Zäher 3DS-Titel

Professor Layton tritt gegen Phoenix Wright an

Spiele
11.04.2014 13:02
Gute Rätsel, sympathische Charaktere, eine verworrene Geschichte und viel zu zähe Gerichtsverhandlungen - das kommt dabei heraus, wenn Nintendo seine 3DS-Stars Professor Layton und Phoenix Wright mit- bzw. gegeneinander antreten lässt. Warum 20 Stunden Spielzeit und mehr zwar sehr löblich sind, aber auch ganz schön lang werden können, klärt unser Test von "Professor Layton vs. Phoenix Wright".

Wer die Spiele um den rätsellösenden Archäologen Professor Layton und den großmäuligen Anwalt Phoenix Wright kennt, weiß um ihre Vorzüge und Fehler - und beide finden sich in "Professor Layton vs. Phoenix Wright" wieder.

Zuerst zum Positiven: Die Rätsel sind im neuen Mashup für Nintendos 3DS wunderbar gelungen - besser als in einigen der letzten Layton-Teile. Das liegt zum einen daran, dass sie sich stark voneinander unterscheiden, man also immer wieder auf neue Herausforderungen trifft. Zudem sind sie recht kreativ und nicht zu schwer, sodass man zwar überlegen und die grauen Zellen anstrengen muss, aber nicht frustriert wird.

Ebenfalls positiv ist der spannende Einstieg in die Geschichte, der mit kurzen animierten Videos erzählt wird: Verfolgt tatsächlich eine Hexe Will Crash, einen ehemaligen Studenten Laytons, und die junge Frau Sophie, die sogar aus Laytons Büro entführt wird? Und was hat es mit den geheimnisvollen Gestalten in Kutten auf sich?

Charaktere mit Witz und Charme
Als Professor Layton und sein kleiner Assistent Luke dann auch noch von einem Buch in die geheimnisvolle Stadt Labyrinthia gesogen werden und dort auf Wright und dessen Helferin Maya treffen, die ohne Erinnerungen an ihr früheres Leben in einer Bäckerei arbeiten, wird's gewohnt mysteriös. Die Figuren sind, wie meist in den Serien, eine der großen Stärken in "Professor Layton vs. Phoenix Wright": Mit Witz und Charme erkunden sie ihre Umgebung und treffen dabei auf verschiedenste Bewohner Labyrinthias, die dem Spieler mit teils schrägen Charakterzügen ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern.

In Labyrinthia ticken die Uhren übrigens anders: Die ganze Stadt glaubt fest an Hexen und dass diese verbrannt werden müssen, was im Lauf des Spiels in Hexenprozessen auch des Öfteren passiert. Während also Layton und Luke die Stadt nach Hinweisen auf das Rätsel der großen Hexe Arcana absuchen, versuchen Wright und Maya, angebliche Hexen in Prozessen vor dem Feuertod zu retten. Für jüngere Kinder könnte das, inklusive schreiender Hexen kurz vor der Feuergrube, zu gruselig sein.

Hexenprozesse zäh und unlogisch
Ältere Semester hingegen dürften sich über die Ernsthaftigkeit und zumindest teils erwachsene Unterhaltung freuen. Allerdings wird dies getrübt durch den Umstand, dass die Hexenprozesse viel zu zäh sind. Jeder von ihnen dauert mindestens eine halbe Stunde - und das auch nur, wenn man auf die eingebaute Spielhilfe vertraut. In der Umgebung sammelt man Layton-typisch Münzen, die man später gegen einen Tipp eintauschen darf - in Rätseln, aber eben auch in den Prozessen. Und das ist bitter nötig, will man nicht vor Frust in den 3DS beißen.

Schließlich warten im Kreuzverhör unzählige Aussagen von zahlreichen Personen darauf, dass der Spieler die eine erkennt, bei der er Einspruch erheben oder einen bestimmten Beweis präsentieren muss. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist aber völlig unklar, warum man ausgerechnet diese bestimmte Aussage angreifen muss - die vielzitierte Logik hilft einem überhaupt nicht weiter. Stattdessen ist es ohne Lösungshilfe ein absolutes Glücksspiel, bei der richtigen Aussage die richtige Aktion zu betätigen.

Nervige Spielzeistreckung
Zu allem Übel folgen noch mehr Dialoge, wenn man falsch liegt. Dann nämlich muss man Schelte durch die Anklage und den Richter hinnehmen. Passiert das zu oft, ist der Spieler gar gezwungen, den Prozess von vorn zu beginnen. Ständiges Speichern ist daher beinahe schon Pflicht.

Doch selbst wer sich mit den Lösungsmünzen durchschummelt, um die ohnehin elendig langen Prozesse ein wenig zu beschleunigen, muss japanotypische Spielzeitstreckung in Kauf nehmen. Ständig fällt der Hammer des Richters, dauernd gestikulieren Verteidiger und Zeugen vor und nach dem Sprechen - wären all diese sinnbefreiten und nervigen Gesten nicht im Spiel, wäre man wohl locker eine Stunde früher durch.

Geschichte entwirrt sich erst ganz zum Schluss
Ebenfalls viel zu lang zieht sich die Aufklärung der verworrenen Geschichte. Zumal sämtliche Charaktere dermaßen unlogisch agieren, dass man sich insbesondere für Rätsel-Held Layton manchmal fast schon ein wenig geniert. Diesmal wird am Schluss sogar von den Protagonisten selbst angemerkt, wie chaotisch die Story ist - dem Spieler hilft das leider nicht. Wie schon in zu vielen Layton-Teilen zuvor, erfährt er auch hier erst ganz am Ende, worum es eigentlich geht. Warum es Nintendo nicht schafft, die Story nach und nach zu entwirren und so über die Spieldauer hinweg die Spannung zu halten, ist das wohl größte Rätsel von "Professor Layton vs. Phoenix Wright".

Sound, Musik sind dafür wie in den Vorgängern gut gelungen, und auch die gelegentlich eingesetzten Sprecher machen einen guten Job. Die Zwischensequenzen sind ebenso wie die Spielgrafik recht hübsch, auch wenn vielleicht mehr aus dem 3DS herauszuholen wäre. Dafür ist die 3D-Unterstützung schick, nötig ist sie allerdings nicht.

Fazit: Tolle Rätsel und eine grundsätzlich spannende Geschichte treffen auf liebenswerte, witzige Charaktere - aber eben auch viel Verwirrung in den zähen Prozessen und Spielzeitstreckung durch nervige Gesten. Dass die Story haarsträubend aufgelöst wird, ist man von Layton-Spielen ja gewohnt, dass man aber bis zur letzten halben Stunde komplett im Dunkeln tappt, langweilt zum Teil. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und die löblichen Spielhilfen einsetzt, wird dennoch viel Spaß mit "Professor Layton vs. Phoenix Wright" haben - und das mit mindestens 20 Stunden Spielzeit auch, nicht nur für ein 3DS-Spiel, sehr lange.

Plattform: 3DS
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 7/10

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