf sehr eindringliche Art und Weise in den sogenannten Killcam-Sequenzen illustriert. Sie zeigen den Feind in einer Art "Körperwelten"-Ansicht, die das komplette Ausmaß der anatomischen Zerstörung durch die Kugel offenbart: Schädelknochen werden zerschlagen, innere Organe zerfetzt. Die Qualität der Darstellung ist gleichermaßen realistisch wie brutal, und daher mit Sicherheit nicht für jedes Gemüt geeignet.

Wer eine Vorliebe für historische Autos und andere Fahrzeuge wie Panzer hat, könnte beim Spielen ebenfalls empfindlich verletzt werden. Denn auch sie lassen sich durch gezielte Schüsse auf Schwachstellen zerstören bzw. sabotieren. Glücklicherweise können sämtliche Killcam-Sequenzen über die Optionen jedoch deaktiviert werden, zumal sie spätestens nach dem zehnten Schuss ohnehin nur noch als störend, weil zeitraubend empfunden werden.

Rücken freihalten
Trifft der Schuss nicht, gilt es in der Regel, schnell das Weite und sich ein neues Versteck zu suchen. Sitzt man in einer Sackgasse, helfen Explosivgegenstände wie Landminen oder Sprengfallen, den Rückweg abzusichern und von ungewollten Eindringlingen freizuhalten. Neben seinem - im Spielverlauf anpassbaren - Scharfschützengewehr und einer Pistole für das lautlose Eliminieren von Feinden verfügt Fairburnes zwar auch über ein Maschinengewehr, doch Munition für dieses ist rar und ohne heilendes Verbandszeug beißt der Schütze schnell ins Gras.

Kurzum: Direkte Konfrontationen sind zu vermeiden, was dank multipler Lösungswege auch kein Problem ist. Dankenswerterweise ist es zudem um die KI des Feindes nicht gerade zum Besten bestellt. Sonderlich anstrengen tut dieser sich bei der Suche nach dem Scharfschützen zumeist jedenfalls nicht.

Spannend bleibt "Sniper Elite III Afrika" dennoch, auch weil stets für Abwechslung gesorgt wird. So warten neben den variablen Missionszielen (Informationen besorgen, Artilleriestellungen zerstören, etc.) immer wieder optionale Aufgaben wie "Zerstören Sie alle Fahrzeuge des Feindes" darauf, bewältigt zu werden.

Koop und Multiplayer
Wer nach der Kampagne noch nicht genug vom blutigen Treiben hat, kann die Kampagne im Koop-Modus mit einem anderen Mitspieler noch einmal durchleben, wobei ein Spieler in die Rolle eines Kampfsoldaten schlüpft, der wichtige Unterstützungsarbeit leisten muss, oder sich im Überlebens-Modus so lange wie möglich gegen das deutsche Afrikakorps behaupten. Darüber hinaus warten fünf verschiedene kompetitive Multiplayer-Varianten für Teams oder Einzelgänger.

Positiv überrascht zeigten wir uns neben dem strategischen Tiefgang auch von der optischen Aufmachung des Spiels. Zwar treten hier und da störende Clipping-Fehler auf und mitunter kann man den Texturen beim Nachladen zusehen, ansonsten sind diese aber sehr scharf und die Levels mit vielen Details und ansehnlichen Lichteffekten versehen.

Fazit: Wer der stupiden Schießbuden-Ballerei so manches Ego-Shooters überdrüssig ist, der ist bei "Sniper Elite III: Afrika" bestens aufgehoben. Action und strategischer Tiefgang ergeben hier einen spannenden Mix, der dank mehrerer Abstufungen im Schwierigkeitsgrad für Einsteiger wie Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet und fordernd ist. Die blutigen Killcam-Sequenzen hätte es gar nicht gebraucht – der Titel kann auch ohne sie überzeugen und vermag das Spiele-Loch im Sommer mit ein paar unterhaltsamen Stunden zu stopfen.

Plattform: Xbox One (getestet), Xbox 360, PS4, PS3, PC
Publisher: 505 Games
krone.at-Wertung: 7/10

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