Studien haben nämlich gezeigt, dass die Entwicklung von Übergewicht durch eine erhöhte Aufnahme von tierischem Eiweiß wie Wurst und Käse in den ersten Lebensjahren begünstigt wird. "Ein erhöhter Eiweißkonsum führt zu einer verstärkten Sekretion eines Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors, insbesondere nach dem Verzehr von zu viel Milcheiweiß", erklärte Karl Zwiauer von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum St. Pölten das Phänomen. Dieser Wachstumsfaktor fördere die Bildung von Fettzellen sowie die Fettspeicherung.
"Es ist notwendig, dass dieser Altersgruppe mehr Bedeutung geschenkt wird. Diese wird weit unterschätzt", so Zwiauer. Ein Kind nimmt im Alter zwischen eins und drei Jahren etwa 40 Prozent an Länge und Gewicht zu. Das Gehirn wäschst in den ersten Lebensjahren schneller als in jeder anderen Lebensphase: 70 Gramm pro Monat mit fünf Monaten und immer noch 32 Gramm pro Monat mit 15 Monaten.
Zu viel Eiweiß und Zucker, aber zu wenig Gemüse
Das Interesse an der Ernährung von Kleinkindern sei jedoch bisher sehr gering gewesen, so Zwiauer. Laut Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien gebe es nicht einmal repräsentative Daten über die Ernährung von Kleinkindern in Österreich. Aus Verzehrsdaten aus Deutschland weiß man jedoch, dass Kleinkinder zu wenig Gemüse und zu wenig Lebensmittel mit langkettigen Kohlenhydraten essen. Dafür wird zu viel Süßes, zu viele eiweißreiche Lebensmittel und salzreiche Lebensmittel wie Wurst verspeist. Auch das Fettsäuremuster ist äußerst negativ: zu viele gesättigte und zu wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
Die Folgen: Durch die übermäßige Eiweißzufuhr im Kleinkinderalter besteht laut Studien ein höheres Risiko, später an Übergewicht zu leiden. "Das Risiko verdoppelt bzw. 2,5-facht sich", so Zwiauer. Wurst und Fleisch sollte nicht öfter als dreimal pro Woche konsumiert werden. Und die Produkte sollten am besten mager sein. "Drei Milchportionen pro Tag reichen, am besten kindgerecht eiweißreduzierte und eisenangereicherte Milch", sagte Zwiauer.
Salzaufnahme im Kleinkindalter zu hoch
Ähnlich sieht es mit dem Zucker aus: "Mit zuckerhaltigen Säften gewöhnt man Kinder bereits sehr früh an den Geschmack", sagte Zwiauer. Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl, alternativ kann man ungezuckerte Tees und stark verdünnte Fruchtsäfte verabreichen. Auch die Salzaufnahme ist im Kleinkindalter bereits zu hoch. "Eine hohe Natriumzufuhr bedeutet eine frühe Gewöhnung an große Salzmengen, was sich wiederum langfristig negativ auf den Blutdruck auswirken kann", sagte Nadja Heiden von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Wien.
Bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelemente ist die Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D unzureichend. Besonders die unterschrittene Eisenzufuhr sei alarmierend: "Eine Unterversorgung im Säuglings- und Kleinkindesalter kann langfristige Folgen für Schulkinder haben - wie eine eingeschränkte Merkfähigkeit oder eine verminderte kognitive Entwicklung", so Heiden.
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