Kaum ein Thema regt mehr zum Diskutieren an als das von der Regierung gekippte Rauchverbot in der Gastronomie. Ursprünglich war gesetzlich festgeschrieben, dass ab 1. Mai der Zigarettenrauch aus den Gaststätten endgültig verschwinden muss. Nur: Die neue Bundesregierung unter ÖVP-Obmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie seinem Vize Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat dieses Verbot wieder gekippt - trotz Protesten und eines starken Volksbegehrens.
Ob sich die Regierung damit einen Gefallen getan hat? Eher nicht, sagen viele Lokalbetreiber im ganzen Land. Alle sind fix davon ausgegangen, dass das Verbot kommt. Jetzt kommt es zwar nicht, eine nicht unerhebliche Zahl an Wirten verbietet das Rauchen in ihren Lokalen trotzdem.
Winzergemeinschaft: „Das machen wir ganz einfach dem Genuss zuliebe“
Etwa eine Gemeinschaft aus 20 Winzern aus Wien, die sich zusammengeschlossen haben. Elmar Feigl, Geschäftsführer des Vereins „Der Wiener Heurige“, sagt: „Die Idee zum rauchfreien Heurigen gibt es schon länger. Aber seit Jänner haben wir ernsthaft darüber gesprochen. Von 40 Mitgliedern unseres Vereins haben sich 20 angeschlossen. Das ist ein großer Erfolg.“ Gültig ist die neue Regelung - passend zum „Umfaller“ der Regierung - ab 1. Mai. „Das machen wir ganz einfach dem Genuss zuliebe“, so Feigl.
Ähnlich argumentiert Wirt Hannes Krall aus Klagenfurt, bei dem ab sofort - außer im Gastgarten - die Tschick tabu sind: „Wir sind davon ausgegangen, dass ab 1. Mai die rauchfreie Gastronomie kommen wird.“ Und auch in Vorarlberg argumentiert man in dieser Art: „Wir hatten sowieso den Plan, mit Mai umzustellen - egal, wie sich Wien entscheidet“, sagt Markus Nagele vom Rössle Park in Feldkirch.
Ebenfalls nicht mehr geraucht wird im burgenländischen Neudörfl (Bezirk Mattersburg) in den meisten Heurigen-Restaurants. „Bei uns wird nicht mehr geraucht. Dadurch erhoffen wir uns, neue Gäste zu gewinnen, vor allem Familien“, sagt Doris Hannak, Wirtin aus Neudörfl. Insgesamt zehn Lokale in Neudörfl haben sich an der freiwilligen Anti-Rauch-Aktion beteiligt.
„Unsere Gäste wollen das Rauchverbot“
„Wir sind selbst Nichtraucher, unsere Gäste wollen das Rauchverbot“, gibt es auch für Ewald Schardl vom Grazer Café Schmiedt keine Alternative zum Rauchverbot. „Ich hätte mir ein generelles Verbot gewünscht, am 1. Juni stelle ich aber um“, kündigt indes Konditor Leo Jindrak aus Oberösterreich an.
Georg und Silvana Eisl vom Grünauerhof in Salzburg: „Die jungen Gäste sind es gewöhnt, dass herinnen nicht geraucht wird.“ Nüchtern betrachtet es auch Patricia Riedel vom Schwarzen Anker in Zirl in Tirol: „Wir stellen auf rauchfrei um, denn unterm Strich ist immer der Wirt der Depp, wenn es dann um die Strafen geht. Wir können nicht jeden Gast fragen, ob er 18 Jahre alt ist, damit er durch die Stube gehen darf, wo geraucht wird.“
In Guntramsdorf in Niederösterreich haben die Wirte Manfred und Brigitte Haase bereits im März auf rauchfrei umgestellt. Bis auf zwei Ausnahmen machen alle Winzer im Heurigenort mit.
Die „Krone“ hörte sich auch bei den Vertretungen der Wirtschaftskammer in den Landeshauptstädten um - und von dort ist fast unisono zu hören: „Der Anteil der Betriebe, die jetzt auf rauchfrei umstellen, wird immer größer.“
Und was wollen die Österreicher?
Die Meinungsforscher von IMAS haben in einer Umfrage für die „Krone“ herausgefunden, dass die Bevölkerung beim Thema Rauchen gespalten ist. Knapp die Hälfte ist dafür, dass in den Lokalen weiterhin gequalmt werden darf, etwas mehr als die Hälfte - exakt 52 Prozent - ist aber für ein Verbot.
Endgültig vom Tisch ist das Thema Rauchen übrigens noch nicht. Die Initiative „Don‘t Smoke“ wird weiterhin Druck auf die Politik ausüben, die Entscheidung zu überdenken. Und: Laut IMAS wollen 70 Prozent der Österreicher eine Volksabstimmung.
Die Rauchverbots-Chronologie:
Kronen Zeitung
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