Gehalt aufgebessert

Justizbeamter jobbte nebenbei als Drogen-Dealer

Österreich
15.01.2011 14:41
Die Korruptions-Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Justiz: Ausgerechnet der Vize-Chef der Verwahrstelle des Landesgerichts Wien – hier lagern beschlagnahmte "Schätze" – sitzt als mutmaßlicher Großdealer in Haft. Er soll bis zu vier Kilo Kokain (!) aus Gerichtstresoren gestohlen und gegen Mehl vertauscht haben…

Justizministerin Claudia Bandion-Ortner muss sich mit dem nächsten Skandal in den eigenen Reihen herumschlagen. Denn in der größten Waffen- und Drogenkammer Österreichs am Landesgericht Wien wurde der Bock zum Gärtner gemacht: Der stellvertretende Leiter der Depositenkammer und somit Herr über die "Schatzkammer" mit beschlagnahmten Gegenständen im Millionenwert soll sich an seinem Arbeitsplatz selbst kriminell bereichert haben! Die Vorwürfe wiegen jedenfalls schwer. Der suspendierte Beamte (es gilt die Unschuldsvermutung) sitzt wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs und des gewerbsmäßigen Drogenhandels in U-Haft.

Als Mittäter klickten auch für die Schwester des Verdächtigen und einen Bekannten der Frau die Handschellen. Das Trio soll mindestens vier Kilo Drogen verkauft haben! Der Justizbeamte – ihm war offenbar das Gehalt von 2.000 Euro nicht genug – ging dabei raffiniert vor. Um den Diebstahl aus den Gerichtstresoren zu vertuschen, soll er die Drogen vertauscht haben: Statt Kokain wurde im Hochofen Mehl verbrannt! Der Beamte dürfte die Drogen unmittelbar vor dem Verbrennen abgezweigt haben.

Beamter fristlos entlassen
Der ranghohe Beamte wurde laut Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber unter dem Verdacht des gewerbsmäßigen Suchtgifthandels und Amtsmissbrauchs verhaftet und fristlos entlassen. Wie es ihm gelingen konnte, aus der Verwahrstelle heimlich "Koks" an sich zu bringen, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, die von der Korruptionsstaatsanwaltschaft (KStA) geleitet werden. "Er dürfte das Vier-Augen-Prinzip massiv verletzt haben", so Forsthuber.

Im Straflandesgericht hat man auf den Drogenhandel im eigenen Haus mit einer Neustrukturierung der Verwahrstelle reagiert, "um zukünftig einen derartigen Missbrauch praktisch ausschließen zu können", wie Forsthuber betonte. So soll es für "sensible Massen" künftig einen eigenen Bereich mit besonders strengen Sicherheitsvorkehrungen geben.

Hinweis aus der Suchtgift-Szene brachte Fall ins Rollen
Auf die Spur des Vize-Chefs der Verwahrstelle war man nach einem Hinweis aus der Suchtgift-Szene gekommen. Der Mann wurde daraufhin vom Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) observiert. "Der Zugriff ist dann nahezu auf frischer Tat erfolgt", meinte KStA-Sprecher Friedrich König. Dabei konnte bei dem Verdächtigen auch eine größere Menge Suchtgift sichergestellt werden.

von Christoph Budin und Peter Grotter (Kronen Zeitung) und krone.at; Symbolbild

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