Wirtschaftskrise

voest verschiebt Investitionsentscheidung

Oberösterreich
16.10.2008 16:00
Nun ist es offiziell: Der oberösterreichische börsenotierte Stahlkonzern voestalpine verschiebt seine für Dezember 2008 geplante Entscheidung über ein neues Riesen-Stahlwerk für etliche Milliarden Euro auf das Jahr 2009. Als Gründe nannte die voestalpine Donnerstag früh "die anhaltend kritische Verfassung auf den Finanzmärkten" und die daraus resultierende "zunehmende Unsicherheit über die globale Entwicklung der Realwirtschaft".

Überdies erscheine eine kurzfristige Werks-Fixierung aufgrund der für den Industriestandort Europa "äußerst kritischen bisherigen Entscheidungen auf der Ebene des Europäischen Parlaments zu den künftigen Klimaschutzregelungen nicht vertretbar", so das Unternehmen weiter. Die Vorbereitungsarbeiten würden aber unverändert weiter fortgesetzt.

Wie berichtet erwägt die voestalpine für rund 5 Mrd. Euro in Osteuropa ein neues Stahlwerk zu errichten. Im Gespräch waren anfangs Rumänien, Bulgarien, die Ukraine oder die Türkei.

Auswirkungen der Autokrise können abgefedert werden
Bei den jüngsten Meldungen über Absatz- und Produktionsrückgänge in der Automobilindustrie kann man laut voest-Chef Wolfgang Eder nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Zwischen den Kfz-Herstellern gebe es große Unterschiede. "Wir sind bei den gutlaufenden Unternehmen drin", sagte Eder und verwies etwa auf den deutschen Autokonzern Audi, der einer der 12 bis 15 großen Kunden der voestalpine sei.

Die deutsche Oberklassehersteller BMW (minus 15,4 Prozent) und Daimler (minus 6,3 Prozent) verzeichneten im September deutliche Absatzeinbußen. Noch schlimmer traf es die GM-Tochter Opel, deren Absatz um 19,1 Prozent einbrach. Einziger Gewinner unter den großen Marken war Marktführer VW, der seinen Absatz im September um 1,4 Prozent auf 263.435 Pkw steigerte. Die VW-Tochter Audi legte um 18,5 Prozent zu.

voestalpine erwirtschaftet 27 Prozent der Gesamterlöse mit der Autoindustrie - gefolgt von der Bau- und der Energieindustrie (mit einem Anteil von je 13 Prozent), dem Bereich Eisenbahnsysteme (12 Prozent), Haushaltsgeräte- und Konsumgüterindustrie (6 Prozent) und Sonstige (ebenfalls 6 Prozent). "Wir sind in Segmenten aktiv, die unterschiedliche Zyklen haben und in Summe eine sehr stabile Ergebnisentwicklung ermöglichen", so Eder.

Aufschwung im Sommer 2009
"Wir gehen derzeit davon aus, im Sommer 2009 einen neuen Aufschwung zu starten", sagte der Eder, führte aber gleichzeitig ein weitaus schaurigeres Alternativszenario ins Treffen: Es ist laut Eder keinesfalls auszuschließen, ein bis eineinhalb Jahre in eine massive Konjunkturproblematik zu kommen. "Ich glaube aber derzeit, dass wir im Sommer 2008 das Ärgste ausgestanden haben sollten", betonte Eder.

Im - noch nicht erwarteten - Fall eines massiven Konjunktureinbruchs sei die voestalpine aufgrund ihrer Sondersituation das defensivste Stahlunternehmen. "Wir sind nicht an den Spotmarkt gekoppelt - wir haben stabile Preise, weil wir im Vertragsgeschäft verankert sind", grenzte sich der Voest-Chef von Massenstahl-Unternehmen ab. Auch betreffend der rund 4 Milliarden schweren Übernahme von Böhler-Uddeholm brauche sich niemand zu sorgen, dass sich die voestalpine überhoben hätte. Das im Übernahmejahr kurzfristig von 18 (2006/07) auf 83 Prozent hoch gekletterte Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung in Prozent des Eigenkapitals) sei heuer im ersten Quartal bereits auf 77 Prozent gesunken und werde im dritten Quartal weiter zurückgehen. Im zweiten Quartal sei es wegen der Dividendenausschüttung im Volumen von rund 340 Mio. Euro nicht gesunken.

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