Kremlkritiker lebt

Geheimdienst inszenierte Tod, um Mord zu vereiteln

Ausland
30.05.2018 16:39

Paukenschlag rund um die Ermordung eines prominenten russischen Journalisten: Arkadi Babtschenko lebt! War am Dienstag die Nachricht um die Welt gegangen, der 41-Jährige sei in der ukrainischen Hauptstadt Kiew in seiner Wohnung erschossen worden, entpuppte sich das Ganze am Mittwoch als Geheimoperation des ukrainischen Geheimdienstes. Babtschenko hatte sich demnach bereit erklärt an einer Geheimoperation des SBU mitzumachen, um die Drahtzieher eines gegen ihn gerichteten Verbrechens aufzudecken. Auf einer Pressekonferenz entschuldigte sich der Russe - höchstpersönlich und wohlauf - für die „Nachrichten über seinen angeblichen Tod“. SBU-Chef Wassili Grizak bestätigte indes: „Wir haben einen Mordanschlag auf Babtschenko mit einem Spezialeinsatz verhindert.“ 

Der vermeintliche Tod des prominenten Kreml-Kritikers hatte weltweit Trauer und Empörung ausgelöst. Die ukrainischen Behörden hatten zunächst mitgeteilt, Babtschenko sei am Dienstagabend in Kiew erschossen worden. „Seine Frau war im Badezimmer, als sie einen dumpfen Knall hörte. Als sie herauskam, sah sie ihren blutüberströmten Ehemann“, hieß es in der Todesmeldung, die ein Sprecher der Polizei am Abend in der ukrainischen Hauptstadt verkündete. Der Journalist und Kremlkritiker starb auf dem Weg ins Krankenhaus im Rettungsauto, hieß es. Die ukrainische Regierung hatte Moskau für den politischen Mord verantwortlich gemacht, was Russland zurückgewiesen hatte.

SBU-Chef: „Haben Mordanschlag verhindert“
Doch nur einen Tag später, stellt sich alles ganz anders dar - und Babtschenko ist am Leben. Der angebliche Mord sei eine über Monate vorbereitete Aktion gewesen, um Anschlagspläne des russischen Geheimdienstes zu enttarnen, sagte SBU-Chef Wassili Grizak. Ein Mann wurde am Mittwoch in Kiew festgenommen. Der SBU legt ihm die Planung der Ermordung von Babtschenko um rund 40.000 Euro zur Last - Auftraggeber soll der russische Geheimdienst gewesen sein. Der Täter habe von den Hintermännern 30.000 US-Dollar in Aussicht gestellt bekommen, für einen Mittelsmann habe es 10.0000 Dollar gegeben, sagte Geheimdienstchef Grizak. „Wir haben einen Mordanschlag auf Babtschenko mit einem Spezialeinsatz verhindert“, so Grizak.

Babtschenko trat am Mittwoch überraschend bei der Pressekonferenz auf, die der SBU um 17 Uhr Ortszeit in Kiew organisiert hatte. „Entschuldigt für alle Probleme, die ich bereitet habe“, sagte Babtschenko bei der Pressekonferenz. Er entschuldigte sich bei seiner Frau „für die ganze Hölle, die sie durchmachen musste“. „Entschuldigung an Olga, meine Frau, ich hatte keine anderen Optionen.“ Der Journalist sagte, er sei vor etwa einem Monat eingeweiht worden. „In diesem Monat habe ich gesehen, wie die Jungs arbeiten, wie eifrig sie sind. Den ganzen Monat über waren wir im Kontakt, haben wir nachgedacht, gearbeitet, gehandelt. Und das Ergebnis war dieser Spezialeinsatz.“

Babtschenko berichtete für mehrere russische Zeitungen aus Kriegsgebieten, unter anderem für den krimtatarischen TV-Sender ATR. Der Journalist hatte in seiner Arbeit die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland und den verdeckten russischen Krieg in der Ostukraine scharf verurteilt. Weil er bedroht wurde, verließ er Russland Anfang 2017 und ging erst nach Prag, später nach Kiew.

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