Weinzierl widmete ihre wissenschaftliche Arbeit über Jahrzehnte der Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Am 6. Juni 1925 in Wien geboren, wurde sie 1969 ordentliche Professorin für österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg. Von 1979 bis 1990 war sie Vorstand am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
Zu ihren Spezialgebieten zählten neben dem Nationalsozialismus die Themen Kirchengeschichte, Widerstandsbewegung und Antisemitismus. Knapp nach ihrem 70. Geburtstag emeritierte Weinzierl im Juni 1995 als Universitätsprofessorin, allerdings blieb sie auch danach weiterhin wissenschaftlich tätig.
Weinzierl prägte Historikergenerationen
Der Zeithistoriker Oliver Rathkolb würdigte in einem Nachruf Erika Weinzierl als eine "weit über die akademischen Grenzen hinaus bekannte Zeithistorikerin". Sie sei mit großem Engagement für eine kritische Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte Österreichs, insbesondere mit Antisemitismus und Nationalsozialismus, eingetreten und habe mehrere Generationen von Historikern nachhaltig geprägt.
"Ethisches aktives Handeln zur Durchsetzung von Menschenrechten und offene historische Auseinandersetzung mit Menschenrechtsverletzungen zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk Weinzierls", so der langjährige Kollege der Historikerin. Weinzierl habe wie kein Zeithistoriker vor ihr in wissenschaftlichen Arbeiten, in der Lehre, in den Medien und bei Vorträgen offen auf gesellschaftspolitische Trends und Strömungen reagiert, ihre Präsenz in der österreichischen Öffentlichkeit sei untypisch für akademische Historiker gewesen.
Kritische Analytikerin und Demokratin
Als engagierte Demokratin und Österreicherin sei sie eine "kritische Analytikerin der autoritären und faschistischen Vergangenheit Deutschlands und Österreichs sowie totalitärer Regime während des Kalten Krieges" gewesen. Dabei habe sie nie die Auseinandersetzung mit prominenten Politikern gescheut, so Rathkolb unter Hinweis auf Weinzierls Kritik an Bruno Kreisky und dessen Haltung in der Auseinandersetzung zwischen "Nazi-Jäger" Simon Wiesenthal und dem damaligen FPÖ-Chef Friedrich Peter und an Jörg Haider wegen dessen "wiederholter Verharmlosung von Nationalsozialismus, Zweitem Weltkrieg und Holocaust".
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