Etliche Fußball-Insider fielen aus allen Wolken, als sie via "Krone" vom Wettskandal Notiz nahmen. Blankes Entsetzen machte sich unter den Granden breit - sehr zur Verwunderung von Ex-Austria-Meistermacher und TV-Schmähbruder Frenkie Schinkels. "Ich bin offenbar einer der wenigen Fußballinteressierten, die dieser Fall nicht verwundert", tut er im Gespräch mit krone.at unverblümt kund. Sein gleichermaßen plausibles wie erstaunliches Argument: "Mir wurde als Kärnten-Trainer ebenfalls angeboten mitzuhelfen, eine Partie zu manipulieren."
"Hau dich über die Häuser, du Volltrottel!"
Namen will Schinkels nicht nennen. Nur so viel: Es handelte sich um eine Meisterschaftspartie in Österreichs höchster Spielklasse. Ein "schlecht deutsch sprechender Manager" aus dem Ausland sei auf ihn zugekommen und habe nachgefragt, ob es möglich wäre, "da etwas zu machen". Schinkels' Reaktion fiel heftig aus. "Ich hab' ihm in meinem schlechten Wienerisch sinngemäß gesagt: 'Hau dich über die Häuser, du Volltrottel!'"
In seiner vor Kurzem erschienenen Biographie verrät Schinkels, als Trainer nirgends so gut verdient zu haben wie damals in Kärnten, wo Jörg Haider als Präsident die Strippen zog. Für den Durchschnittskicker ist Österreich dagegen alles andere als ein Gehaltsparadies. Das wiederum spiele den Drahtziehern der Wettmafia in die Karten und mache ein kleines Land wie Österreich für derartig dubiose Angebote anfällig. "Gerade bei kleineren Vereinen verdienen Spieler nicht so rosig - da bist du natürlich für so etwas anfälliger, als wenn du Millionen verdienst", meint Schinkels.
Wettskandal kein Einzelfall
Dass es sich beim aktuellen Wettskandal um einen Einzelfall handelt, glaubt Frenkie nicht. "Ich habe schon viele Beobachtungen gemacht, die mich darauf schließen lassen, dass so etwas wohl immer wieder passiert. Auch habe ich selbst erlebt, dass sich Spieler im Match sehr eigenartig verhalten haben. Und wenn - nur um ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte zu nennen - ein Wiener-Neustadt-Spieler in der Schlussphase eines Spiels ein elfmeterreifes Handspiel begeht und Sturm dadurch Meister wird, ergibt das auch ein sehr schräges Bild."
Gemeint ist das offenbar ohne jede Not in der 87. Minute begangene Hands von Edin Salkic in der vorletzten Runde 2011 im Spiel gegen Sturm Graz - durch den fälligen Elfmeter sicherten sich die Steirer den 2:1-Sieg und stellten die Weichen auf Meisterkurs. Salkic - für ihn gilt freilich die Unschuldsvermutung - wurde nie Absicht nachgewiesen.
Und das legendäre 0:7 Red Bull Salzburgs im Heimspiel gegen Rapid von 2008, auch immer wieder beliebtes Objekt von Spekulationen über mögliche Schiebungen? "Nein", sagt Schinkels, "ich bin mir sicher, dass da nichts dran ist. Ich war damals selbst im Stadion und habe miterlebt, wie die Partie verlaufen ist. Solche Spiele gibt's."
Schinkels' Gegenrezept gegen Spielmanipulationen: beinhartes Durchgreifen. "Von ÖFB und der Bundesliga erwarte ich mir, dass dagegen strikt vorgegangen und wird und harte Strafen ausgesprochen werden."
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