Laut Medienbericht

Bleibt Joseph Blatter doch FIFA-Präsident?

Sport
14.06.2015 07:46
Folgt nun der Rücktritt vom Rücktritt? FIFA-Präsident Joseph Blatter erwägt einem Medienbericht zufolge, seinen Posten doch nicht aufzugeben. Fußballverbände aus Asien und Afrika wollten verhindern, dass der 79-Jährige wie von ihm angekündigt vorzeitig zurücktrete, meldete die "Schweiz am Sonntag" auf ihrer Internet-Seite.

Der Präsident des Fußball-Weltverbands fühle sich über die Unterstützungsbekundungen geehrt und schließe in der Tat nicht aus, sein Amt fortzuführen, zitiert die Zeitung einen Blatter-nahen Informanten. Was die Motive der Funktionäre sein könnten, ist unklar.

"Schwierig einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden"
Im Dezember soll der außerordentliche FIFA-Kongress stattfinden, bei dem ein neuer Präsident gewählt werden soll. "Blatter hat eine faire Chance. Es kommt nun drauf an, wie er sich in den nächsten Monaten verhält", sagt PR-Berater Klaus J. Stöhlker. Er war von Januar bis Ende Mai ein persönlicher Berater des Schweizers und unterstützte ihn bei der Wiederwahl. "Blatter ist der gewählte Präsident." Außerdem sei es schwierig, einen "ebenbürtigen" Kandidaten zu finden.

Auch über den wahren Grund für den Rücktritt von Pressechef Walter de Gregorio wird spekuliert. Er soll Blatter intern zu einem sofortigen Rücktritt gedrängt haben. Anscheinden habe es "unüberwindbare Differenzen" zwischen den beiden gegeben. De Gregoria hat dazu keine Stellungnahme abgegeben.

Scala lehnt Blatter-Verbleib ab
Domenico Scala lehnt als Vorsitzender der FIFA-Compliance-Kommission einen Verbleib von Joseph Blatter im Präsidentenamt des Fußball-Weltverbandes ab. "Für mich sind die Reformen das zentrale Thema. Deshalb halte ich es für klar unverzichtbar, den eingeleiteten Prozess des Präsidiumswechsels wie angekündigt umzusetzen", teilte FIFA-Kontrolleur Scala am Sonntag mit Blick auf die Spekulationen mit.

Die großen europäischen Verbände können mit einem Verbleib Blatters wenig anfangen. "Der von Blatter selbst angekündigte Rücktritt muss jetzt so schnell wie möglich auch formal vollzogen werden", forderte etwa Ralf Köttker, Mediendirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Laut dem Schweizer Rechtsprofessor Mark Pieth, der als Anti-Korruptions-Experte der FIFA mit seinen Reformvorschlägen gescheitert war, müsse der Präsident auf der Stelle gehen. "Blatter kann sich nicht als 'lame duck' für Monate an seinen Job klammern. Es macht keinen Sinn, weiter Zeit zu verschwenden mit politischen Machtspielen", meinte Pieth.

Blatter-Tochter schließt Rücktritt vom Rücktritt aus
Genau darin ist Blatter aber ein Meister. Zu den Spekulationen wollte sich der Machtmensch selbst nicht äußern, seine Tochter Corinne schloss im Gespräch mit der Schweizer Boulevardzeitung "Blick" aber eine Kehrtwendung aus: "In Anbetracht der Ankündigung meines Vaters vom 2. Juni erübrigt sich jeder weitere Kommentar."

Gar so abwegig scheint ein Verbleib Blatters dennoch nicht. Von den möglichen Nachfolgern kristallisiert sich noch kein Favorit heraus, der gegen den Amtsinhaber eine Mehrheit erhalten könnte. UEFA-Präsident Michel Platini hat sich noch nicht zu einer möglichen Kandidatur geäußert. Als möglicher Termin für die Neuwahlen gilt der 16. Dezember.

Bis dahin will Blatter selbst Reformen auf den Weg bringen. Der Schweizer war kurz vor den Präsidentschaftswahlen Ende Mai in Zürich wegen der Festnahme mehrerer FIFA-Funktionäre unter Druck geraten, wurde aber dennoch wiedergewählt. Die US-Justiz ermittelt wegen Korruption, Verschwörung sowie organisierten Verbrechens.

Blatter nicht in Kanada
Auch wenn gegen Blatter nicht offiziell ermittelt wird, meidet der Schweizer Reisen nach Nordamerika. So bleibt Blatter der laufenden Frauen-WM in Kanada fern. Die FIFA soll sich unterdessen mit Staranwalt Lorenz Erni gegen Milliarden-Klagen in den USA rüsten. Geht es nach Pieth, müsse sofort ein Interimspräsident her, um dem Weltverband nach außen wieder zu mehr Glaubwürdigkeit zu verhelfen.

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(Bild: KMM)



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