Scorsese-Film

“Silence”: Brutale Glaubensreise nach Japan

Kino
01.03.2017 14:59

Krasser könnte der Unterschied zu seinem vorigen Film kaum sein. Mit dem schrillen Börsen-Thriller "The Wolf of Wall Street" ging Martin Scorsese vor drei Jahren dem turbulenten Chaos von Betrug und Korruption an der Wall Street nach. Mit "Silence" (Kinostart: 3. März) begibt sich der Oscarpreisträger nun auf eine stille, aber extrem brutale Glaubensreise in das ferne Japan des 17. Jahrhunderts.

Es ist ein lang gehegtes Herzensprojekt, das der Regisseur (74, "The Departed: Unter Feinden") seit mehr als 20 Jahren verfolgt: "Silence" führt zurück in das Jahr 1638, als zwei junge Jesuitenpater von Portugal aus die gefährliche Reise in das vom Westen abgeschottete Japan antreten. Dort soll ihr früherer Mentor und Kirchenlehrer Cristovao Ferreira (Liam Neeson) vom Glauben abgefallen sein. Es sind völlig neue Rollen für "Spider-Man"-Darsteller Andrew Garfield und "Star Wars"-Star Adam Driver, die sich nun als Missionare auf ein gefährliches, entbehrungsreiches Abenteuer einlassen.

Auch für die Zuschauer ist das kein Spaß. Auf über zweieinhalb Stunden Länge führt Scorsese die brutale Unterdrückung der christlichen Minderheit durch die japanischen Machthaber vor Augen. Sie sind unmenschlichen Entbehrungen und schlimmsten Foltermethoden ausgesetzt.

Die bedrängten Pater stellen dabei immer wieder die Frage, wie Gott zu so viel Leid schweigen kann. Auch Scorsese stellt sich nach eigenem Bekunden tiefgründige Glaubensfragen. "Wo kann ich den Sinn der Existenz und den Sinn des Lebens finden? Für mich ist es das Christentum", sagte der Regisseur kürzlich, als er "Silence" am theologischen Fuller-Seminary im kalifornischen Pasadena vorstellte.

Religion spielte in Scorseses Leben schon lange eine Rolle. Der Sohn sizilianischer Einwanderer war in seiner Jugend Messdiener, zeitweise wollte er Priester werden. 1988 brachte er die umstrittene Buchverfilmung "Die letzte Versuchung Christi" ins Kino. Konservative Christen riefen damals zum Boykott des "blasphemischen" Films auf.

In dieser Zeit las Scorsese auch den Bestseller "Schweigen" (1966) des japanischen Autors Shusaku Endo (1923 bis 1996), der als Elfjähriger mit seiner Mutter zum Katholizismus übergetreten war. Der auf historischen Ereignissen beruhende Roman ist die Vorlage für "Silence". Sein Herzensprojekt stellte Scorsese im vorigen November Jesuiten in Rom vor - dabei wurde der Filmemacher auch von Papst Franziskus empfangen.

krone.at-Filmkritik: Martin Scorses serviert uns harte Kinokost, die nur schwer zu verdauen ist. Dennoch sorgen die ausgezeichnete Darsteller-Riege und die Genialität des Regie-Virtuosen Scorsese dafür, dass "Schweigen" trotz des langsamen Erzähltempos und der nicht vorhandenen Filmmusik keinerzeit langweilig oder ermüdend ist.

APA/red

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