Völkermord-Prozess

Erste Anhörung im Rote-Khmer-Tribunal

Ausland
20.11.2007 11:34
Das internationale Rote-Khmer-Tribunal hat am Dienstag seine erste öffentliche Anhörung begonnen. Das Tribunal in Phnom Penh, das die Gräueltaten des Pol-Pot-Regimes aus den 70er Jahren aufklären soll, eröffnete eine Sitzung, in der es um die weitere Inhaftierung des 65-jährigen früheren Gefängnischefs Kang Kek Ieu, genannt "Deuch" (Duch) gehen soll.

Deuch (Bildmitte), der bereits acht Jahre in einem Militärgefängnis einsaß, will seine Freilassung erreichen. Die Richter erklärten vor Beginn der Anhörung, es bestehe der "gut begründete" Verdacht, dass er an Verbrechen beteiligt war und dass Fluchtgefahr bestehe.

Deuch soll im Tuol-Sleng-Gefängnis für die Folter und Ermordung von insgesamt 16.000 Häftlingen mitverantwortlich gewesen sein. Die formelle Eröffnung von Prozessen vor dem Rote-Khmer-Tribunal wird erst im kommenden Jahr erwartet.

Führende Köpfe festgenommen
Das Tribunal nahm unterdessen die fünf führenden noch lebenden Köpfe der Roten Khmer fest. In der vergangenen Woche wurden Ex-Außenminister Ieng Sary und seine Frau, Ex-Sozialministerin Ieng Thirith, festgenommen. Auch der frühere Chef-Ideologe Nuon Chea wartet auf seinen Prozess. Am Montag ließ das Tribunal den früheren Staatschef Khieu Samphan festnehmen.

Der 76-Jährige, der von 1975 bis 1979 Staatspräsident war und nach dem Einmarsch der Vietnamesen nach China geflüchtet war, war am vergangenen Mittwoch auf Anordnung von Regierungschef Hun Sen ins Calmette-Krankenhaus eingeliefert worden. Der 76-Jährige wurde wegen Bluthochdrucks behandelt.

Samphan bestreitet Massentötung
In seinem vergangene Woche erschienenen Buch über die Geschichte Kambodschas bestreitet Samphan, dass es unter den Roten Khmer planmäßige Massentötungen gab. Dem Regime sei immer am Wohl der Menschen gelegen gewesen.

Unvorstellbare Massaker auf den "Killing Fields"
Die von China unterstützten, von Pol Pot geführten Roten Khmer herrschten mit brutaler Gewalt. Ihr Ziel war es, das südostasiatische Land in eine kollektivistische Agrargesellschaft ("Steinzeit-Kommunismus") umzuwandeln. Die akademische Elite wurde ausgerottet. Bis zu zwei Millionen Menschen wurden hingerichtet, verhungerten oder arbeiteten sich auf den Reisfeldern zu Tode.

Wegen der unvorstellbaren Massaker bekam das geschundene Land den Beinamen "Killing Fields". Die vietnamesische Armee marschierte Ende 1978 in das Nachbarland ein, eroberte am 7. Jänner 1979 die Hauptstadt Phnom Penh und stürzte das Schreckensregime. Khmer-Führer Pol Pot starb 1998.

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