Kopfschuss-Mord

Zeugin vor Gericht: "Kam mir vor wie Hinrichtung"

Österreich
20.11.2017 15:29

Am Landesgericht für Strafsachen in Wien ist am Montag der Mordprozess gegen einen 28-jährigen Mann eröffnet worden, der am 16. April 2017 in der Jägerstraße in der Brigittenau einen 26 Jahre alten Mann auf offener Straße mit einem Kopfschuss aus seiner Pistole vorsätzlich getötet haben soll. "Ich dachte, dass ich das gemacht habe. Aber ich habe es nicht gemacht", sagte der Angeklagte. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Mehrere völlig unbeteiligte Personen wurden Zeugen der Schießerei. Ein Paar saß in einem Gastgarten, wo ihnen mehrere Männer auffielen, die auf der Jägerstraße in einen Streit verwickelt waren. "Auf ein mal hat es 'Puff' gemacht", schilderte eine 43-jährige Frau dem Gericht. Sie habe darauf den 26-jährigen Mann umfallen gesehen: "Für mich kam es in diesem Moment vor wie eine Hinrichtung."Die Frau schloss aus, dass es sich beim Angeklagten um den Schützen gehandelt haben könnte: "Opfer und Täter waren ungefähr von derselben Größe. Er kommt mir zu groß vor." Der Angeklagte misst 1,97 Meter, während der Getötete 1,84 Meter groß war.

Angeklagter bekennt sich "nicht schuldig"
Der Kosovare, der vor sieben Jahren nach Österreich gekommen war und sich als Arbeiter auf Baustellen verdingte, bekannte sich "nicht schuldig". Er hatte sich wenige Minuten nach dem tödlichen Schuss mit den Worten "Ich habe die Scheiße da gerade gemacht auf der Jägerstraße. Ich wollte das nicht" auf einer nahe gelegenen Polizeiinspektion gestellt. Auf seine damalige Aussage angesprochen, korrigierte sich der Angeklagte nun: "Ich wusste nicht, wie das passiert ist." Darüber hinaus war der Mann zu keinen weiteren Angaben bereit und machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

Zeuge schildert, wie Bosnier nach Schuss umfiel
Ein erster Zeuge schilderte, vier oder fünf Männer seien bei dem später Getöteten auf der Jägerstraße gestanden. Dann habe es plötzlich gekracht, der 26-Jährige sei umgefallen und habe sich noch einmal aufzurichten versucht, was ihm aufgrund der Schwere der Verletzung - der aus Bosnien stammende Mann erlitt einen Kopfdurchschuss - aber nicht mehr gelang.

Einer der Kontrahenten entfernte sich den Angaben dieses Zeugen zufolge schnellen Schritts vom Tatort, während einige andere in ein schwarzes Fahrzeug stiegen und davonfuhren. In diesem Zusammenhang erscheint von Bedeutung, dass der Angeklagte in einem dunklen SUV von einem Bekannten zur Polizeiinspektion Pappenheimgasse chauffiert wurde. Ob und wie viele Männer neben dem Lenker noch in diesem Fahrzeug saßen, wollte der Angeklagte auf Befragen von Richter Georg Olschak nicht beantworten.

Angeklagter und Opfer hatten Verhältnis mit Kellnerin
Der Getötete war direkt vom Fußballspielen ins Café "Blanco" auf der Jägerstraße gekommen. Er trug Fußball-Shorts, als sich vor dem Lokal die letztlich tödliche Auseinandersetzung entwickelte. Der Bosnier und der aus dem Kosovo stammende Angeklagte hatten einander nicht persönlich gekannt. Allerdings hatte Letztgenannter kurz zuvor erfahren, dass sie offenbar mit derselben Frau - einer Kellnerin in einem vor allem von Männern aus dem ehemaligen Jugoslawien beliebten Lokal - ein intimes Verhältnis pflegten. Diese Frau gab dazu im staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren an, der Angeklagte - verheiratet und Vater von zwei Kindern - sei sehr eifersüchtig gewesen und habe ihr eingeschärft, mit keinem anderen Mann zu schlafen.

Indem er Einsicht in ihr Handy nahm, dürfte der Angeklagte vom außertourlichen Verhältnis der Kellnerin Kenntnis erlangt haben. Er wählte die Nummer des Nebenbuhlers und wollte sich offenbar umgehend mit diesem treffen. Fest steht, dass der Angeklagte und der Getötete um 14.56 Uhr - und damit zehn Minuten vor der Bluttat - ein 22 Sekunden langes Telefongespräch führten. Zum Inhalt dieses Gesprächs wollte sich der Angeklagte auf richterliches Befragen nicht äußern.

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