Flammenhölle

First-Class-Service für reiche Flüchtlinge

Ausland
25.10.2007 10:38
Yoga, Akupunktur, Kinderprogramm und koscheres Essen - was sonst nur in Hotels der Nobelklasse Standard ist, bietet derzeit auch das Qualcomm Stadion in San Diego. Seine Besucher haben Ablenkung bitter nötig: Die Feuerfronten in Südkalifornien zwangen sie dazu, ihre Häuser in wohlhabenden Gegenden zu verlassen und in dem Komplex Schutz zu suchen.

Rund 10.000 Menschen haben sich dort eingefunden, wo sonst die San Diego Chargers spielen, das Football-Team der südkalifornischen Stadt.

Die Behörden und Freiwillige bemühen sich, den Opfern der Brände den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Auf Tischen stapelt sich das Essen: Früchte, Plätzchen, belegte Brote und zum Abendessen gab es sogar Braten mit Gemüsebeilage, Salat und Reis. Für jüdische Opfer der Brände stellen die Helfer koscheres Essen bereit.

Keine Spur von „Katrina“-Horror
"Wir haben alles, was wir brauchen", sagte Linda Leonik, die mit ihrem Mann und den sechs Monate alten Zwillingen aus der noblen Wohngegend Rancho Bernardo ins Stadion geflüchtet ist. Sie sei total überrascht, wie gut die Menschen zusammenhielten.

Die Atmosphäre sei anders als vor zwei Jahren in New Orleans beim Hurrikan "Katrina", als Tausende Menschen in einem überfüllten Footballstadion ohne ausreichend Wasser, Essen und Sanitäreinrichtungen ausharren mussten. "Man hört alle diese Horrorgeschichten vom Hurrikan 'Katrina', aber hier ist es wirklich ganz anders", sagte die 22-jährige Mutter.

Wohlhabende Flüchtlinge
Anders ist nicht nur die Stimmung, sondern auch die Klientel, die sich im Qualcomm Stadion eingefunden hat. Während in New Orleans vor allem die ärmsten Bürger der Stadt im Superdome-Stadion Zuflucht fanden, kommen hier viele Flüchtlinge aus wohlhabenden Gegenden San Diegos.

Die Gemeinden der Stadt sind zusammengerückt und jeder versucht, seinen Beitrag zu leisten, um die Not der Menschen zu lindern: Helfer bieten Akupunktur an, Schilder weisen auf Yoga- und Meditationsangebote hin. Die Menschen können sich massieren lassen oder die Hilfe von Psychologen in Anspruch nehmen. Für die Kinder macht ein Clown Tiere aus Luftballons, Freiwillige bemalen die Gesichter der Kleinen und ein Bauchredner hält sein Publikum bei Laune.

Es wird auch sichergestellt, dass die Menschen informiert sind über das, was in ihren Wohngegenden vor sich geht: Auf Fernsehschirmen können sie die Nachrichten sehen, und damit sie in Kontakt mit Familie und Freunden bleiben können, gibt es extra Aufladestationen für Handys.

Die Versorgungslage war am Dienstagabend so entspannt, dass der Bürgermeister San Diegos mitteilte, weitere Spenden würden nicht mehr gebraucht. Die ganze Gemeinschaft habe unglaublich gut in dieser Situation reagiert, sagt der in San Diego geborene Tony Greco. "Ich bin stolz auf meine Stadt."

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