"Monsieur Euro"

Juncker geht – und sucht einen fähigen Nachfolger

Ausland
02.03.2012 14:56
Jean-Claude Juncker mag nicht länger Chef der Euro-Gruppe sein. Der 57-jährige Luxemburger Regierungschef will Mitte dieses Jahres den Vorsitz des Gremiums an einen anderen Kollegen übergeben. Nun wird ein neuer Spitzenmann für den Euro gesucht. Und weil das nicht einfach wird, wurde Juncker selbst damit beauftragt, nach einem geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten.

"Es ist einfach ein echtes Zeitproblem", sagte Juncker am Freitag. Die Schuldenkrise habe gezeigt, dass die Euro-Gruppe einen hauptamtlichen Vorsitzenden brauche. Schon mehrfach hatte Juncker geklagt, der Posten sei "nicht vergnügungssteuerpflichtig". Seit Anfang 2005, als erstmals ein ständiger Chef der Euro-Gruppe bestimmt wurde, war Juncker das "Gesicht" der gemeinsamen Währung. Ein "Monsieur Euro", der - mittlerweile dienstältester Premier in der EU - stets um und für die Währung kämpfte, zu deren Gründervätern er gehörte.

Mittlerweile gibt es sogar zwei Euro-Gremien. Eines auf Ebene der Regierungschefs, zu deren Vorsitzendem am Donnerstag der EU-Ratsvorsitzende Herman Van Rompuy bestimmt wurde. Ein vor allem politisches Gremium. Daneben die Euro-Gruppe der Finanzminister, deren Treffen in Brüssel voller technischer Details und Finessen stecken. Hier wird am Kleingedruckten gearbeitet, weswegen die Zusammenkünfte dieser Gruppe nur selten vor Mitternacht enden.

Standvermögen und Detailkenntnis
In dieses Gremium brachte der gelernte Jurist Juncker, der offiziell auch das Amt eines Schatzministers bekleidet, um im Kreise der 17 Finanzminister der Euro-Gruppe unter seinesgleichen sein zu dürfen, Standvermögen und Detailkenntnis ein. Als schneller und geistreicher Denker und als in vier Sprachen gleichermaßen spitzzüngiger Redner wurde er zur beherrschenden Figur der Währungsdebatten in der Europäischen Union. Das brachte ihm oft Konflikte ein - vor allem mit französischen Präsidenten, aber auch mit deutschen Regierungschefs und Kanzlerin Angela Merkel. Nicolas Sarkozy verhinderte Junckers Wahl zum EU-Ratspräsidenten, auf den Präsidentenposten der EU-Kommission hatte er schon früher verzichtet.

Der Luxemburger sieht sich als Christsozialen mit einer besonderen Betonung auf dem Sozialen - und als Kämpfer dafür, dass in der EU auch die kleinen Staaten mit Respekt behandelt werden. Vor allem ist er zutiefst davon überzeugt, dass die Union das größte und wichtigste politische Friedensprojekt ist. Frieden, so sein Credo aus der Perspektive eines kleinen Landes mit einschlägigen Erfahrungen, sei keine Selbstverständlichkeit. Und, so sagt er, wie Europa heute ohne den Euro aussähe, das möge er sich gar nicht vorstellen.

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