Immer schlimmer

FIFA: Jetzt packt Warner aus! Bestechung, Skandale

Sport
04.06.2015 08:05
Nachdem das FBI bereits Mittwochabend veröffentlicht hatte, dass Ex-FIFA-Mitglied Chuck Blazer Bestechung innerhalb der Organisation rund um die WM-Vergaben 1998 und 2010 gestanden hatte, kam es nun noch dicker: Ex-Blatter-Vize-Präsident Jack Warner, der vom FBI längst untersucht wird, hat alle Beweise gesammelt und einer dritten Person übergeben: "Die Samthandschuhe sind abgelegt!" Es sei an der Zeit auszupacken - über Korruption und krumme Machenschaften und vor allem über den Noch-Präsidenten Sepp Blatter, dessen Lebenswerk sich in Schall und Rauch auflöst. Warners heftige Rede sehen Sie oben im Video!

Der ehemalige FIFA-Funktionär Jack Warner behauptet, dass der Fußball-Weltverband seine Independent Liberal Party auf Trinidad und Tobago im Wahlkampf 2010 finanziell unterstützt hat. Er habe entsprechende Schecks und anderes Beweismaterial an seine Anwälte übergeben, sagte der 72 Jahre alte frühere FIFA-Vizepräsident am Mittwochabend in einer Fernsehansprache, wie die Zeitung "Trinidad and Tobago Guardian" am Donnerstag berichtete. FIFA-Chef Joseph Blatter und andere Funktionäre hätten von der finanziellen Unterstützung Kenntnis gehabt.

Auch Blazer hat Bestechung gestanden
Erstmals liegen Aussagen eines ehemaligen FIFA-Funktionärs vor einem Gericht zu Bestechungspraktiken im Führungszirkel des Weltverbandes öffentlich vor. Die Ergebnisse der Befragung von Chuck Blazer wurden in der Form durchaus erwartet, brisant sind sie dennoch.

Auf 40 Seiten, schwarz auf weiß, mit einer roten Identifizierungsnummer am Rand, ist das Protokoll festgehalten, in dem Chuck Blazer als erster ehemaliger FIFA-Funktionär vor einem ordentlichen US-Gericht Korruption und Bestechung vor WM-Vergaben vollumfänglich zugibt. Die Veröffentlichung der Aussage des früheren Mitglieds des FIFA-Exekutivkomitees in Brooklyn, New York aus dem Jahr 2013 am Mittwochabend bringt neue Erkenntnisse im jüngsten Korruptionsskandal um den Fußball-Weltverband. Sie bringt aber auch FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke womöglich in Bedrängnis.

Jack Warner der Mitverschwörer?
Blazer räumt ein, dass er gemeinsam mit namentlich nicht genannten Mitgliedern des FIFA-Exekutivkomitees und einem Mitverschwörer - dem Vernehmen nach der namentlich ebenfalls nicht genannte frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner - Schmiergeld vom späteren WM-Gastgeber 2010 Südafrika erhalten habe. Eine viel diskutierte Zahlung von zehn Millionen Dollar (8,98 Millionen Euro) über ein FIFA-Konto unter angeblich möglicher Mitwisserschaft von Valcke wird in den Unterlagen nicht explizit genannt.

Doch die Indizien deuten darauf hin, dass Blazer diesen Deal in seinem Geständnis als Bestechung einstufte. Valcke bezeichnete den Vorgang bisher als legale Zahlung Südafrikas für die Fußball-Entwicklung in Mittelamerika, die zudem vom damaligen, mittlerweile verstorbenen, FIFA-Funktionär Julio Grondona freigegeben worden sei und nicht von ihm. Eine Reaktion Valckes auf die Aussagen Blazers stand noch aus. Die WM-Organisatoren in Südafrika haben Bestechungsvorwürfe zurückgewiesen.

US-Justizministerin durch Blazers Aussage bestätigt
Ein weiterer Vorwurf aus den in der Vorwoche publik gewordenen Ermittlungsakten von US-Justizministerin Loretta Lynch wird durch Blazers Aussage auch bestätigt. Auch vor der WM 1998, die letztlich nach Frankreich ging, gab es Bestechung im FIFA-Apparat. Blazer gab zu, vor der Vergabe eine Zahlung erhalten zu haben - allerdings nicht von wem. Laut US-Behörden kam die Zuwendung vom gescheiterten Kandidaten Marokko.

Dorthin soll sich Blazer auch vor der Vergabe für 2010 gewendet haben. Als die Signale aus der FIFA-Zentrale Richtung Südafrika als WM-Favoriten gingen, wurde aber dort der Deal eingefädelt, hieß es in dem schon in der Vorwoche veröffentlichten Report des US-Justizministeriums.

Auch Bestechung in Sachen TV-Gelder
Blazer gestand weiters, er selbst und andere hätten Geld im Zusammenhang mit der Vergabe von TV-Übertragungsrechten für verschiedene "Gold Cup"-Turniere zwischen 1998 und 2003 angenommen. Blazer bekannte sich als schuldig. Der krebskranke Blazer kam 2013 nach einer Kautionszahlung von zehn Millionen Dollar auf freien Fuß und liegt nach Angaben der "New York Times" derzeit in einem New Yorker Krankenhaus.

Die Aussagen Blazers über Bestechung bei der WM-Vergabe gelten als brisant: Bisher ermitteln die US-Behörden zwar gegen mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechung und Korruption, Ermittlungen wegen WM-Vergaben wurden allerdings bisher nicht offiziell bestätigt. Die nun publiken Aussagen bringen außerdem kurz nach der Rücktrittsankündigung von Präsident Joseph Blatter neuen Schwung in die FIFA-Affäre. Der scheidende Chef des Weltverbandes wird in dem Gerichtsprotokoll nicht erwähnt. Blatter hatte stets jede Verwicklung in irreguläre Geschäfte bestritten. Weiter unbestätigt sind Berichte von US-Medien, nach denen das FBI auch gegen den 79-Jährigen ermitteln soll.

Auch WM 2018 und 2022 unter Korruptionsverdacht
Mit den Turnieren 1998 und 2010 sowie der ebenfalls in weiteren Verfahren untersuchten Vergabe der WM 2018 an Russland und der WM 2022 in Katar stehen insgesamt vier Endrundenturniere unter Korruptionsverdacht. Keine Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten förderte die Blazer-Befragung für die WM 2006 in Deutschland zutage. Damals war Südafrika knapp an der DFB-Bewerbung gescheitert.

Fliegt auch im IOC jemand auf?
Die Funktionärskarriere von Blazer endete 2013. Der schwer erkrankte Amerikaner hatte früh mit den Behörden kooperiert und soll bei den Olympischen Spielen Gespräche in Funktionärskreisen heimlich aufgenommen haben. Nach der Anhörung in New York kam er gegen eine Kaution von zehn Millionen Dollar frei. Derzeit soll er wegen einer schweren Erkrankung im Hospital sein. Von der FIFA gab es vorerst keine Reaktion zu den Blazer-Aussagen.

Nun wackeln längst die an Russand und Katar für 2018 und 2022 vergebenen Weltmeisterschaften siehe Story.

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(Bild: KMM)



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