Ernst und fordernd

Unglücksrabe im Abenteuer: “DSA: Satinavs Ketten”

Spiele
08.07.2012 09:36
Üblicherweise steht "Das Schwarze Auge" für Rollenspiele, doch Daedalic hat die Lizenz als klassisches Point&Click-Adventure umgesetzt. Spieler erwartet in "Satinavs Ketten" eine ernste Geschichte voller Abenteuer mit fordernden Rätseln. Lediglich teils unklare Aufgaben und schwache Gesichtsanimationen nagen etwas an der Atmosphäre.

"Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten" basiert auf "Das Schwarze Auge", einer beliebten deutschen Rollenspiel-Marke, die dank der "Drakensang"-Spiele in guter Erinnerung geblieben ist. "Satinavs Ketten" jedoch ist kein Rollenspiel, sondern ein waschechtes, klassisches Adventure: Da werden keine Monster bekämpft oder Charakterbögen studiert, stattdessen gibt's eine gute Geschichte und entspanntes Rätselknacken in bewährter Point&Click-Manier. Für den Adventure-Ausflug zeichnet Daedalic Entertainment verantwortlich, das Hamburger Team, das im Genre schon lange als feste Instanz gilt: "Harveys Neue Augen", "Deponia", "The Whispered World" - nur einige der Titel, mit denen sich das Studio einen guten Ruf erarbeitet hat.

In "Satinavs Ketten" übernimmt der Spieler die Rolle von Geron, einem vom Pech verfolgten Burschen, der aufgrund einer mysteriösen Prophezeiung als Unglücksrabe gebrandmarkt wurde und sich im mittelalterlichen Städtchen Andergast als Vogelfänger verdingt. Zunächst stehen ein paar Übungsrätsel auf dem Programm, die machen mit der einfachen Maussteuerung und dem gemütlichen Spieltempo vertraut. Erst nach etwa einer halben Stunde gerät die Handlung richtig ins Rollen: Andergast wird von einer dunklen Macht bedroht und natürlich liegt es nun am unbeholfenen Geron, Hilfe zu holen und seine Heimat zu retten.

Liebevolle Umsetzung - Vorkenntnisse nicht nötig
Wer nun Angst hat, die Geschichte rund um "Das Schwarze Auge" mangels Kenntnissen der Rollenspielmarke nicht zu verstehen, kann beruhigt sein: Vorkenntnisse sind für "Satinavs Ketten" nicht nötig. Fans der Rollenspiel-Vorlage freuen sich aber über eine liebevolle Umsetzung des mittelalterlichen Aventuriens, mit passenden Kostümen, markanten Namen und authentisch-schwülstigen Dialogen. Schade allerdings, dass Daedalic nicht ein paar Rollenspielelemente in sein Adventure eingebaut hat: Es geht in der Regel streng linear zu, Entscheidungsmomente, alternative Lösungswege oder verschiedene Endsequenzen gibt's hier nicht. 

Ungewöhnliches Trio
Während seines Abenteuers trifft Geron zwei ungewöhnliche Verbündete: die einfältige Elfe Nuri und einen neunmalklugen sprechender Rabe. Zwar sind die Charaktere grundsätzlich nett, allerdings wirken Geron und Nuri im Vergleich mit den Helden früherer Daedalic-Spiele ein wenig blass und passiv - bis der Funke überspringt, dauert es daher etwas länger als Figuren wie Rufus, Sadwick oder Edna.

Gemeinsam macht sich das tapfere Trio auf durch das Fantasy-Reich Aventurien, begegnet dabei zwielichtigen Gestalten, wehrt unliebsame Verfolger ab, nimmt es sogar mit blutrünstigen Orks auf - eine überraschend ernste Geschichte, die Daedalic da erzählt, auch wenn hin und wieder humorvolle Momente die Stimmung heben. Trotz einiger spannender Szenen, in denen auch mal Nebenfiguren zu Tode kommen, muss man keine Kämpfe bestreiten - alle Probleme werden mit Verstand gelöst.

Rätsel knackig und meist fair
Das ist auch gut so, denn das Rätseldesign ist meist gelungen. In der Regel ist die Aufgabenstellung klar und der Schwierigkeitsgrad fair. Auch die hohe Rätseldichte ist ein klares Plus, der Spieler hat viel zu tun in "Satinavs Ketten", das mit 10 bis 12 Stunden recht umfangreich ausfällt. Das Spiel beginnt angenehm locker, der Schwierigkeitsgrad zieht erst ab der Spielmitte spürbar an. Dann gibt's jedoch auch einige Stellen, in denen das Spiel konkrete Tipps oder Hinweise vermissen lässt, die einem erklären, was man überhaupt zu tun hat. Dann hilft dann nur noch stures Rumprobieren weiter.

Immerhin: Es lassen sich einige Hilfen hinzuschalten, die etwa Hotspots ausgrauen, die man bereits untersucht hat. Das ist nützlich und verringert den Aufwand beim Experimentieren. Wer es lieber schwierig mag, kann aber auch ohne Hilfen spielen. Außerdem sind die Laufwege stets kurz und die Menge an Interaktionsobjekten ist überschaubar, das nimmt einigen kniffligen Aufgaben ihren Schrecken. 

Hintergründe wie Gemälde - schwache Gesichtsanimationen
Die Präsentation ist nicht ganz so gelungen wie in Daedalics letztem Werk "Deponia": Die Entwickler wählten für "Satinavs Ketten" einen optischen Stil, der bewusst an Konzeptgrafiken erinnert - die 2D-Umgebungen wurden also etwas gröber gezeichnet als im Genre üblich, das verleiht den Szenen einen gemäldehaften Charakter. Allerdings sind die Bewegungen der Charaktere oft so abgehackt, dass der eigentlich hübsche Grafikstil darunter leidet - vor allem in Dialogen, in denen die Charaktere in Großaufnahmen zu sehen sind, fallen die schwachen Gesichtsanimationen störend auf. 

Licht und Schatten auch beim Ton
Auch der Ton ist grundsätzlich gut und gelungen, aber eben nicht überragend: Die deutschen Sprecher passen zwar stets zu den Figuren und sind bemüht, doch ihre Texte klingen manchmal auch etwas abgelesen - mehr Dynamik und Pepp hätte den Dialogen gut getan. Ein Für und Wider gibt's auch bei der Musik: Der Soundtrack ist zwar stimmungsvoll und passt prima zum Spielgeschehen, kommt aber so selten zum Einsatz, so dass man oft nur den Umgebungsgeräuschen lauscht. 

Fazit: "Satinavs Ketten" kommt zwar - etwa in Bezug auf die Hauptfiguren - nicht ganz an die früheren Werke Daedalics heran. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein hochwertiges, forderndes und atmosphärisches Adventure. Die ernste Geschichte ist gelungen, allerdings wird das Erzähltempo im späteren Spielverlauf von Rätseln ausgebremst, denen es an Erklärungen mangelt. Die Grafik, besonders die Hintergründe, gefällt, doch die schwachen Animationen nagen spürbar an der Atmosphäre. Wer "Das Schwarze Auge" oder Adventures - im Idealfall sogar beides - liebt, kann dennoch bedenkenlos zugreifen.

Plattform: PC
Publisher: Daedalic
krone.at-Wertung: 8/10

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