Baby misshandelt

Großvater: “Meine Tochter ist keine Prügelmutter”

Österreich
22.08.2013 17:00
Donnerstag, 10 Uhr: Franz Unger (46) hat seine Tochter Melissa gerade in der U-Haft besucht. Die 23-jährige zweifache Mutter wird beschuldigt, ihr damals zwei Monate altes Baby schwer misshandelt zu haben. Am Freitag geht der Prozess um die kleine Marilyn am Landesgericht Eisenstadt weiter - es wird auch ein Urteil erwartet.

"Krone": Herr Unger, wie geht es Ihrer Tochter?
Franz Unger: Sie hat wieder sehr viel geweint. Die Melissa hat Angst, eine Strafe anzunehmen für etwas, was sie tausendprozentig nicht gemacht hat. Ihr wurde angeboten, dass sie ein Drittel weniger Strafe kriegt, wenn sie sagt, dass sie es war.

"Krone": Gebrochene Ärmchen und Beinchen, schwerste Verletzungen an Rippen und am Kopf: Und dafür soll eine Mutter nicht zumindest mitverantwortlich sein?
Unger: Das ist schrecklich, was da für ein Unglück passiert ist, ganz schrecklich. Okay, meine Tochter hat Scheiße gebaut mit Sozialbetrug und so, aber das macht sie nicht zur Prügelmutter. Es gibt keinen Beweis dafür, dass sie dem Kind wehgetan hat.

"Krone": Woher stammen dann die Verletzungen?
Unger: Ich kann nicht sagen, dass der René (Anm.: Marilyns Vater) das gemacht hat. Ich kann nur sagen, dass er meine Tochter geschlagen hat. Warum schreiben die Medien dann Prügelmutter und nicht Prügelvater? Und warum wird die Gewalt des Vaters bei Gericht nicht einmal erwähnt?

"Krone": Sie glauben, dass Ihre Tochter unschuldig ist?
Unger: Ich glaube immer daran, ich hoffe es. Was ich möchte, ist eine gerechte Strafe für den, der das gemacht hat. Wenn es meine Tochter war, dann auch für sie.

"Krone": Haben Sie als Großeltern denn nicht bemerkt, in welchem Umfeld Ihre Enkeltochter da aufwächst?
Unger: Doch, natürlich. Wir wussten, dass der René drogensüchtig war, aber dann hat er ja den Entzug gemacht. Manchmal ist er voll ausgezuckt. Die Melissa hat uns ja auch angerufen, als sie gemerkt hat, dass mit der Kleinen etwas nicht stimmt. Wir waren dann dort, haben aber nichts bemerkt. Auch der Kinderarzt nicht. Die Fürsorge war auch zweimal pro Woche da. Sie hat auch nichts bemerkt. Wie sollte ich es dann bemerkt haben?

"Krone": Machen Sie sich Vorwürfe, dass Sie das Mädchen nicht schützen konnten?
Unger: Vorwürfe macht man sich immer. Es ist traurig, mir fehlen die Worte. Aber wir haben halt gemacht, was gegangen ist.

"Krone": Ihre Tochter soll dann umgezogen sein, um den Behörden ein Schnippchen zu schlagen.
Unger: Das ist ein Blödsinn. Sie ist weggezogen, weil die Miete zu teuer war und weil sie aus dem Fenster rausgeheizt haben, so undicht waren die.

"Krone": Sie haben eine Zeit lang darum gekämpft, dass Marilyn bei ihren Großeltern aufwachsen soll. Haben Sie da noch Hoffnung?
Unger: Wir hätten es natürlich gerne. Aber uns wurden Steine vor die Füße gelegt. Es wurde alles versucht, dass wir sie nicht bekommen. Ich muss aber sagen, dass es Marilyn bei der neuen Pflegefamilie sehr gut geht. Wir haben sie erst vor zwei Wochen im Kinderschutzzentrum sehen dürfen.

"Krone": Hat sie Schäden davongetragen?
Unger: Soweit ich das beurteilen kann, nein. Sie ist ein total fröhliches Mädchen.

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