Erschreckende Zahlen

IS tötete bei Massenexekutionen bis zu 770 Iraker

Ausland
03.09.2014 17:47
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat bei mehreren Massenexekutionen im Irak bis zu 770 Soldaten der irakischen Armee getötet. Die Opfer waren im Juni umgebracht worden, nachdem die Extremisten die Stadt Tikrit eingenommen hatten. Bilder und Videoaufnahmen von den Exekutionen gingen damals um die Welt, allerdings war bislang immer die Rede von "lediglich" bis zu 190 Toten gewesen. Unterdessen ringen die USA nach der Enthauptung eines zweiten US-Journalisten durch die IS weiter um eine Strategie im Kampf gegen die Dschihadisten.

Insgesamt seien in Tikrit fünf verschiedene Stellen identifiziert worden, an denen die Kämpfer der IS Massentötungen begangen haben sollen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) stützt sich auf Zeugenaussagen sowie die Auswertung von Bildern und Videos. Die Zahl der Toten bei den Exekutionen liege zwischen 560 und 770, sagten die Menschenrechtler. Ein Überlebender berichtete demnach, die Extremisten hätten ihren Opfern Hände und Augen verbunden und sie erschossen.

Opferzahlen nach Ermittlungen deutlich erhöht
HRW hatte bereits Ende Juni von Massenexekutionen mit bis zu 190 Toten in Tikrit berichtet. Die nun viel höheren Opferzahlen hätten sich ergeben, nachdem weiteres Material ausgewertet worden sei, erklärten die Menschenrechtler. IS-Kämpfer hatten Tikrit am 11. Juni eingenommen. Die Extremisten hatten später über Twitter sogar vermeldet, sie hätten insgesamt 1.700 "schiitische Angehörige der Armee" getötet.

Ende Juni rief die Terrormiliz dann im Irak und im Nachbarland Syrien ein "Islamisches Kalifat" aus - die bisherigen Landesgrenzen existieren für sie nicht mehr. Erster "Kalif" ist IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi. Die von ihr eroberten Gebiete betrachtet die Terrormiliz als eigenen "Staat".

Die Extremisten verfügen über moderne Waffen und Tausende Kämpfer. Sie treffen zugleich auf schlecht ausgerüstete und ausgebildete Gegner. Die Dschihadisten selbst sind militärisch nicht nur gut organisiert, sondern verfügen auch über Fachwissen. Im Irak ist ihr Vormarsch möglich, weil sie sich mit einheimischen Gruppen verbündet haben, darunter viele Ex-Soldaten der Armee des gestürzten und hingerichteten Diktators Saddam Hussein.

Obama weiterhin ohne Strategie im Kampf gegen IS
Erst am Dienstag veröffentlichte der IS ein Video der Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff (siehe Story in der Infobox) - und erhöhte damit noch einmal den Druck auf US-Präsident Barack Obama, eine umfassende Strategie für den Umgang mit den Islamisten vorzulegen.

Obama selbst setzte am Mittwoch eine eiserne Miene auf, schwor Härte und Vergeltung. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", sagte er. "Wir werden für Gerechtigkeit sorgen." Und: "Wir werden nicht vergessen." Vollmundig sprach er von der "Vernichtung" der IS - ohne allerdings zu verraten, wie er den Kampf gegen die Terrormilizen zu führen gedenke.

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