„Magyar Nemzet“

Ungarische Oppositionszeitung stellt Betrieb ein

Medien
10.04.2018 15:25

Die oppositionelle ungarische Traditionszeitung „Magyar Nemzet“ stellt ihren Betrieb ein. Das Blatt werde an diesem Mittwoch zum letzten Mal erscheinen, teilte der herausgebende Verlag am Dienstag auf der Webseite der Zeitung mit. Als Begründung gab das Medienunternehmen Finanzierungsprobleme an. 

„Magyar Nemzet“ gehört dem Oligarchen Lajos Simicska, der früher ein enger Vertrauter des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban war. Nach dem Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Schulfreund Orban im Jahr 2015 ließ Simicska seine Medien, darunter die „Magyar Nemzet“, auf einen regierungskritischen Kurs einschwenken. Im Wahlkampf vor der Parlamentswahl am Sonntag berichtete die Zeitung über massive mutmaßliche Korruptionsfälle im Umfeld Orbans.

Nach dem Bruch mit dem Regierungschef verloren Simicskas Unternehmen allerdings so gut wie alle öffentlichen Aufträge. Wie am Dienstag weiter bekannt wurde, schließt der Oligarch nun auch den Radiosender Lanchid. Von der Einstellung bedroht ist zudem die Wochenzeitung „Heti Valasz“, wenn sich kein Käufer findet. Der Nachrichten-Fernsehsender Hir TV bleibe hingegen bestehen, hieß es. Die Redaktion müsse aber kräftige Einsparungen hinnehmen.

Die ohne Vorwarnung verfügte Einstellung zwei Tage nach der Parlamentswahl schockierte die Mitarbeiter des Blattes. „Wir fühlen uns wie nach einem Terroranschlag“, sagte der stellvertretende Chefredakteur György Zsombor dem Portal 24.hu. Zugleich hoffe man, doch noch einen Käufer für das Blatt oder zumindest für das dazugehörige Online-Portal zu finden.

Die Fidesz-Partei des Regierungschefs hatte die jüngste Parlamentswahl deutlicher als erwartet gewonnen. In der neuen Volksvertretung wird sie über eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit verfügen. Auf einer Pressekonferenz in Budapest wollte sich Orban am Dienstag nicht näher zur Einstellung der Zeitung äußern. „Bekanntlich beschäftigen wir uns nicht mit geschäftlichen Dingen. Die Eigentümer entscheiden das, wie sie wollen“, sagte er.

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