"Krone"-Interview

Cavaleras: “Haben keine Zeit mehr für Drama”

Musik
21.12.2017 17:00

Mit "Roots" wagte die brasilianische Thrash-Metal-Band Sepultura 1996 als erste ihrer Zunft den Weg zu Tribal-Klängen und berief sich inhaltlich auf ihre südamerikanischen Wurzeln und das Erbe ihrer Ahnen. Damit waren die beiden Brüder Max und Igor Cavalera nicht nur Wegbereiter für Slipknot und das gesamte Nu-Metal-Genre, sondern animierten andere Musikerkollegen dazu, sich in Texten mit ihrer Herkunft auseinanderzusetzen. Im Zuge ihrer "Roots"-Tour, die sie zum 20-Jahre-Jubiläum des Albums auch in den Wiener Gasometer brachte, machten wir mit beiden eine ausführliche Reise in die Vergangenheit.

(Bild: kmm)

Als wir das brasilianische Brüderpaar Max und Igor Cavalera an einem kalten Dezembersonntag vor dem Auftritt im Wiener Gasometer in ihrem Tourbus zum Interview besuchen, ist die Stimmung herzlich. Schlagzeuger Igor, neben seiner Vorliebe für Metal musikalisch auch im elektronischen Bereich tätig, heißt uns mit einem Pulli der deutschen Electro-Band Moderat willkommen, Sänger und Gitarrist Max wirkt wie immer etwas verschlafen und/oder verkatert, aber wohlgestimmt. Das mediale Gedöns freut die beiden sichtlich. "Wir haben fast eine Woche lang keine Interviews gegeben, heute in Wien haben wir gleich vier", lacht Max und freut sich ehrlich über das Interesse an ihm und dem Kultprojekt "Roots", dem revolutionären Kultalbum Sepulturas, mit dem das übriggebliebene Geschwisterduo seit mehr als einem Jahr zum 20-Jahre-Jubiläum rund um die Welt tourt.

1984 gründeten die beiden mit den beiden Mitstreitern Andreas Kisser und Paulo Jr. in Belo Horizonte ihre Metalband und wurden zum bis heute erfolgreichsten Musikexport ihres Landes. Von Anfang an versuchte das Teenager-Quartett in Musik und Texten möglichst extrem und provokant zu sein, was schlussendlich Früchte trug. Mit dem 1993 erschienen "Chaos A.D." entwickelte sich die Band endgültig zur Groove-Maschine mit dem textlichen Hang zu Sozial- und Gesellschaftskritik. Für das kommerziell erfolgreichste Album "Roots" besannen sich die Cavaleras auf ihre Wurzeln, verwendeten landesübliche Instrumente, integrierten Tribal-Parts und besuchten sogar Ureinwohner im Dschungel. Danach zerfiel die Band aufgrund von Ego-Problemen und internen Streitereien langsam aber sicher in alle Richtungen.

Max ging bereits nach dem Album, Igor 2006. Dazwischen herrschte lange Eiszeit zwischen den beiden Brüdern, bis sie sich mit Cavalera Conspiracy vor genau zehn Jahren wieder zurückmeldeten und unlängst mit "Psychosis" das vierte Studioalbum veröffentlichten. Im Interview blickten wir mit den Cavaleras somit nicht nur auf die Entstehungsgeschichte von "Roots", einem der revolutionärsten Metalalben der Geschichte, zurück, sondern auch auf die schwierige Beziehung unter Brüdern und Bandmitgliedern, falsche Entscheidungen, kreative Leerläufe und motivierte Zukunftspläne.

"Krone": Igor, Max - ihr habt bereits vor etwa eineinhalb Jahren mit den Jubiläumsshows zum damaligen 20-Jahre-Jubiläum des legendären Sepultura-Albums "Roots" begonnen. Wie hat sich diese Reise für euch angefühlt?
Igor Cavalera: Wir hatten noch nie so etwas gemacht und ich wusste nicht, was auf uns zukommen würde. Als wir die erste Tourrutsche 2016 erledigt hatten wusste ich aber, dass das etwas ganz Spezielles war. Viele Leute hatten nie die Chance dieses Album live zu hören, manche waren 1996 noch gar nicht auf der Welt und wiederum andere konnten sich damit in ihre eigene Jugend zurücktransferieren. Die Kombination aus all diesen Dingen macht die Relevanz dieser Musik aus. Es fühlte sich gut an, dieses Album wiederzubeleben und es hat mir geholfen, Songs für "Psychosis", unser neues Album mit Cavalera Conspiracy, zu schreiben. Viele glauben ja, wir hätten damit einen zweiten Teil der "Roots" erschaffen, aber eigentlich war es genau das Gegenteil. Gerade durch die "Roots"-Konzerte sind wir für das Album in eine ganz andere Richtung gegangen.
Max Cavalera: Die meisten Shows waren ausverkauft und es waren unglaublich viele Menschen bei den Konzerten. "Roots" war ein sehr wichtiges Album, das war uns damals beim Entstehungsprozess noch nicht so bewusst. Kein Mensch geht ins Studio und weiß schließlich, dass er einen Klassiker erschafft. (lacht) Die Klassiker entstehen dann eher zufällig, aber dass das Album gut und anders werden würde, das wussten wir damals schon. Dass es die Menschen nach 20 Jahren noch immer interessiert, ist ein Wahnsinn.
Igor: Es überrascht mich auch, wie wir ein Album von A bis Z spielen können und damit eine Show füllen. Bei unseren ersten Gesprächen waren wir nicht sicher, ob wir das Album auch live umsetzen können. Wir haben es dann probiert und die Dynamik passte sofort. Das Album war vielleicht kein leichtverdauliches, aber die Umsetzung ist uns gelungen.

Bei "Lookaway" hattet ihr Gaststimmen von Korns Jonathan Davis und Mike Patton von Faith No More. Es war klar, dass euch die beiden nicht für eine ganze Tour zur Verfügung stehen würden…
Max: Wir haben die Songs so arrangiert, dass es trotzdem funktionierte. Wir haben die flotten Songs wie "Lookaway", "Spit" oder "Straighthate" und dann haben wir die experimentellen Nummern wie "Ambush", "Itsári" oder "Ratamahatta". Es klingt heute noch immer großartig.
Igor: Als wir in San Francisco spielten, war Mike Patton da und kam spontan auf die Bühne. Das war ein wirklich spezielles Gefühl, dass ein so guter Freund nach 20 Jahren plötzlich die Bühne entert und dieses Lied mit dir so singt wie damals.

Sepultura zerbröselte über die Jahre im Streit. Als ihr aber die Idee hattet, das "Roots"-Album zum Jubiläum zu ehren, hattet ihr auch mal daran gedacht, die damaligen Originalmitglieder Andreas Kisser und Paulo Jr. zu kontaktieren?
Igor: Nein, zu keiner Sekunde. Meiner Meinung nach war das niemals ein Plan, mit ihnen irgendetwas zu tun zu haben. Max und ich ermöglichten diesem Album auf bestmöglichem Wege, noch einmal ins Rampenlicht zu kommen. An die anderen haben wir nie gedacht. Ich finde, die Shows klingen wirklich gut, auch mit den Musikern, die wir jetzt dabei hatten.
Max: Ich habe noch keinen aus dem Publikum gesehen, der sich darüber beschwerte, dass die beiden fehlten. Es macht schlicht keinen Unterschied.
Igor: Ich habe unlängst in London die Punk/Hardcore-Legenden Flag gesehen. Sie haben von der Besetzung her nur mehr wenig mit den originalen Black Flag zu tun, haben mich aber trotzdem völlig weggeblasen. Ich hatte nie die Chance, die Originalband zu sehen, weil ich früher in Brasilien lebte. Flag spielten aber alle Klassiker, gaben alles und überzeugten. Genau das wollten wir mit der "Roots" machen.
Max: Es geht darum, eine Verbindung zu den Fans zu finden. Ich finde, dass Igor und ich das Album sehr bescheiden und würdig ehren. Wir brauchten keine Pyrotechnik oder große Effekte, denn das Album selbst drehte sich schon damals rein um die Musik. Sie ist so stark, dass man kein Spielzeug drumherum braucht. Nicht jeder hatte die Chance, uns schon 1996 "Roots" spielen zu sehen.

Bei Sepultura habt ihr eine sehr interessante Entwicklung durchlaufen. Die ersten Alben waren satanisch, dann habt ihr euren Sinn für Polit- und Gesellschaftskritik entdeckt und für die "Roots" seid ihr zu euren Wurzeln gegangen, wart sogar im Dschungel beim "Xavante-Stamm", um mit den Eingeborenen zu arbeiten.
Max: Ich hasse es, Texte zu schreiben. Ich mache es, weil es für die Songs sein muss, fand aber nie einen Gefallen daran. Für mich ist das ein notwendiges Übel, aber ich mag Riffs und das Zusammenspiel mit Igor. Manchmal hat man aber Glück und schreibt so etwas wie "Roots", das auch den Weg zur Öffentlichkeit findet. Ich finde mich als Texter aber sehr medioker und weiß, dass es da viel Bessere gibt.
Igor: Ich streite das zu 100 Prozent ab. (lacht)
Max: Anfangs, als wir noch Teenager waren, waren wir von diesen bösen deutschen Bands beeinflusst. Sodom, Kreator, Destruction und auch ein bisschen vom Vibe der Schweizer Celtic Frost. Wir konnten ja noch nicht einmal wirklich Englisch und haben nur Wörter aneinandergereiht, die irgendwie cool klangen. Vielleicht hätten wir einfach satanisch bleiben sollen. (lacht)

"Roots" aufzunehmen war aber eine unheimlich mutige Entscheidung, denn keine Metalband zuvor scherte so aus ihrer Sicherheitszone aus. Hattet ihr anfangs keine Angst, dass dieses Experiment ein veritabler Bauchfleck werden könnte?
Max: Das Risiko war immer da, aber darum geht es doch im Leben. Ohne Risiko gibt es keinen Erfolg, das gilt ohnehin für alle Dinge.
Igor: Wie Max schon sagte, wussten wir zwar zu 100 Prozent, dass wir etwas Eigenständiges machen würden, hatten aber keine Ahnung, welche Auswirkung dieses Album haben würde. Von den Demos bis hin zum Mix in New York wussten wir schnell, dass es schwierig werden würde, die Leute dafür zu gewinnen. Es war anders als alles, was wir je zuvor gemacht hatten, aber wir haben nie eine Formel fürs Songwriting verwendet. Wir sind rausgegangen, unseren Instinkten gefolgt und haben dieses Album kreiert. Es hat genau die Phase reflektiert, in der Max und ich uns damals befanden. Je älter ich werde, umso klarer erkenne ich in unserer gemeinsamen Diskografie, wo wir zu welchem Zeitpunkt standen. Manchmal war das besser, manchmal schlechter. Manchmal aggressiver, manchmal dunkler. Wir haben jedenfalls eine besondere Geschichte.
Max: Es wäre viel leichter gewesen, noch einmal die "Arise" oder die "Beneath The Remains" aufzunehmen, aber das wäre sehr langweilig gewesen. Wir wollten zeigen, dass wir mehr können und gingen sehr ambitioniert an die Sache heran. 1993 veröffentlichten wir "Chaos A.D.", was für mich das wohl wichtigste Album unserer Karriere war. Dieses Album hat uns den großen Durchbruch gebracht und wir wussten sofort, wir könnten auch etwas anderes machen. Wir wurden langsamer, hatten andere Rhythmen und erstmals brasilianische Einflüsse in Songs wie "Refuse/Resist" und "Kaiowas". Ohne dieses Album hätte es "Roots" nie gegeben.

Auf der "Chaos A.D." habt ihr euren Signature-Sound gefunden. Spätestens dort wart ihr mit keiner anderen Band mehr zu vergleichen.
Max: Ehrlich gesagt ist es mein Lieblingsalbum, ich mag die "Chaos A.D." noch lieber als die "Roots". Es war nicht leicht, dieses Album zu machen und wir waren wahnsinnig mutig. Andy Wallace hat es produziert, er ist ein Gott in seinem Metier. Er arbeitete mit Slayer, New Model Army und Madonna, hatte einfach von allem eine Ahnung. Er hat uns wirklich gefordert und uns im kreativen Bereich irrsinnig weitergebracht.
Igor: Er arbeitete anders als andere Produzenten. Wir gaben ihm sehr viel artistische Freiheit und er tat das gleiche mit uns. Es war einfach ein angenehmer Austausch auf Augenhöhe, und wir konnten immer über alles offen reden. Er hat uns nie von Ideen abgehalten, weil sie ihm nicht gefielen, sondern vielmehr versucht, diese gewinnbringend wo einzubauen.

Würdet ihr euch "Chaos A.D." einmal in voller Länge aufführen? Das 25-Jahr-Jubiläum kommt 2018 aber wohl zu früh…
Max: Wenn der Zeitpunkt passt, warum nicht? "Roots" war genau unser Plan und wir waren voll dahinter, deshalb war die Tour auch so erfolgreich. Wir haben nun das neue Album von Cavalera Conspiracy und ich toure im Frühling mit Soulfly. Wir wollen auch "Psychosis" ordentlich auf die Bühne bringen, weil es das Werk einfach verdient hat. Ich glaube auch nicht, dass wir als Cavalera Conspiracy schon einmal eine richtige Europa-Tour spielten, auch dafür wäre es Zeit. Mit einem richtigen Package wie in den alten Tagen. Mit Bands wie Godflesh, Firespawn, Entomed A.D. oder Integrity. Da gäbe es so viele coole Bands, die man versammeln könnte für eine wirklich schöne Metalnacht. Ich bin sehr stolz auf "Psychosis". Es war nicht einfach, aber es zeigt auch, dass wir noch immer Feuer in uns haben und alles für die Musik geben. Wenn das alles erledigt ist, dann könnten wir wieder über ein Jubiläum nachdenken.
Igor: Da wir gesehen haben, wie cool die Zeit mit der "Roots" war, könnte uns das natürlich leichter zu einer anderen, ähnlich gearteten Show motivieren. Solche Shows werden aber niemals unsere Hauptsache werden, auch wenn wir solche Specials immer wieder mal starten könnten.
Max: Vielleicht könnten wir sogar mal 50 Jahre der ersten EP "Bestial Devastation" feiern. So weit kann ich ja nicht einmal rechnen. (lacht)

Nach der "Roots" veränderte sich viel. Max hat die Band sofort verlassen, Igor war immerhin noch bis 2006 an Bord der "alten" Sepultura. Habt ihr rückblickend die richtigen Entscheidungen getroffen?
Max: So ist das Leben und das lässt sich nicht planen. Es gibt Überraschungen, Fehler und Enttäuschungen und am Ende lernt man aus allem. Du tust immer das, was du für dich als richtig befindest und ich bin derzeit froh, dass wir zwei wieder zusammenspielen und Musik machen. Manchmal denkt man natürlich darüber nach, was wäre wenn, aber es ist im Endeffekt sinnlos. Dinge sind passiert, manche waren wirklich beschissen, aber das ist Vergangenheit und wir leben im Jetzt. Viele Menschen jammern immer ihren goldenen Zeiten nach, das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin so glücklich mit allem, was ich tue, dass für mich jetzt die goldene Zeit ist - in der Gegenwart. Ich habe mittlerweile Erfahrungen gesammelt und eine gewisse Art von Weisheit und Ruhe, um den Moment besser zu genießen.
Igor: Es war damals wirklich nicht einfach. Wir haben zu viel getrunken und konnten uns teilweise selbst nicht mehr leiden.

Habt ihr es damals, an der Spitze eures kommerziellen Erfolgs, vielleicht auch mit der Arbeit übertrieben? Zu viele Touren, zu viele Termine?
Max: Es war eine Kombination aus vielen falschen Dingen. Heute haben wir die Erfahrung und das Bewusstsein, wie man gewisse Dinge angeht oder welche man lieber sein lässt. Ich weiß zum Beispiel, dass ich nach allerspätestens sechs Monaten eine Pause von Igor brauche, vielleicht sogar früher. So wie es ist, ist es gut. Wir sehen uns lange Zeit, haben Spaß miteinander und arbeiten konzentriert, aber wenn wir uns dann mal ein paar Monate nicht sehen, ist das genauso wichtig.
Igor: Das ist in jeder Beziehung so. Nach sechs Monaten auf Tour mit der "Roots"-Show gehst du dir schon an die Gurgel, das muss heute wirklich nicht mehr sein. Wir rotieren all unsere Projekte heute so, dass wir alle immer zu 100 Prozent aufgeregt und erfreut über das jeweils Kommende sind. Das lernten wir aber erst dadurch, dass wir durch sehr viel Scheiße gewatet sind. Wir haben heute einfach keine Zeit mehr, um unsere Tage mit Drama zu füllen.

Habt ihr, nachdem ihr vor etwa zehn Jahren nach einer längeren Eiszeit wieder miteinander zu arbeiten begonnen habt, darüber geredet, welche Dinge lieber zu vermeiden sind?
Igor: Nein, wir sind mittlerweile Erwachsene und wussten, dass wir gewisse Dinge nicht mehr machen. Es brauchte dafür kein Regelheft, wir lernten genug aus der Erfahrung.
Max: Nur so kann man das genießen, was wir gerade erleben. Es ist so schwierig, neue Musik zu machen, weil die Erwartungshaltung so groß ist. Die Leute vergleichen immer alles mit den alten Werken, was ich nicht fair finde. Ich kann nun einmal nicht das gleiche schreiben wie vor 20 oder 30 Jahren. Jeder verändert sich, aber als Songwriter unterliegst du immer einem immensen Druck. Ich verstehe natürlich die Haltung der Fans, aber manchmal ist es einfach hart. "Psychosis" ist aber nun ein Werk, das total frisch ist und auf das ich sehr stolz bin. So fühlte ich mich früher immer. Dieser Stolz, etwas Einzigartiges, Gutes kreiert zu haben. Sogar die "Bestial Devastation" würde ich in diese Kategorie einordnen. Auch die "Morbid Visions", auch wenn sie klanglich völlig aus der Spur war. (lacht)

Gibt es auch Werke, die du überhaupt nicht mehr spielen willst? Weil sie vielleicht rückblickend total misslungen sind?
Max: Es gibt ein paar Soulfly-Alben, die hätten wirklich etwas besser sein können. Zum Bespiel "3". Sogar der Name ist unglaublich unkreativ und langweilig. Da war ich gerade auf einem seltsamen Trip und wusste nicht so genau, wo ich hingehöre. Wenn ich heute darüber nachdenke, dann habe ich keinen Dunst, wo zum Teufel ich damals geistig stand. (lacht) Ganz furchtbar finde ich auch das Artwork des Debütalbums des Projekts Killer Be Killed. Das war grauenhaft, ich weiß nicht, was da los war? Ich habe gute Artworks immer geliebt, bei Sepultura und auch bei Cavalera Conspiracy, aber damals bin ich irgendwie ausgerutscht. Der Typ da drauf sieht aus wie ein polnischer Bauer, unfassbar. (lacht) Wir haben nicht einmal T-Shirts damit gedruckt, aber man lernt nie aus.

"Roots" hat so viele verschiedene Bands und Künstler beeinflusst. Man könnte sogar sagen, dass es Slipknot ohne dieses Album in der Form gar nie hätte geben können. Seid ihr stolz darauf?
Max: Ich verspüre prinzipiell Stolz, wenn wir jemanden beeinflussen konnten, das fühlt sich gut an und ich sehe das als großes Kompliment.
Igor: Noch viel mehr als diese Slipknot-Theorie macht mich stolz, dass wir für dieses Album nach unseren Wurzeln suchten, diese fanden und als Album zum Leben brachten. Wir sorgten vielleicht als erste Band dafür, dass sich jemand im Metal mit diesen Themen beschäftigte. Das alles reicht so viel weiter in die Tiefe als jede Art von Nu-Metal. Immer mehr Bands haben sich dann darauf bezogen und wir haben damit Mauern durchbrochen. Maximal der norwegische Black Metal hat sich ansonsten so um seine eigene Geschichte und die Umgebung selbst gekümmert - dann kommen schon wir.

Metalfans sind bekanntermaßen sehr nostalgisch. Welche Art von Nostalgie poppt bei euch auf, wenn ihr an die Aufnahmen und den Entstehungsprozess von "Roots" denkt?
Max: Es war ein sehr einzigartiges Album und in seinem Kern war der Trip zum Xavante-Stamm einfach unvergesslich und vielleicht sogar wesensverändernd. So etwas haben wir weder vorher, noch nachher erlebt. Wir waren in unserem Heimatland und hatten keine Ahnung, dass so etwas Cooles überhaupt existiert. Diese Erfahrung hat uns nachhaltig verändert. Sie haben uns bemalen und wir verbrachten zwei ganze Tage in ihrem Leben. Das war eine einmalige Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Wir haben das Album um diese Zeit herum aufgebaut.
Igor: Das war der große Unterschied zur "Chaos A.D.". Dort wollte das Label einen Albumtitel und Max kam in der letzten Minute mit dem Namen daher. Bei der "Roots" stand der Name schon sehr früh und daraus konnten wir ein Konzeptalbum kreieren. Der ganze Zugang war total anders.
Max: Wir haben Demos aufgenommen und ich habe eigene Kassettencover gemacht. Das Gesicht zum Cover haben wir auf unserem 5-Dollar-Schein gefunden, es war uns also nicht unbekannt. Als Albumcover ist dieses Bild so kraftvoll. Ursprünglich gab es zwei Bilder davon, von dem wir nur eines verwendeten. Jetzt auf Tour hatten wir beide präsentiert, was irgendwie auch die Partnerschaft und Geschwisterlichkeit zwischen mir und Igor repräsentiert. Es ist ein Zufall, aber ein sehr toller.

Abschließende Frage - was ist euer persönliches Lieblingslied auf "Roots" und weshalb?
Igor: Ich würde sagen "Itsári". Vor allem die Live-Performance fasziniert mich. Ich hasse Drum-Solos und mache sie ungern, aber in diesem Song geht es auf der Bühne für kurze Zeit nur um mich und meine Performance, die von indianischen Stimmen begleitet wird. Das ist wirklich speziell.
Max: Ich mag unseren Hit-Song "Roots Bloody Roots" noch immer am liebsten, weil er so simpel ist. Es ist wie ein Mantra, aber speziell live funktioniert dieses Lied sensationell. Es ist eine Hymne, die alle Menschen verbindet und gute Stimmung verbreitet. Die Version auf dem Album klingt immer noch grandios, auch da hat Andy Wallace ganze Arbeit geleistet.

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