Bürgerinitiativen:

Abrisspläne verunsichern ganze Stadtteile

Tirol
16.05.2017 15:57

Hunderte Wohnungen stehen in Innsbruck leer - wie viele es genau sind, weiß niemand. Rund 850 sind laut Vereinten Bürgerinitiativen von den Abrissplänen der Stadtregierung betroffen. Für die Mieter ein Horror: "Die Gespräche mit Menschen, die der Politik im Weg stehen, ihre Erfahrungen, Nöte und Ängste machen uns betroffen", so Anita Stangl, Sprecherin der Initiativen.

1620 Unterschriften gegen die Verdichtungspläne der Stadt im O-Dorf hat Anita Stangl gesammelt, indem sie von Tür zu Tür ging. "Die Menschen fühlen sich  ignoriert. Eine Politik mit Herz und Verstand müsste auf die Menschen hören, aber in Innsbruck sehe ich nur eine Riege von Bürokraten sitzen", ärgert sich Anita Stangl .

Mieter stehen den Verdichtungsplänen im Weg

"Die Art und Weise, wie mit Mietern umgegangen wird, hat System", lautet ihr Befund. Drei Dinge bilden "das System": Profilierungsdrang der Politik, Massenzuwanderung (2000 Personen pro Jahr), und die Wettbewerbskultur, die eigentlich eine Investorenkultur sei: "Wettbewerbe bringen maximale Baudichten und maximalen Gewinn durch maximalen Abbruch", erklärte Komitee-Mitglied Siegfried Zenz.

"So geht man mit älteren Menschen nicht um!"

Abrisspläne bedeuten  für die meist älteren Mieter ungeheuren Stress, erläuterten Betroffene gestern in Innsbruck: "Meine Frau ist 84 Jahre alt und leidet an Diabetes, ich bin 83 und an Leukämie erkrankt. Wir wollen nicht noch zusätzlich eine Übersiedelung un unserem hohen Alter durchstehen müssen", sagt Karl Ortler. "Die ständige Unsicherheit, wie es mit unserem Zuhause weitergeht, belasten mich und meine Partnerin sehr", pflichtet ihm Walter Rieder (68) bei. "Ich fühle mich in die Ecke gedrängt", sagt Walter Schuster. Eichhof-Sprecher Markus Trafoier meint: "So geht man mit alten Menschen, denen wir unseren Wohlstand verdanken, nicht um!"

Mit eigenem Geld Wohnungen verschönert

Viele hätten ihr ganzes Geld in Sanierung der Wohnung gesteckt in der Annahme, bis zum Lebensende dort bleiben zu können.  Es werde zwar immer betont, dass ein Auszug nur freiwillig erfolgen könne aufgrund unbefristeter Mietverträge, aber oft werde nicht nur subtiler Druck aufgebaut: Am Eichhof wird Bewohnern eine 20 Meter hohe Feuermauer vor die Fenster gestellt, oder es reißt ein Bagger einen Teil des Hauses ein. "Das alles ist absolut nicht menschlich verträglich!", hält Stangl fest.

Von Philipp Neuner, Kronenzeitung

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