Anschlag in Omagh

Nordirischer Polizist von Autobombe getötet

Ausland
03.04.2011 12:20
Bei einem Bombenanschlag in der nordirischen Stadt Omagh ist am Samstag ein 25-jähriger Polizist getötet worden. Der Sprengsatz explodierte unter seinem Auto, als er einsteigen und zur Arbeit fahren wollte, berichtete die Polizei. In Großbritannien löste der Anschlag schlimme Erinnerungen aus: Omagh war 1998 Schauplatz des bisher brutalsten Anschlages in der nordirischen Geschichte. 1998 wurden bei der Explosion einer Autobombe in einer Einkaufszone 29 Menschen getötet und rund 220 weitere verletzt.

Zwar gibt es kein Bekennerschreiben, Beobachter gehen aber davon aus, dass regierungsfeindliche Republikaner für den Anschlag verantwortlich sind. Die britische Provinz Nordirland war über Jahrzehnte Schauplatz schwerer Auseinandersetzungen zwischen katholischen Republikanern und protestantischen Loyalisten. Ziel der Republikaner ist es, Nordirland von Großbritannien abzuspalten, um sich der Republik Irland anzuschließen.

Nach dem Anschlag von 1998 hatte ein Friedensabkommen die Situation entspannt. Splittergruppen der früheren Irisch-Republikanischen Armee, der IRA, verüben aber immer noch Anschläge. In den vergangenen Jahren richteten sich ihre Attacken häufig gegen katholische Polizisten, die in den Augen der Republikaner Verräter sind. Auch das Opfer vom Samstag war Katholik. Der junge Mann hatte erst vor wenigen Wochen die Polizeischule beendet.

Politiker verurteilen Anschlag scharf
Politiker aller Parteien verurteilten den Anschlag scharf. Der Chef der links-nationalen irischen Partei Sinn Fein, Gerry Adams, erklärte kurz nach der Tat: "Sinn Fein ist fest entschlossen, dass diejenigen, die dafür verantwortlich sind, den Friedens- und Politikprozess nicht zurückwerfen." Die Partei galt lange als politischer Arm der IRA, spielte in den vergangenen Jahren aber eine zentrale Rolle im Friedensprozess.

Der irische Premierminister Enda Kenny warf den Tätern vor, den Willen des irischen Volkes zu missachten. Der britische Premier David Cameron versprach eine umfassende Aufklärung. Es werde den Terroristen nicht gelingen, Nordirland wieder "in die dunkle und blutige Vergangenheit zu stoßen". Auch die US-amerikanische Außenministerin Hillary Clinton verurteilte den Anschlag. Ihr Mann Bill Clinton hatte in seiner Zeit als US-Präsident als Vermittler im Nordirlandkonflikt gewirkt.

Immer wieder Bomben unter Autos von Polizisten
Seit 2007 haben Terroristen Dutzende Autobomben unter Autos von nordirischen Polizisten platziert. Die meisten Bomben funktionierten nicht oder richteten keinen großen Schaden an. Zwei Polizisten verloren bei Anschlägen im Mai 2008 und im Jänner 2010 aber ihre Beine. Im März 2009 wurde außerdem ein Polizist erschossen - nur zwei Tage nachdem bei einem Anschlag zwei britische Soldaten ums Leben gekommen waren.

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