Space Opera

“Xenoblade Chronicles X”: Großes Wii-U-RPG im Test

Spiele
08.12.2015 09:00
Epische Rollenspiele waren bislang nicht unbedingt die Spezialität der Nintendo-Heimkonsole Wii U. Mit "Xenoblade Chronicles X" haben die Japaner nun gemeinsam mit dem Entwicklerstudio Monolith aber ein heißes Eisen veröffentlicht, das vor allem Sci-Fi-Fans ansprechen dürfte. Wie sich die ebenso extraterrestrische wie epische Space Opera spielt, hat krone.at getestet.

In "Xenoblade Chronicles X" steht die Menschheit am Rande des Abgrunds. Nachdem die Erde ins Kreuzfeuer eines interstellaren Konflikts hochgerüsteter Aliens gerät und völlig zerstört wird, brechen die letzten Überlebenden mit riesigen Archen auf, um nach einer neuen Heimatwelt zu suchen. Knapp entrinnt die Arche "Der Weiße Wal" den außerirdischen Kriegern, driftet jahrelang durchs All - und gerät in der Atomsphäre des Planeten Mira erneut in einen Hinterhalt. Der "Weiße Wal" stürzt ab und seine Besatzung ist gezwungen, sich auf Mira häuslich einzurichten.

Gedächtnisschwund auf der Alien-Welt
Hier beginnt die wendungsreiche Handlung von "Xenoblade Chronicles X", in der der - natürlich von einer Amnesie geplagte - Spieler als Mitglied der Elitetruppe "BLADE" versucht, dem unwirtlichen und von imposanter Alien-Fauna bevölkerten Planeten seine Geheimnisse zu entreißen. Es stehen Erkundungstouren durch die bizarren Landschaften Miras auf dem Programm - anfangs zu Fuß, später in schwer bewaffneten Riesen-Mechs, den "Skells".

Erzählerisch ist "Xenoblade Chronicles X" eine japanisch angehauchte Space Opera. Die Charaktere könnten einem Anime entstammen und sind stark überzeichnet, abseits der melodramatischen Rahmenhandlung strotzt die Spielwelt nur so vor mehr oder minder spannenden Neben-Quests und auch die Beziehungsebene zwischen den Charakteren wird thematisiert.

Kleines Manko: Zwar darf man seinen Charakter entwerfen und ihn nach den eigenen Vorstellungen gestalten, im Verlauf der Geschichte hat man aber selten das Gefühl, dass die eigenen Entscheidungen die Handlung wirklich beeinflussen. Man ist eher Teil der Geschichte, als sie zu schreiben. Dem Unterhaltungswert tut das wenig Abbruch: Wer Mira seine Geheimnisse entreißen will, wird Dutzende Stunden Spaß auf dieser fremden Welt haben.

Klassisches Gameplay, futuristische Roboter
Spielerisch ist "Xenoblade Chronicles X" ein Mix aus Erkunden, Kämpfen und Dialogen. Ähnlich wie in der "Monster Hunter"-Serie erforscht der Spieler die gigantische Welt von Mira, bewundert die außerirdische Fauna, die oft an einen Mix aus Insekten und Sauriern erinnert, sucht nach Schätzen und verbessert nach und nach seinen Charakter, bei dem er die Wahl zwischen verschiedenen Klassen hat, die sich auf den Spielstil auswirken.

Zwischendurch werden Gegenstände gesammelt, aus denen sich etwa Waffen herstellen lassen, nach etlichen Stunden in der Welt von Mira stehen dann auch die riesigen und sehr dynamisch steuerbaren Skell-Roboter für Kämpfe bereit. Sie sind der Schlüssel zum Erfolg, um die besonders mächtigen Boss-Gegner auf Mira zu besiegen und gerade im späteren Spielverlauf eine sehr praktische Möglichkeit, schnell größere Distanzen zu überbrücken.

Ein Problem, mit dem vor allem Einsteiger kämpfen werden: "Xenoblade Chronicles X" erklärt nicht immer sofort, wie einzelne Bestandteile des Spiels funktionieren. Bis man beispielsweise das Crafting-System durchschaut hat, dauerte es eine Weile. Auch könnten Einsteiger gerade am Anfang ob der großen Spielwelt den Überblick verlieren, wenngleich die gut gemachte Karte und der Touchscreen-Controller der Wii U, auf dem alle möglichen Infos angezeigt werden, helfen.

Trotzdem: "Xenoblade Chronicles X" ist kein Story-Selbstläufer à la "Mass Effect", der den Spieler an die Hand nimmt und durch Schlauch-Levels führt, sondern verlangt Eigeninitiative. Das gefällt nicht jedem Spieler.

Anspruchsvolle, teils mehrphasige Kämpfe
Die - teils recht anspruchsvollen - Kämpfe in "Xenoblade Chronicles X" erinnern ein wenig an das Kampfsystem von Online-Rollenspielen. Zu Standardangriffen mit Nah- und Fernkampfwaffen gesellt sich eine mit steigendem Level wachsende Palette von Spezialfertigkeiten, die man im Kampf in bestimmten Abständen einsetzen darf.

Boss-Kämpfe können sich in die Länge ziehen und in mehreren Phasen ablaufen, beispielsweise, wenn man ein besonders großes Ungetüm Gliedmaße für Gliedmaße bekämpfen muss. Dabei gilt es, sich dynamisch um den Gegner zu bewegen und auch das Gelände auszunutzen. Diese Dynamik sorgt dafür, dass die Kämpfe trotz sich wiederholender Mechanik nicht zu schnell fad werden.

Großartige Spielwelt, Sound Geschmackssache
Lobend hervorgehoben sei die Spielwelt von "Xenoblade Chronicles X". Der sich über mehrere Kontinente mit bizarren Ökosystemen erstreckende Planet Mira bietet reichlich Abwechslung, schöne Lichteffekte und erstaunliche Weitsicht, wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet und verbirgt hinter jeder Ecke ein Geheimnis.

Klar kann "Xenoblade Chronicles X" optisch - etwa bei den Texturen - nicht mit Titeln wie "The Witcher 3" mithalten, rein vom Design der Welt her steht es ihnen aber kaum nach. Das ist umso beeindruckender, weil man den Planeten trotz der eher schwachen Wii-U-Hardware quasi ohne Ladezeiten erforschen kann. Nur bei Nutzung des Schnellreise-Tools und beim Besuch der Charakterunterkunft taucht gelegentlich ein Ladebalken auf.

Diskutieren kann man derweil über die Soundkulisse. Die Charaktere sind nur auf Englisch vertont - und das eher mittelmäßig. Es gibt aber deutsche Untertitel. Der Soundtrack entpuppte sich im Test als schräger Mix aus allen möglichen Musikgenres und dürfte damit nicht jedermanns Geschmack treffen. Dafür sind die Soundeffekte und Umgebungsgeräusche tadellos gelungen.

Fazit: Wer japanische Rollenspiele und Space Operas mag, wird mit "Xenoblade Chronicles X" viel Freude haben, das Game lädt mit seiner weitläufigen Spielwelt voll bizarrer Kreaturen und Geheimnisse aber auch Entdeckernaturen zum Verweilen ein. Manches an Nintendos großem Wii-U-RPG - etwa der Soundtrack oder die Charaktere - mag gewöhnungsbedürftig sein, insgesamt hat man aber erfolgreich den Genre-Leckerbissen vorgelegt, den die Wii U dringend gebraucht hat.

Plattform: Wii U
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 9/10

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