Um schnell zu töten

Waffen umgebaut: So gelang der Vegas-Massenmord

Ausland
03.10.2017 17:59

23 Schusswaffen hatte Massenmörder Stephen Paddock bei seiner Bluttat in Las Vegas in seinem Hotelzimmer dabei. Mindestens 59 Menschen fielen dem 64-Jährigen so zum Opfer, Hunderte weitere wurden durch die Schüsse aus dem 32. Stockwerk des "Mandalay Bay"-Hotels teils schwer verletzt. Doch wie konnte Paddock überhaupt innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen erschießen? Möglicherweise behalf sich der Killer bei seiner Wahnsinnstat mit einem Gerät, das jeder Bürger um nur 99 US-Dollar im Internet erwerben kann.

Der Schütze von Las Vegas gibt den Ermittlern Rätsel auf. Der 64-jährige Stephen Paddock, ein vermögender und zuvor unauffälliger Pensionist mit einer Leidenschaft für Glücksspiel, hinterließ nach Polizeiangaben keine Erklärung für seine Bluttat, bei der mindestens 59 Menschen starben.

In seinem Hotelzimmer und seinem Wohnhaus fanden sich Waffen, Munition und Sprengstoffe. Paddocks Tat ist das schlimmste Massaker in der jüngeren US-Geschichte. Sheriff Joseph Lombardo sprach von mindestens 59 Toten und 527 Verletzten. Die Schusswaffen hatte der Täter über Tage in zehn Koffern in das riesige Hotel "Mandalay Bay"geschmuggelt.

Das Zimmer hat er nach Auffassung von Experten sehr genau ausgesucht - von einem erhöhten Standpunkt aus, mit Hilfe von Podesten für seine Gewehre, konnte er so die Menge treffen. Am Sonntagabend durchbrach Paddock mit einem Hammer oder ähnlichem die Scheibe seines Zimmers im 32. Stock.

Er schoss dann auf tausende völlig wehrlose Menschen, die sich zu einem Freiluftkonzert eingefunden hatte. Nach Schilderungen Lombardos schoss der Angreifer durch die Zimmertür auf die Beamten. Bevor Sondereinheiten sein Zimmer stürmen konnten, erschoss er sich. Ermittler stellten in dem Zimmer 23 Schusswaffen sicher.

Vielfach wurde aufgrund der hohen Zahl an abgefeuerten Schüssen und der hohen Zahl an Opfern, die der Massenmörder binnen etwa 15 Minuten niederschießen konnte, vermutet, dass Paddock bei seiner Wahnsinnstat vollautomatische Waffen verwendet haben muss. Deren Erwerb und Besitz unterliegen allerdings auch im Waffenparadies USA strengen Kontrollen. Vielmehr dürfte der 64-Jährige, so der aktuelle Ermittlungsstand, einen völlig legalen Trick angewendet haben, um sein perfides Ziel zu erreichen.

Mindestens zwei Schusswaffen ganz legal umgebaut
Vollautomatische Schnellfeuergewehre, wie von vielen gemutmaßt wurde, wurden in dem Hotelzimmer des Killers nicht sichergestellt. Doch zwei seiner Schusswaffen soll der 64-Jährige mittels einem sogenannten Bump Stock ganz legal und völlig unkompliziert von einer halbautomatischen auf eine vollautomatische Waffe umgebaut haben, wie die Associated Press unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen bei der Polizei von Las Vegas berichtete.

Anders als die vollautomatischen, können halbautomatische Waffen wie etwa das in den USA beliebte AR-15-Sturmgewehr ganz normal gekauft werden. Mit einem "Bump Stock" - ab 99 US-Dollar auch im Internet bestellbar - aufgerüstet, sind diese dann in der Lage, bis zu 800 Schüsse pro Minute abzugeben. Eine wahrlich gefährliche Umrüstung.

Warum ein "Bump Stock"? Eine halbautomatische Schusswaffe gibt grundsätzlich jedes Mal, wenn der Abzug gedrückt wird, nur einen einzelnen Schuss ab. Dann muss der Abzug erneut gedrückt werden, was die Anzahl an Schüssen pro Minute deutlich niedriger hält als bei den vollautomatischen Varianten - bei denen ein einmal gedrückter Abzug dauerhaftes Feuer auslöst.

Gerät macht "simuliertes vollautomatisches Schießen" möglich
Der "Bump Stock", auch "hellfire" oder "bump-fire" genannt, wird hinten auf die halbautomatische Waffe aufgesetzt. Die Vorrichtung nutzt dann den Rückstoß der Waffe beim Feuern, um den Abzug mechanisch fortlaufend zu drücken. Technisch gesehen bleibt die Waffe damit eine halbautomatische, schießt jedoch ohne längere Unterbrechungen. Auf einer Website wird die Vorrichtung als "simulierte vollautomatisches Schießen" angepriesen. Und das "völlig legal".

Der Waffenexperte Massad Ayoob erklärte gegenüber dem "Guardian", er kenne nur einen einzigen Mordfall, wo ein "Bump Stock" zum Einsatz gekommen wäre. Die Vorrichtung sei nicht "sonderlich beliebt", auch weil ein "exaktes Schießen" damit sehr schwierig sei. Präzisionsschüsse hatte Massenmörder Paddock bei seiner Bluttat angesichts rund 30.000 potenzieller Ziele bei dem Freiluftkonzert und seiner erhöhten Lage aber auch nicht nötig. Er wollte in der Menschenmenge nur möglichst viele Personen treffen ...

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