"Tiger" kommentiert

FPÖler vergleicht Norwegen jetzt mit Abtreibungen

Österreich
27.07.2011 15:36
Der Tiroler FPÖ-Abgeordnete Werner Königshofer, der am Wochenende auf Facebook den Doppelanschlag von Norwegen mit islamistischen Terroranschlägen aufgerechnet hat, legt jetzt auf seiner Website einen zweiten Eklat nach. In einer Rubrik "Tigerkommentare" ruft Königshofer Sozialdemokraten und "Linksmedien" dazu auf, angesichts der Ereignisse in Norwegen die Fristenlösung zu diskutieren.

Als "Königstiger" referiert der promovierte Jurist mit einem weiteren Doktorat in Germanistik und Geschichte zunächst über diverse "Ismen", die Menschen "oft zu Millionen vereinnahmen und verführen". Vor Kommunismus, Sozialismus, Trotzkismus und Linksextremismus zählt der Nationalratsabgeordnete in dem mit 26. Juli datierten Eintrag auch "Faschismus, Nazismus, Rechtsextremismus und religiösen Fanatismus" auf. Das habe aber mit einem "wirklich nationalen Menschen", "der niemals auf die Idee kommen würde, auf sein Volk zu schießen", nichts zu tun.

Königshofer: "Man sollte daher national und sozial eingestellte Menschen nicht in einen Topf werfen mit den Anhängern totalitärer 'Ismen'!" Erneut erklärt der Freiheitliche seine Ansicht, die "wahnsinnige Bluttat" werde derzeit zu politischen Zwecken instrumentalisiert. Nämlich dann, wenn in Zusammenhang mit den Ideologien des Attentäters, den die norwegische Polizei als "christlichen Fundamentalisten mit Kontakten zur rechtsextremen Szene" bezeichnet, die aufstrebenden Rechtspopulisten Europas genannt werden. Auf Facebook bezeichnete dies Königshofer als "unfassbar". Der Eintrag und die dazu geposteten, teils recht heftigen Kommentare wurden übrigens bereits gelöscht.

Europa soll auch über "ungeborene Opfer" weinen
Im zweiten Teil seines Kommentars appelliert Königshofer dann, das Massaker in Norwegen zum Anlass für eine neue Debatte über Abtreibungen zu nehmen: "Im Angesicht dieser schrecklichen Ereignisse in Norwegen sollte man in ganz Europa einmal tiefgehender über den Wert des menschlichen Lebens nachdenken. Auch darüber, dass in Europa jedes Jahr Millionen ungeborener Kinder schon im Mutterleib getötet werden." (Anmerkung: Die WHO geht in ihrem aktuellen Dossier über Schwangerschaftsabbrüche mit Daten aus dem Jahr 2003 weltweit von jährlich 42 Millionen Abtreibungen inkl. jener aus medizinischen Gründen aus. Für Europa wird die Zahl 4,3 Millionen genannt, nach 7,7 Millionen im Jahr 1995.)

Die Sozialdemokraten fordert Königshofer dann auf, den "primitiven Slogan 'Mein Bauch gehört mir' zu überdenken". Abschließend heißt es: "Die jugendlichen Opfer von Oslo werden von uns zu Recht beweint. Nicht minder sollte das auch für die Millionen ungeborenen Opfer in ganz Europa gelten. Requiescat in pacem (RIP)."

Rüge durch Vize-Parteichef offenbar wirkungslos
Für die Facebook-Aktion hatte sich Königshofer am Dienstag bereits eine Rüge von FPÖ-Vizeparteiobmann Norbert Hofer eingefangen. Man werde "Königshofer neuerlich dazu verpflichten, seine Worte zu mäßigen", verkündete Hofer. "Diesmal muss es aber funktionieren." Außerdem befand Hofer, sein Parteikollege könnte "besser auf seinen Facebook-Freundeskreis" achten. "Es ist schon auffällig, wie viele Menschen auf seiner Seite Fragwürdiges posten." Zum Rücktritt wollte Hofer dem Mandatar aber nicht raten.

Das tat am Mittwoch dafür der Grünen-Abgeordnete Karl Öllinger: "Hassprediger Königshofer zündelt und zündelt weiter und geriert sich nach der Verhaftung von Gottfried Küssel und dem Ende von alpen-donau.info als Galionsfigur der österreichischen Hass-Szene." Die FPÖ müsse nun entscheiden, ob Hassprediger wie Königshofer "samt Anhang" in ihren Reihen Platz habe. Die Reaktion Hofers sei unzureichend: "Ein zärtliches 'Du, du, das ist aber nicht lieb' seitens der FPÖ-Spitze ändert gar nichts", so Öllinger.

Tiger oder Wehrmachtspanzer?
Das von Königshofer auf seiner Website gewählte Pseudonym "Königstiger" entbehrt übrigens nicht einer gewissen Zweideutigkeit, die der Abgeordnete auch zu unterstützen scheint. Es ist nämlich nicht nur die Bezeichnung für die zweitgrößte Unterart der Tigerraubkatzen, sondern auch der Name des schwersten Panzers der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Königshofer verlinkt von seiner Website mit dem einzigen Eintrag in der Rubrik "Allgemeines" auf einen Schweizer Verein, der für die Restaurierung eines solchen Panzers in einem Schweizer Militärmuseum Spenden sammelt.

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