"Blackout" ist Anti-Musik schlechthin und ein Meisterstück seelenloser Pop-Produktion. Es sind keine Lyrics im Booklet abgedruckt, die 12 Tracks wurden in Dutzenden verschiedenen Studios von Dutzenden verschiedenen Leute produziert, die einander eventuell durch den Austausch ihrer Bankverbindungen kennen.
Bis auf wenige Ausnahmen klingt der Inhalt wie die fünfzehnte Weiterverwurstung eines Songschnipsels, der irgendwann einmal im Studio eines angesagten Produzenten entstanden ist, als sich jemand unabsichtlich auf das Masterkeyboard des Hardwaresamplers gesetzt hat. In den Album-Credits sind bis zu sieben Komponisten hinter einem Track angeführt und nur zweimal "B. Spears". Da tauchen Namen wie Pharell Williams oder die Neptunes auf und etliche Produktionsgrößen aus Schweden, dem Nummer-1-Zulieferer der US-Studios, was dazu führte, dass Schwedens "Anti-Britney", Robyn Carlsson, mit ein paar Background-Vocals (aus dem Archiv?) auf „Blackout“ vertreten ist.
Die Texte?
In punkto Beats und Melodies könnte "Blackout" trotz der langen Verarbeitungskette als durchschnittliche R'n'B-Platte durchgehen. Sägende Dancefloor-Kracher, pochende Beat-Nummern - es ist eigentlich alles da, was derzeit angesagte Acts wie Rihanna oder Justin Timberlake auch haben. Was das Album schließlich ruiniert, ist die billige Peep-Show-Kabinen-Erotik, eine unangenehm peinliche Aura, die das komplette Album - vor allem die Lyrics - umgibt. Von der Single "Gimme More" über "Break The Ice", "Freakshow" oder "Ooh Ooh Baby" werden auf "Blackout" 43-einhalb Minuten lang Ein- statt wenigstens Zweideutigkeiten serviert. Über „bad ass soldiers“, die einen richtig hart ran nehmen sollen, in Zeiten des Irak-Krieges zu fantasieren, ist da noch die kleinste Peinlichkeit, die sich "Brit" leistet.
„Blackout“ ist unpersönlich und gönnt sich unterm Strich kein bisschen Selbstironie, was in Anbetracht der Schlagzeilenflut, mit der man die 25-Jährige, die in letzter Zeit vielleicht etwas Pech hatte, eindeckt, der Authentizität der Platte gewaltig auf die Sprünge geholfen hätte. Weil aber selbst die obligatorischen Dankesworte auf der letzte Seite des CD-Booklets fehlen, darf man vermuten, dass das Miss Spears alles sehr Wurst ist. Fazit: Keinen Penny wert.
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Offizieller Britney-Spears-Mediaplayer mit "Gimme More"
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