Erste Fuhre erfolgt

Kärnten: Schweine vom “Gnadenhof” abtransportiert

Kärnten
04.11.2011 08:56
Kálmán Zsupán ist der Schweinezüchter im Zigeunerbaron von Johann Strauss. In Wollanig bei Villach spielt die Rolle der Chirurg Wolfgang Laussegger (zweites Bild). Doch während das Publikum die Operette meist bejubelt, stinkt es den Anrainern des Arztes, der einen "Gnadenhof" für Schweine nahe Villach betreibt, und zwar gewaltig. Nun wurden die ersten Tiere abtransportiert.

Für die einen ist der "Gnadenhof" hoch über Villach das Werk eines Spinners und rücksichtlosen Nachbarn - oder gar das eines Menschenfeinds, der nur noch an die Tiere glaubt. Andere sehen in Laussegger einen, der seinen 200 Viechern üble Massentierhaltung und quälende Schlachtbänke erspart. Ist er nun der edle Schweinezüchter aus der Operette oder der verrückte Nachbar?

"Gnadenhof" als echte Landplage?
Hugo Brandstätter und Gattin Elvira sind Nachbarn. Für sie ist der "Gnadenhof" eine echte Landplage. Die streunenden Schweine würden hier in Wollanig alles zerstören, Gärten umpflügen, Menschen anfallen und Gestank verursachen. Brandstätter zeigt Fotos, die sprachlos machen: Schweine, die von eigenen Artgenossen gefressen werden. Säue, von denen abgenagte Gerippe in den Wiesen liegen. Der Kopf eines Ziegenbocks, abgetrennt vom restlichen Körper im Schlamm. Grauenhaft.

"Seit Jahren geht das hier so dahin"
Polizistin Michaela Klammer wiederum weiß von riesigen Keilern – denn viele Schweine des Arztes sind bereits verwildert –, die im Garten warten und ihren Sohn und ihren Hund jagen. Bürgermeister Helmut Manzenreiter und seine Stadträtin Hilde Schaumberger – ihrerseits eine Wollanigerin – wollen endlich eine Lösung. "Seit Jahren geht das hier so dahin. Obwohl es einen Bescheid gibt, die Schweine vom Hof zu bringen", so der Stadtchef. Die Lebensqualität der Anrainer müsse Vorrang haben vor dem recht- und haltlosen Zustand am "Gnadenhof". Am Samstag werde durchgegriffen, so die politische Ankündigung.

Arzt-Sohn bringt Schweine in Notunterkunft
Wolfgang Laussegger senior will seine Tiere "naturnahe halten", denn Tiere seien vor dem Menschen auf der Erde gewesen. Sie sollen auch naturnahe sterben. Doch auch sein Sohn Wolfgang (Bild 3) wird es langsam zu viel. Am Donnerstag hat er mit dem Abtransport der Schweine begonnen: "Wir bringen alle Schweine zu Bauern, sozusagen in eine Notunterkunft. Nein, wirklich nicht zum Schlachten. Ginge auch nicht, denn die meisten Säue sind trächtig", betont er, stehend zwischen Hunderten Milchpackerln im Dreck, tiefen Schlamm und stinkenden Kot. Möglich, dass dem Vater das Ganze vielleicht über den Kopf gewachsen sei.

Vater Laussegger hat unterdessen die Nase voll. Der "Krone" kündigt er sein baldiges Auswandern an: "Ab 1. Jänner bin ich in Pension, dann emigriere ich. Meine Tiere verschenke ich alle. Ich habe die Freude an Villach und Kärnten verloren."

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