Djihadist vorGericht

Terrorprozess: Auch in Kärnten Angst vor IS

Kärnten
12.12.2017 14:31

Hinter den Kulissen gilt ein 23-jähriger Student aus Klagenfurt als gefährlich: Terrorismusexperten stufen ihn als IS-Sympathisant ein, das Landesgericht wurde vor Prozessbeginn sogar gesperrt und mit Sprengstoffhunden durchsucht. Der Angeklagte selbst spaziert aber frei herum. Und da das Urteil von zwei Jahren Haft nicht rechtskräftig ist, bleibt das wohl auch so.

Adidas-Schuhe, Markenpulli, ein überlegenes Lächeln: Dass der junge Bosnier auch noch gescheit ist, zeigt er gerne. Der Student an der Montan-Uni drückt sich sehr gewählt aus, hat auf alles eine Antwort. Als Richter Michael Schofnegger ihn als Mohammedaner anspricht, bittet er ihn höflich, dies zu unterlassen: "Sagen Sie doch Muslim!"

Der Rat lässt sich nicht aus der Reserve locken, führt Kärntens erstes Terror-Verfahren extrem unaufgeregt und ruhig.

"Würden Sie einer Frau die Hand geben?" -"Nein."

"Sie waren im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Wozu?" -"Um mir alte Kulturstätten anzusehen."

"Im Kriegsgebiet?" -"Da holte ich mir einen Adrenalinkick. Ich bin sonst friedliebend."

Djihad-Botschaften auf Youtube-Kanal
Niemals hätte er vorgehabt, sich beim IS als Terrorist ausbilden zu lassen. Und wie auf seinen YouTube-Kanal Djihad-Botschaften gekommen seien - etwa "Tötet die Ungläubigen" - wisse er auch nicht. Anwalt Farhad Paya unterstützt ihn: "Er ist vielleicht ein schwacher Mensch - aber das sind alles nur schwache Indizien."

Das sieht der Schöffensenat anders: Schuldspruch wegen Beteiligung an einer terroristischen und kriminellen Vereinigung, dem IS. Das Urteil fällt mit zwei Jahren Haft dagegen nicht so klar aus - für die Staatsanwaltschaft ist das viel zu wenig, für die Verteidigung naturgemäß zu viel. Beide berufen.

Haftanträge abgelehnt
Der 23-jährige mutmaßliche IS-Rückkehrer bleibt bis zu einem Urteil am Oberlandesgericht Graz wohl weiterhin in Freiheit. Obwohl er von Terrorismusexperten als gefährlich eingestuft wurde, sind Haftanträge laut Staatsanwaltschaft abgelehnt worden. Eine Entscheidung, die nicht verständlich scheint.

Kerstin Wassermann, Kärntner Krone

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