Als 1. im WM-Finale

Deutschland feiert gegen Brasilien 7:1-Kantersieg

Sport
08.07.2014 23:49
Der brasilianische Traum von der "Hexacampeao", dem sechsten Weltmeistertitel, ist geplatzt – zum Platzen gebracht worden von Deutschland, das am Dienstag mit einem historischen 7:1-Sieg gegen den Gastgeber als erstes Team ins WM-Finale eingezogen, ja geradezu gestürmt ist. Vor rund 58.000 Zuschauern setzten sich die Mannen von Coach Joachim Löw dank Toren von Thomas Müller (11.), Miro Klose (23.), Toni Kroos (23., 24.), Sami Khedira (29.) und Andre Schürrle (69., 79.) durch. Den Ehrentreffer für die ohne ihren Superstar Neymar wenig durchschlagskräftigen Brasilianer erzielte Oscar (91.).

Auf den Tag genau 24 Jahre nach dem Gewinn ihres bislang letzten Weltmeistertitels gehörten die ersten Minuten des ersten Halbfinal-Matchs dieser WM-Endrunde nicht den damals siegreichen Deutschen, sondern praktisch ausnahmslos den in gelben Leibchen spielenden Gastgebern. Die offensichtlich topmotivierten und mit einer Überfallstaktik aufs Feld geschickten Brasilianer schnürten die in Rot-Schwarz gewandeten Deutschen vom Anpfiff an in ihrer Hälfte ein und kamen früh zu ihrem ersten Corner (1.) sowie ihrem ersten Torschuss (2./Marcelo schoss aus 18 Metern daneben). Wenig später musste DFB-Goalie Manuel Neuer erstmals höchstpersönlich in extremis eingreifen, als er eine Hulk-Hereingabe auf Oscar rechtzeitig abfing (4.). Ein Tor hing zwar nicht direkt in der Luft, wenn eines fallen hätte müssen, wäre es aber wohl eher im DFB-Tor zu erwarten gewesen.

Müller-Tor bringt Brasiliens Anfangselan zum Erliegen
Ihre erste konkretere Annäherung an das brasilianische Gehäuse von Goalie Julio Cesar lancierten die Deutschen in der 8. Minute, als Khedira nach Vorarbeit von Müller und Mesut Özil volley abzog – und dabei nur seinen Mitspieler Kroos traf. Mit der brasilianischen Herrlichkeit war's damit vorbei, wenig später nahm das Drama für den Gastgeber seinen Lauf. Einen Eckball von Kroos drückte Müller zu seinem bereits fünften Treffer bei dieser WM volley ins Tor (11.). Bereits dieser Treffer reichte, um auf den Tribünen die ersten Tränen unter den einheimischen Fans kullern zu lassen. Die gelb-grüne Fan-Schar schöpfte nach einer Attacke von Philipp Lahm am durchbrechenden Marcelo zwar kurz Hoffnung, aber Schiedsrichter Marco Rodriguez ließ die Pfeife zu Recht stecken (18.).

Horror-Zeit für "Selecao", magische Minuten für DFB-Elf
Was dann folgte, lässt wohl die traumatische WM-Pleite von 1950 in Vergessenheit geraten, als Brasilien bei der bisher letzten Heim-WM gegen Uruguay den so sehnlich erträumten Titel im letzten Moment aus der Hand gab. Denn in nur sechs Minuten verspielten die Brasilianer jede Chance auf ein Comeback gegen die Deutschen: Erst blieb es Klose überlassen, nach Vorarbeit von Kroos und Müller mit seinem bereits 16. WM-Tor (23./damit alleiniger WM-Rekordhalter) auf 2:0 zu erhöhen, dann stellte der überragende Kroos selbst im Alleingang mit Distanzschüssen auf 3:0 (24.) bzw. 4:0 (26.), und zum Abschluss erzielte Khedira (29.) nach einem Doppelpass mit Özil gar das 5:0 (29.). Praktisch jeder Schuss fand den Weg in den Kasten des direkt schon bemitleidenswerten Julio Cesar.

Wie zum Hohn für Brasilien nahm Löw zur Halbzeit den im Verlauf der WM immer wieder angeschlagen gewesenen Mats Hummels vom Platz – nicht, dass sein Ersatz Per Mertesacker auch nur auf dem Papier eine Schwächung bedeutet hätte, aber in einem WM-Halbfinale nach 45 Minuten einen Spieler schonen zu können, das gab's wohl noch nicht allzu oft in der WM-Geschichte. Was auf den Wiederanpfiff folgend zu sehen war, war eine deutlich zurückhaltendere deutsche Mannschaft, die sich in den ersten Minuten gleich einmal etwas fahrig präsentierte und drei Möglichkeiten der Gastgeber zulassen musste. Bei einer Flanke von Ramires (50.) und Abschlüssen von Oscar (52.) und Paulinho (53.) musste Neuer eingreifen und einen Ehrentreffer der "Selecao" verhindern.

"Nur" drei Tore in der zweiten Spielhälfte
Dann "erfingen" sich die Deutschen allerdings wieder, und binnen fünf Minuten kam Müller zu drei Chancen: Doch weder im Eins-gegen-eins (60.) noch mit einem Kunstschuss (61.) und einem Flankenversuch (65.) kam er gegen Cesar an. Diese Aktionen waren offenbar der notwendige Weckruf für die DFB-Elf, denn keine vier Minuten später erhöhte Einwechselspieler Schürrle nach brillanter Vorarbeit von Lahm auf 6:0 – das halbe Dutzend war nun voll, und die Demütigung für den fünffachen Weltmeister Brasilien wurde immer größer. Der Käse war damit aber noch nicht gegessen, denn in Minute 79 erzielte Schürrle sogar noch seinen zweiten Treffer an diesem historischen Abend: Müller lupfte den Ball über die Brasilien-Abwehr zum Chelsea-Kicker, der mit links zum 7:0 einschoss. Am Schluss schaffte die "Selecao" unmittelbar im Anschluss an eine vergebene Özil-Chance aufs 8:0 noch eine Ergebniskosmetik, großen Trost konnte das 1:7 durch Oscar in Minute 91 aber weder bei der Mannschaft noch bei den brasilianischen Fans im Stadion spenden.

Mit dem 7:1 wurden Allzeit-Rekorde geknackt
Am Ende des Tages waren mit dem 7:1 der Deutschen gegen Brasilien wohl nicht nur die Herzen vieler der mehr als 200 Millionen Einwohner des südamerikanischen Landes gebrochen, sondern auch zwei eigentlich als unknackbar geltende Allzeit-Rekorde bei Fußball-Weltmeisterschaften:

  • Noch nie zuvor hatte es in einem WM-Halbfinale einen so klaren Sieg wie dieses 7:1 gegeben. Bisher waren 6:1-Erfolge von Argentinien gegen die USA (1930), von Uruguay gegen Jugoslawien (1930) und von Deutschland gegen Österreich (1954) die Top-Partien gewesen.
  • Noch nie zuvor hat Brasilien bei einer WM-Endrunde eine so hohe Niederlage wie dieses 1:7 kassiert. Die nummerisch gesehen schmerzhafteste Pleite überhaupt hatte es bisher mit einem 0:3 im WM-Finale 1998 gegen Frankreich gesetzt.
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(Bild: KMM)



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