Ah, c’est si bon, Paris, Stadt der unwiderstehlichen Düfte - und sei es nur ein ofenfrisches Baguette -, der traditionellen Bistros, der Edelrestaurants mit fulminanter Küche: Wer hier dermaßen enthusiastisch von delikater Cuisine träumt, ist nicht etwa ein restlos "eingekochter" Restaurantkritiker, der sich das französische Savoir-vivre auf der Zunge zergehen lässt, sondern eine Ratte namens Remy, die längst nicht frisst, was im Kanal schwimmt - und somit völlig aus der Art schlägt. Abfall ist Remy verhasst. Er ist Gourmet - und schätzt nun mal exzellentes Essen...
Remys absoluter Traumjob: Chefkoch. Und das, obschon es sich bei dem von ihm angepeilten Berufszweig um ein eher nagetierfeindliches Gewerbe handelt. Schließlich hat Remy im Wohnzimmer einer betagten Dame oft genug die Kochsendung des jüngst verblichenen 5-Sterne-Kochs Auguste Gusteau mitverfolgt. Als der Rattenclan im trauten Heim der völlig echauffierten Madame auffliegt, bleibt Remy nur die Flucht in die Kanalisation. Nach einer wilden Rafting-Tour durch stinkende Abwässer landet er in den Katakomben von Paris. Bald schon wird er die Gourmet-Szene der Seine-Metropole in helle Aufruhr versetzen...
Rattenscharf animiert
"Ratatouille" (ratte-tuu-ii), so der köstliche Assoziationen hervorrufende Titel dieses rattenscharf animierten Meisterwerks aus dem Hause Pixar, steht dieser doch für ein traditionelles provenzalisches Schmorgemüse aus Auberginen, Paprika, Paradeisern und fein mit Kräutern und Knoblauch abgeschmeckten Zucchini. Bislang mussten Ratten in Cartoons als Bösewichte herhalten und wurden trickfilmmäßig stiefmütterlich behandelt. Die warmherzig-charmante Comedy à la francaise rund um den tolldreisten Nager Remy, der an seiner kreativ-kulinarischen Leidenschaft gegen alle Widerstände festhält, setzt nun neue Akzente, die nicht nur Paris-Liebhaber schmunzeln lassen werden, überrascht sie doch mit herrlichen Momenten in der Tradition eines Buster Keaton.
Ratte mit dem Paul-Bocuse-Gen
Die Pixar-Studios hatten es stets verstanden, ihre weltweite Fangemeinde mit überaus originellen Trickfilm-Abenteuern zu fesseln. Denken wir nur an die lebendigen Spielzeuge von "Toy Story" und "Toy Story 2", die im Kinderzimmer zur Anarchie aufriefen, an die schrillkomische "Monster AG", an den vorwitzigen Ozeanhelden "Nemo" oder etwa an "Die Unglaublichen", einen schrägen Superhelden-Clan mit durchaus reißfesten Familienbanden - nicht zu vergessen die schrullig-überhitzten Blechboliden aus "Cars". Dass Regisseur Brad Bird, der bereits mit "The Incredibles" zu Oscar-Ehren kam, nun auch mit "Ratatouille" die Grenzen zwischen Live-Action-Film und genialer Trickfilmkunst auf originelle Weise durchbricht, versteht sich von selbst. Wenn Remy, die Ratte mit dem Paul-Bocuse-Gen, den Küchenjungen Linguini - unter dessen Kochmütze versteckt - virtuos in Sachen Haubenküche instruiert, um so einen gefürchteten Restaurantkritiker mit kulinarischen Glanzleistungen milde zu stimmen, bleibt kein Auge trocken...
Österreichische Topköche leihen ihre Stimmen
Fein abgeschmeckt auch der dezente Österreich-Bezug in der deutschen Synchronisation, wartet diese doch mit der Stimme von Gault-Millau-Herausgeber und Feinschmecker Karl Hohenlohe und jener von Haubenköchin Johanna Maier auf. Als verwöhnte Gäste dürfen die beiden im "Gusteaus" den Mund so richtig vollnehmen. Der elitäre Look des Restaurants wurde dem Flair berühmter Pariser Lokale nachempfunden, wie etwa dem "Guy Savoy", dem "Taillevent" oder dem "Le Train Bleu", jenem beliebten Belle-Epoque-Restaurant am Gare de Lyon, das für sein pittoresk-eklektizistisches Dekor ebenso berühmt ist wie für seine Küche. Klar, dass die Pixar-People in den berühmten Gourmet-Tempeln von Paris ausgiebig - und "vollmundig" - recherchierten. Chef-Animator Mark Walsh: "Ich war ein Dosenfraß- und Pizza-Service-Esser und habe plötzlich gemerkt, wie viel Spaß es macht, etwas richtig Gutes zu genießen..." Mon Dieu, Ratte Remy wusste das längst! ("Ratatouille", ab 3. Oktober in den Kinos)
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