Das freie Wort

Weltfrauentag

Der Weltfrauentag gibt Anlass, einen tieferen Blick auf die Lebensumstände von Frauen zu richten. In unserem Land bilden Frauen die Bevölkerungsmehrheit, Gleichberechtigung oder Chancengleichheit scheint gegeben. Die Realität entspricht jedoch nicht dem geschönten Bild. Nach wie vor sind es die Frauen, die sich um Haushaltsführung und Kinderbetreuung kümmern. Während der Corona-Pandemie kam eine weitere Belastung durch Homeoffice und Homeschooling hinzu. In den schlecht entlohnten Berufen arbeiten vorwiegend Frauen, und zusätzlich leisten sie oft auch noch unbezahlte Arbeit im familiären Pflege- oder Betreuungsbereich. Auch gibt es in der Berufswelt nach wie vor die gläserne Decke, die als undurchdringbare Barriere den Karriereverlauf von Frauen hemmt. In der Politik und in öffentlichen Funktionen entspricht der Frauenanteil nach wie vor nicht ihrem Bevölkerungsanteil. Besonders schlimm ist, dass Frauen immer wieder die Opfer brutaler häuslicher Gewalt werden und dann nicht immer Hilfe und Verständnis für ihre dramatische, oft lebensbedrohende Situation finden. Es gibt noch viel zu tun, um den Weltfrauentag mit gutem Gewissen feiern zu dürfen. Während bei uns veraltete Denkmuster und Männerdominanz die tatsächliche Gleichstellung der Frau verzögern oder erschweren, gibt es in allen Teilen der Welt unvorstellbare und grausame Lebensumstände der Frauen. Abwertung und Erniedrigung in allen Bereichen, Zwangsverhüllung des Körpers, Genitalverstümmelung und täglicher Überlebenskampf sind Umstände, die zwar bekannt sind, doch aus falsch verstandenem Toleranzdenken nicht offen angeprangert und entschieden verurteilt werden. Bilder aus den Entwicklungsländern zeigen das Leben gequälter Frauen, diese Bilder sind unerträglich und machen wütend. Es ist ein Dasein, geprägt von Gewalt, Hilflosigkeit und völligem Ausgeliefertsein. Es ist kein Leben, es ist bestenfalls ein Vegetieren ohne jegliche Aussicht auf Situationsverbesserung. Den Weltfrauentag zu feiern ist richtig und schön. Vieles wurde schon erreicht oder bessert sich. Dieser besondere Tag muss aber vor allem genutzt werden, um auf die unmenschlichen Lebensumstände der Frauen weltweit aufmerksam zu machen und dann gemeinsam mit aller Entschiedenheit für eine Situationsverbesserung einzutreten. Dazu ist die Unterstützung jener starken Männer, denen Partnerschaft und Wertschätzung ein Anliegen ist, unbedingt notwendig. Denn nichts auf der Welt rechtfertigt die unmenschlichen und ungerechten Lebensumstände der Frauen, und es genügt nicht, sich am Weltfrauentag selbstzufrieden über die Gleichberechtigung und Chancengleichheit der Frauen in unserer Gesellschaft zu freuen.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Mo, 8.3.2021

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