Vier-Tage-Woche & Co.

ÖGB fordert mehr Freizeit für Arbeitnehmer

Österreich
22.08.2019 14:12

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) sorgt sich um die Gesundheit der Arbeitnehmer im digitalen Wandel. „Der Arbeitsdruck steigt“, betonte die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl am Donnerstag. Vier von fünf Arbeitnehmern seien in der Freizeit für den Arbeitgeber da - und das werde meist weder finanziell noch zeitlich abgegolten. Daher kommt nun die Forderung der Vier-Tage-Woche.

Die ständige Verfügbarkeit via E-Mail, SMS, WhatsApp oder Anruf am Handy erhöhe diesen Druck. „Als Ausgleich fordern wir mehr Freizeit - die Vier-Tage-Woche und mehr Urlaub“, formulierte die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Barbara Teiber, den Wunsch der Arbeitnehmervertreter an die neue Bundesregierung nach der Nationalratswahl im Herbst. „Am liebsten wäre uns natürlich die sechste Urlaubswoche für alle.“

Neue Regeln müssten geschaffen werden
Die Gesetzgebung kommt dem rasanten digitalen Wandel nicht hinterher. „Es mangelt an Normen und Bestimmungen“, sagte der Bundessekretär der Gewerkschaft PRO-GE, Peter Schleinbach, und verwies dabei etwa auf die mittlerweile schwierig gewordene Definition des Begriffs „Arbeitszeit“. „Wir fürchten uns nicht vor der Digitalisierung, aber wir müssen uns gemeinsam auf die Suche nach neuen Regularien begeben, damit das der Komplexität in der Wirtschaft entspricht.“

Psychische Erkrankungen am Vormarsch
Gegenüber Mitte der 90er-Jahre haben sich psychische Erkrankungen laut Reischl verdreifacht. „Jede dritte Frühpensionierung ist durch eine psychische Erkrankung bedingt“, so die leitende ÖGB-Sekretärin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burn-out kürzlich als Krankheit anerkannt.

„AMS-Budget nicht kürzen“
Ein dringender Appell der Interessenvertreter an die Politik: „Das AMS-Budget darf nicht zum zweiten Mal in Folge gekürzt werden - wir brauchen mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik“, sagte Teiber anlässlich des ÖGB-Sommerdialogs zum Thema „Digitalisierung - Faire Arbeit 4.0“. Durch den digitalen Wandel müssten viele Kolleginnen und Kollegen umgeschult werden.

Wunsch nach innerbetrieblicher Fortbildung
An die Wirtschaft, also an die Arbeitgeber, richtete die Gewerkschafterin den Wunsch, „in innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung, in Umschulungen, zu investieren“. Infolge der Digitalisierung verschwinden laut Reischl gewisse Arbeitsplätze, dafür würden oft andere Qualifikationen im selben Betrieb gesucht.

Warnung vor Monopolen und Internetriesen
Weiters müssten Internetriesen wie etwa der US-Online-Händler Amazon rechtlich stärker an die Kandare genommen werden. Die Bundesregierung müsse sich „wirklich dem Thema Wettbewerb widmen und das auch auf EU-Ebene vertreten“, so Teiber. Um dem Monopolisierungsprozess entgegenzuwirken, sei eine „echte Digitalsteuer und keine Mogelpackung, also keine bloße Ausweitung der Werbesteuern, nötig“. Dazu beitragen könnten „Anti-Trust-Gesetze, die sagen, man muss sich von einzelnen Geschäftsbereichen trennen“, schlug die Gewerkschafterin vor. „Auch in der Vergangenheit sind Unternehmen zerteilt und zerschlagen worden, um Monopole zu verhindern.“

„Keine neue Dienstbotengesellschaft schaffen“
Die Digitalisierung zieht laut ÖGB positive wie negative Entwicklungen nach sich. „Was aber unseren Widerstand hervorruft, ist, wenn lediglich Jobs geschaffen werden, die miserabel sind - wie wir es im Bereich des Crowdworkings und der Zustellung erleben“, so die GPA-djp-Vorsitzende. „Die Digitalisierung darf nicht zu einer neuen Dienstbotengesellschaft führen.“

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