NDR-Intendant:

“Debatte um ‘Fake News’ für Medien auch Chance”

Medien
08.02.2017 13:50

Absichtlich falsche Nachrichten können große Verunsicherung auslösen, gerade wenn sie sich über soziale Medien tausendfach verbreiten. Glaubwürdige Quellen werden dadurch nach Überzeugung des NDR-Intendanten Lutz Marmor noch wichtiger. Er sieht in der gesellschaftlichen Debatte um gefälschte Nachrichten daher auch eine große Chance für viele Medien, an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

Je stärker die Menschen die Diskussionen um Fake News wahrnähmen, desto mehr schauten sie auf die Quellen. "Es ist derzeit wie in der Arztpraxis. Da gibt es die einen Patienten, die aufgeklärt mit einer vernünftigen Einordnung ihrer Informationsquellen über Krankheiten umgehen, aber auch die anderen, die mit den tollsten Theorien aus ungesicherten Quellen beim Doktor erscheinen", sagte Marmor der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Wir leben in einer Zeit, in der um Journalismus gestritten wird. Wir müssen daher um die Menschen kämpfen, die sagen: 'Wir vertrauen dem NDR nicht'", sagte Marmor. "Der alte Grundsatz der Branche 'Sei schnell, aber vor allem sei richtig', ist immer schwieriger durchzuhalten in einer Zeit, wo Druck entsteht, wenn man fünf Minuten später angeblich schon hinten dran ist."

Mehr Transparenz
Marmor, der der drittgrößten ARD-Anstalt seit neun Jahren vorsteht, setzt darauf, noch transparenter zu machen, dass es Redaktionskonferenzen gebe, diskutiert und gestritten werde. Die Journalisten müssten anders als früher noch mehr erklären, was sie täten. "Es gibt ja oft die Frage: wer entscheidet denn, wann eine Nachricht kommt und wann nicht?"

Allerdings will der Intendant die Offenheit auch nicht als Arbeitsnachweis missverstanden wissen: "Die Mehrheit der Menschen sagt auch, wie ihr Nachrichten macht, das ist zwar interessant. Aber ich will auch nicht wissen, wie der Bäcker das Brot macht, es reicht mir zu wissen, dass es schmeckt."

"Dürfen den Kontakt zu den Leuten nicht verlieren"
Selbstkritisch gibt sich Marmor im Jahr bei der politischen Berichterstattung: "Wir müssen öfter auch Zweifel zulassen. Wichtig ist sicherlich, ob wir Journalisten eher mit Eliten umgehen, oder ob wir noch bei den Leuten sind. Wir berichten über Mächtige, haben eine kritische Distanz, aber wir dürfen den Kontakt zu den Leuten nicht verlieren."

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