Tödliche Lebenslust

Leiser Humor, laute Emotionen: “Das Fräulein”

Kino
16.05.2007 16:26
Nachdem Andrea Stakas Film "Das Fräulein" beim Filmfestival von Locarno im Jahr 2006 mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet wurden, sprachen alle von einem "Fräuleinwunder". In der Zwischenzeit sind weitere Preise dazugekommen, ein Wunder ist der Erfolg des Films mit Kinostart am 17. Mai 2007 dennoch nich: Er ist solide und doch geschmeidig inszeniert und mit drei herausragenden Darstellerinnen besetzt. Nur die Geschichte ist unspektakulär: Es geht um drei Immigrantinnen, die mit ihrer Entwurzelung ganz verschieden umgehen. Am Drehbuch hat die österreichische Regisseurin Barbara Albert mitgeschrieben.

Rua führt eine erfolgreiche Betriebskantine in Zürich. Vor 25 Jahren kam sie von Belgrad in die Schweiz, um sich dort zielstrebig eine neue Existenz aufzubauen. Mittlerweile frei von finanziellen Sorgen verläuft Ruas Leben in geordneten Bahnen und besteht aus geregelten Abläufen: die Arbeit in der Kantine, das Zählen der Tageseinnahmen im Büro, das Abendbrot in ihrer kleinen Züricher Wohnung.

Ihre Heimat Serbien ist für sie weit weg. An Rückkehr denkt sie nicht. Ganz anders als Mila, 60 Jahre alt, ihre langjährige Angestellte, die mit ihrer Familie seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt und hart arbeitet, um sich bald den Traum vom eigenen Haus in Kroatien erfüllen zu können.

Plötzlich taucht Ana auf...
Das geregelte Leben der beiden Frauen und der Alltag in der Kantine geraten aus den Fugen, als die 22-jährige Ana aus Sarajevo auftaucht. Ana, lebenshungrig, schön und eigenwillig, streift ziellos umher, auf der Flucht vor ihrer eigenen Vergangenheit: Der Krieg in Bosnien hat tiefe Spuren in ihr hinterlassen, die sie mit ihrer lauten und frohen Art zu überspielen versucht. Ana muss den Job in der Kantine aus Geldnot annehmen, sie arbeitet gut, stellt jedoch Ruas strikte Ordnung infrage. Nachts streift Ana, die ihre Obdachlosigkeit in der Kantine verheimlicht, allein durch die Stadt und sucht Unterschlupf und Nähe bei wechselnden Männerbekanntschaften.

Rua fühlt sich von Anas Impulsivität und Direktheit in ihrer Ruhe bedroht, gleichzeitig von der Lebensfreude der jungen Frau angezogen. Nicht zuletzt erinnert Ana sie daran, wie sie selbst einmal war. Währendessen ist Mila beleidigt, weil Ana Ruas ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, und sie sich auch zu Hause unverstanden fühlt.

Die Überraschungsparty in der Kantine, die Ana für Ruas Geburtstag organisiert, spitzt die schwelenden Konflikte zwischen den drei Frauen zu und gibt den Anstoß zu einer Reihe von Veränderungen: Rua öffnet sich, sie tanzt zu serbischer Volksmusik, lacht und amüsiert sich.

Am nächsten Morgen wacht sie nicht nur mit einem Kater auf - Anas Überraschungsparty hat auch ihren Blick auf das eigene Leben verändert, ihr Appetit auf ein farbigeres, reicheres Leben jenseits der Routinen ihres Alltags ist geweckt. Zwischen den beiden eigenwilligen Frauen entsteht langsam eine Freundschaft. Dennoch bleibt eine gewisse Distanz zwischen ihnen bestehen: Rua wagt nicht, sich ganz zu öffnen, und Ana hat ein Geheimnis, dem sie sich selbst nicht stellen will...

Bild (c) Polyfilm

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