Synagogen-Anschlag:

"Wann tun wir was gegen den Judenhass in Europa?"

Ausland
10.12.2017 19:49

Nach der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anzuerkennen, hat es in den vergangenen Tagen in mehreren europäischen Städten Übergriffe auf jüdische Einrichtungen gegeben. Trauriger Höhepunkt war ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Göteborg. Reaktionen von Europas Spitzenpolitikern dazu blieben bisher jedoch aus. "Wann tun wir etwas gegen den Judenhass in Europa?", fragte die Journalistin Sylvia Margret Steinitz in einem Kommentar im "Stern".

Laut Steinitz gebe es keinen Grund, länger mit klaren Ansagen und mit entschlossenem Handeln zu warten. "Entschuldigen Sie bitte den rauen Ton, werte Regierende, aber was ist mit euch los?", fragte die österreichische Journalistin in ihrem Online-Kommentar weiter.

"Europäische Union ist jetzt gefragt"
Die Europäische Union sei jetzt gefragt, Maßnahmen gegen antisemitische Gewalt zu setzen. Laut Steinitz sei es eine Schande, dass man derzeit lediglich einen Vertreter der jüdischen Gemeinden zitieren könne, der nach dem Brandanschlag in Göteborg Maßnahmen gefordert hat.

Niemand, am allerwenigsten die europäischen Regierungschefs, könnten laut Steinitz behaupten, er habe solche Anschläge nicht kommen gesehen. "Antisemitische Übergriffe bis hin zum Mord gehören schon lange zu unserer europäischen Realität." Gewalt gegen jüdische Einrichtungen sei laut Steinitz auch die Folge einer misslungenen Migrations- und Integrationspolitik in Europa.

"Wenn wir weiter relativieren, üben wir Verrat an unserer Verantwortung"
Steinitz hätte sich nach dem Synagogen-Anschlag in Göteborg etwa ein klares Statement von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel erwartet. "Jedem Menschen, der in Europa Heimat finden möchte, muss klargemacht werden, dass Antisemitismus hier nicht nur nicht geduldet, sondern aktiv bekämpft wird. Wenn wir weiter relativieren, zaudern und betonen, dass diese Übergriffe ja nur überzogene Reaktionen auf politische Ereignisse seien, üben wir Verrat an unserer gesamteuropäischen Verantwortung, an unserem gemeinsamen Schwur von 1945: Nie wieder", betonte Steinitz.

Nach Brandanschlag auf Synagoge: Drei Festnahmen
Am späten Samstagabend hatten maskierte Jugendliche die Synagoge im Zentrum der schwedischen Stadt Göteborg mit brennenden Gegenständen beworfen. Auf dem Gelände hatten zu dem Zeitpunkt junge Leute an einer Veranstaltung teilgenommen. Wegen des Nieselregens habe das Gebäude kein Feuer gefangen, hieß es. Verletzt wurde niemand. Die Polizei nahm drei Verdächtige fest.

Der Jüdische Weltkongress forderte die schwedischen Behörden auf, die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten. Terror gegen die jüdische Gemeinde in Göteborg sei Anlass zu extremer Besorgnis und Wachsamkeit, hieß es in einer Mitteilung aus New York.

Drozda: "Antisemitismus ist durch nichts zu rechtfertigen"
Am Sonntagnachmittag meldete sich dann auch Österreichs Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zu Wort. "Für mich ist klar: Antisemitismus ist durch nichts und niemanden zu rechtfertigen, klar und bestimmt zu bekämpfen und zwar mit allen Mitteln des Rechtsstaates!"

US-Regierung verteidigt Trump-Entscheidung
Unterdessen hat die US-Regierung trotz aller Gewalt und der Unruhen und Proteste die Jerusalem-Entscheidung von Trump verteidigt. Die USA hätten mit heftigen Reaktionen gerechnet, aber mutige Entscheidungen wie diese zögen so etwas nach sich, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, am Sonntag dem Sender CNN. Sie sei "fest davon überzeugt, dass die Jerusalem-Entscheidung den Friedensprozess vorantreibe. Mittlerweile sei Sonntag "und der Himmel ist nicht eingestürzt", sagte Haley.

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