"Dschihad-Tourismus"

Immer mehr Jugendliche in Fängen der IS-Krieger

Österreich
05.09.2014 17:00
Verfassungsschützer in Österreich warnen vor einem regelrechten "Dschihad-Tourismus"! Der Propagandafeldzug der barbarischen IS-Terrorkrieger im Internet findet immer mehr Jugendliche, darunter auch zahlreiche Mädchen, als Fans. Jüngstes Beispiel: Ein 17-jähriger Wiener Asylant wurde auf dem Weg nach Syrien geschnappt.

Tatsächlich ist die Entwicklung beängstigend. Der heimische Staatsschutz hat eine tagtäglich größer werdende radikalisierte Szene zu überwachen. Die gefürchteten IS-Terrorkrieger finden auch immer mehr junge Fans im weltweiten Netz. Hier nur einige Beispiele samt Vermisstenanzeigen und Fahndungen der jüngeren Vergangenheit:

Fall 1: Im Frühjahr fliegen zwei bosnisch stämmige Wiener Schülerinnen - die 16-jährige Samra und ihre Freundin Sabina (15) - in eine türkische Grenzstadt. Mittlerweile sollen die Mädchen schon in Syrien und mit Kämpfern verheiratet sein.

Fall 2: Ein 17-Jähriger mit nordafrikanischen Wurzeln, ebenfalls aus der Bundeshauptstadt, wurde von der Polizei nun schon zum zweiten Mal auf dem Weg nach Syrien gestoppt. Diesmal in Laibach in Slowenien. Der Jugendliche selbst gab an, "nur Urlaub machen zu wollen".

14 mutmaßliche "Dschihad-Touristen" in Österreich in U-Haft
Wie die "Krone" zudem in Erfahrung bringen konnte, sind derzeit nicht weniger als 14 mutmaßliche "Dschihad-Touristen" in U-Haft. Allesamt tschetschenische Flüchtlinge. Darunter jene neun, die an der österreichischen Grenze aufgehalten wurden, eine vierköpfige Gruppe, die es bis Bulgarien schaffte - und ein weiterer Landsmann, der seine Augenverletzung aus dem Syrienkrieg im Waldviertel frech auf unsere (Sozial-)Kosten behandeln ließ.

Die Politik reagiert jetzt. Das Innenministerium rüstet den Staatsschutz personell auf, ein schärferes Anti-Terror-Gesetz ist in Ausarbeitung.

"Sie wollen irgendwo dazugehören"
Doch was treibt diese Jugendlichen per Mausklick in die Fänge der IS-Terroristen? "Eine Identitätskrise. Sie sind nicht vorrangig auf der Suche nach Religion. Sie wollen irgendwo dazugehören, sich besonders fühlen, wichtig sein, etwas Weltbewegendes leisten", erklärt Lebensberaterin Nicola Charif-Dandashi aus Baden in Niederösterreich. In einer dschihadistischen Gruppe werden die Kids sofort als Geschwister angesprochen und in eine neue "Familie" aufgenommen.

"Österreich dient als Unterschlupf für Salafisten"
Birol Kilic, Obmann der Türkischen Kulturgemeinde, bezieht im "Krone"-Interview zur aktuellen Situation Stellung.

"Krone": Wie wird aus einem Buben oder Mädchen ein Dschihadist?
Birol Kilic: Österreich dient als Unterschlupf des salafistischen und wahhabitischen Islams, einer Interpretation, die weder etwas mit dem wahren friedlichen Islam noch mit Demokratie zu tun hat. Zusätzlich kommt noch der politische Islam aus der Türkei und aus Ägypten. Selbst in den österreichischen Parteien werden die Anhänger des politischen Islams, die eigentlich Brandstifter sind und sich als Feuerlöscher verkaufen, salonfähig gemacht.

"Krone": Wie hoch ist die geschätzte Zahl der Extremisten in Österreich?
Kilic: Wir schätzen, dass es rund 1.000 Menschen sind, die aus dem Ausland und im Inland „bearbeitet“ werden. Die Unterstützung kommt oft durch dubiose Geldkanäle.

"Krone": Welche Islam-Strömungen gibt es in Österreich?
Kilic: Die Mehrheit der Menschen aus der Türkei, egal, ob gläubig oder nicht, ist für eine Trennung von Kirche und Staat. Allerdings nehmen verstärkt verschiedene radikale Vereine aus dem Ausland Einfluss auf einen Teil der Bevölkerung.

"Krone": Welche Rolle spielt die Islamische Glaubensgemeinschaft?
Kilic: Sie gilt in Europa als Hochburg des politischen Islams. Da sie als anerkannte Religionsgemeinschaft agiert, fühlen wir uns als Österreicher mit säkularer Einstellung in Gefahr.

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