Konflikte an Schulen

Aufdecker-Lehrerin soll als Ombudsfrau aufräumen

Österreich
20.12.2018 11:26

Noch kurz vor Weihnachten lässt die Regierung mit einer Personalie für das kommende Jahr aufhorchen: Die Lehrerin, Buchautorin und „Krone“-Kolumnistin Susanne Wiesinger wird ab Februar 2019 eine Ombudsstelle für Wertefragen und Kulturkonflikte im Bildungsministerium leiten. Das gab Minister Heinz Faßmann (ÖVP) am Donnerstagvormittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Wiener Lehrerin bekannt.

Als Ombudsfrau wird Wiesinger österreichweit eine unabhängige und weisungsfreie Anlaufstelle für Lehrer, Direktoren, Eltern und Schüler sein, hieß es. Sie soll zunächst bei einer „Zuhörtour“ Probleme erheben und dann bei Missständen und behördlichen Versäumnissen beratend unterstützen.

Gleichzeitig soll die Ombudsfrau das Ausmaß an kulturellen und religiösen Konflikten erheben, das sie in ihrem Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ beschrieben hat. Der ÖVP-Bildungsminister reagiert damit auf die von Wiesinger aufgedeckten Probleme mit dem konservativ-radikalen Islam an vielen Wiener Schulen.

Faßmann bezeichnete Werte- und Kulturkonflikte im Klassenzimmer als „fast zwangsläufige Konflikte in einer Einwanderungsgesellschaft, die zuletzt pluralistischer geworden ist“: „Unterschiedliche Vorstellungen, was gut und was schlecht ist, treffen aufeinander.“ Durch die Ombudsstelle solle den Lehrern der Rücken gestärkt werden, so der Minister.

Wiesinger will in ihrer neuen Funktion vor allem „genau hinschauen“. Probleme müssten angesprochen werden. „Es hilft nichts, wenn man sie ständig relativiert und als Einzelfälle abtut.“ Ihren Wechsel vom Klassenzimmer in die neue Ombudsstelle begründete sie damit, dass sie „nicht nur Staub aufwirbeln“ wolle: „Ich bin auch an Lösungen interessiert.“

„Mit Schweigen hat man nur die Rechten gestärkt“
In ihrer Tätigkeit will sie sich aber nicht nur auf NMS konzentrieren, sondern alle Schultypen einbeziehen. Die Lehrer sollen dabei ermutigt werden, Probleme anzusprechen. „Mit dem Schweigen hat man nur die Rechten gestärkt, weil die haben es angesprochen - zu Recht.“

Wiesinger solle selbstständig, unabhängig und weisungsfrei arbeiten, betonte Faßmann. Sollte sie bei etwaigen Mediationsverfahren die Hilfe des Ministeriums benötigen, werde sie diese erhalten. „Mir war wichtig, dass ich parteiunabhängig arbeite“, sagte auch Wiesinger. „Ich bin eine Rote, sogar eine linke Rote. Und das werde ich auch bleiben.“

Lehrerin wird für neue Aufgabe freigestellt
Wiesinger ist Lehrerin an einer „Brennpunktschule“, der Wiener Stadtschulrat muss die Pädagogin für ihre neue Aufgabe freistellen. Ihre kritischen Kolumnen für die „Krone“ („Harte Schule“) wird Wiesinger weiterhin schreiben. Zuletzt äußerte sie im „Krone“-Interview unter anderem auch ihr Unverständnis über die Aufregung über das Kopftuchverbot (siehe Video oben).

Wiener Bildungspolitiker freuen sich auf „konstruktive Zusammenarbeit“
Der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Bildungsdirektor Heinrich Himmer begrüßten die angekündigte Einrichtung einer Ombudsstelle: „Alles, was einem besseren Miteinander in der Schule dient, ist positiv. Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit und sind überzeugt, dass mit der erfahrenen Wiener Lehrerin Wiesinger als Leiterin eine gute Entscheidung getroffen wurde. Sie verfügt über konkrete Erfahrungen aus dem Schulalltag und kennt die Herausforderungen von Schule im urbanen Raum!“

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