Keine Winterspiele

Nein zu Olympia 2026: Schock für ÖOC-Boss Stoss

Sport
16.10.2017 12:53

Das Nein der Tiroler Bevölkerung gegen eine Bewerbung von Innsbruck um Olympische Winterspiele 2026 hat Karl Stoss hart getroffen. "Es war ein großer Schock, aber das ist Teil der direkten Demokratie, das muss man akzeptieren", sagte der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees am Montag. Besonders zeigte er sich von Kitzbühel und Innsbruck enttäuscht, wo die Ablehnung deutlich war.

"Das ist jammerschade, gerade wenn wir jetzt da sind in diesem Umfeld und diese Hügelchen sehen. Dann denkt man, wie schön wäre es, wenn man da richtige Berge sehen würde. Wenn man da Tirol hineinprojizieren könnte", sagte Stoss am Montag vor österreichischen Medienvertreten in Pyeongchang (Südkorea), die auf Einladung des ÖOC u.a. die Wettkampfstätten der Winterspiele im kommenden Februar besichtigen werden. Die auf Tiroler Boden erlittene "Niederlage" und "Watsche" tue ihm im Herzen weh.

"Leute informierten sich zu wenig"
Er hätte sich gewünscht, dass sich die Leute vorher richtig informieren, das wäre Recht und Pflicht gewesen, denn nur dann funktioniere die direkte Demokratie. "Und das hat viel zu wenig stattgefunden, wir haben es angeboten. Wir haben über 50 Veranstaltungen im gesamten Bundesland Tirol gemacht und zum Teil war die Teilnahme erschreckend - zehn Leute, 15 Leute." Deshalb komme immer stärker der Populismus zum Tragen. "Es reichen ein paar marktschreierische Aussagen, 'da geht es um Milliarden, da geht es um eine korrupte Gesellschaft'. Aber es muss kein Beweis angetreten werden."

Sein Wunsch wäre gewesen, mit einer möglichen Bewerbung den Pioniergeist der Tiroler wieder zu wecken. "Das, was sie schon mehrfach bewiesen haben, dass sie es können, wenn sie zusammenrücken, zusammenstehen. Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, uns wäre es wirklich gelungen, maßvolle, überschaubare, kostengünstige Winterspiele zu veranstalten. So eine Chance wird sich nie mehr bieten."

Er habe an einen Ausgang Richtung 55 Prozent Pro gerechnet, aber sein Gefühl im Bauch habe ihn getäuscht. Er habe viele Gespräche geführt, mit Sportverbänden, mit IOC-Präsident Thomas Bach. Alle seien vom Konzept begeistert gewesen, hätten gesagt, wenn es gelinge, die Bevölkerung hinter dieses Konzept zu bringen, dann sei ein ganz großer Schritt in Richtung Zuschlag gegeben.

Enttäuscht über Innsbruck und Kitzbühel 
Am meisten enttäuscht hätte ihn die Ablehnung in Innsbruck und Kitzbühel. "Man könnte interpretieren, in Kitzbühel ist man beleidigt und verschnupft, weil dort kein alpiner Wettbewerb stattfindet. Wahrscheinlich geht es ihnen zu gut, es ist eine Wohlstanderscheinung." Im Ötztal, wo ebenfalls keine Bewerbe geplant gewesen wären, war die Zustimmung indes groß, dort habe man die Chance erkannt (Trainingsangebot im Vorfeld etc.). Kitzbühel lebe stark vom Wintersport, beherberge jährlich Großveranstaltungen, für Kitzbühel wäre es ein Selbstläufer gewesen.

Die Zeit für "kleinere Spiele", wie sie das Konzept vorsahen, "sei unglaublich reif gewesen". Die Chance, nicht nur über alles zu schimpfen, sondern beizutragen, etwas zu ändern, wäre gegeben gewesen. "Die Spiele wieder so zu machen, wie man sie 1976 gekannt hat, wie man sie 2012 bei den Jugendspielen erlebt hat. Aber Nachjassen, so sagt man bei uns in Vorarlberg, bringt nichts."

Als Rückschritt für die Olympische Bewegung sieht Stoss das Nein Tirols nicht. "Innsbruck ist nicht der Nabel der Welt, so wichtig müssen wir uns auch nicht nehmen. Es gibt mehrere andere potenzielle Bewerber. Wer es schwer haben wird am selben System, nämlich an der direkten Demokratie, ist Sion. Die müssen in verschiedenen Kantonen Abstimmungen machen."

Paris und Los Angeles ohne Befragung
Seine Entscheidung wäre gewesen, das Volk nicht zu befragen, meinte Stoss. "Ich würde damit aufhören. Aber deshalb bin ich wahrscheinlich nicht in der Politik." Paris und Los Angeles hätten es ohne Volksbefragungen gemacht und da sei die Zustimmung nun enorm, nannte er die Gastgeber der Sommerspiele 2024 und 2028 als Beispiele.

Eine Bewerbung Österreichs für Winterspiele schließt Stoss für die Zukunft nicht aus. "Da müsste man aber zu uns kommen und sagen, jetzt ist die Bevölkerung reif. Dann ja, warum nicht. Das Konzept steht, weil die Anlagen werden auch in zehn Jahren noch aktuell sein. Der Wunsch nach Kleinheit, nach Überschaubarkeit, der Wunsch, Winterspiele wieder in Winterregionen, in alpine Regionen zurückzubringen, wird auch in zehn Jahren topaktuell sein."

Und der Wunsch werde noch wachsen, wenn man 2018 die Winterspiele in Pyeongchang und 2022 in Peking sehen werde. "Das wird perfekt organisiert sein, keine Frage. Aber es ist nicht das, was wir Europäer uns unter Winter vorstellen."

Eine Bewerbung von Österreich für Sommer-Olympia würde Stoss ausschließen. "Zeigen Sie mir den mutigen Politiker, der bereit ist, Milliarden in die Hand zu nehmen, um diese verrottete Infrastruktur wieder zum Leben zu erwecken, um Neues zu bauen. Ausgeschlossen." Er habe sich schon schwergetan darüber nachzudenken, eine neue Eishalle in Innsbruck zu bauen, was aber auch nicht notwendig gewesen wäre. Man hätte mit der vorhandenen das Auslangen gehabt.

Was Sommerspiele betrifft, so könne sich der ÖOC-Präsident eventuell nur vorstellen, es beispielsweise mit Wien und gemeinsam mit anderen umliegenden Ländern und Großstädten wie Bratislava oder Budapest zu versuchen.

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(Bild: KMM)



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