27.08.2014 16:17 |

"Auf Wiederschauen"

Wien: Boss von Einbrecherbande fasst 7,5 Jahre aus

Der Boss einer georgischen Einbrecherbande, die von 2013 bis Ende März 2014 in Wien ihr Unwesen getrieben hat, ist am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. "Ich habe gedacht, Österreich ist ein Rechtsstaat", protestierte der 49-Jährige. "Stimmt. Deswegen hab' ich Sie auch verurteilt. Auf Wiederschauen", erwiderte ihm der Richter. Der Schuldspruch wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und Geldwäscherei ist nicht rechtskräftig.
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Der Mann dürfte mindestens zehn georgische Einbrecher kommandiert haben, wobei er von den Ergebnissen einer umfassenden Telefonüberwachung belastet wurde. Er warb die Kriminellen in seiner Heimat an und besorgte ihnen in Wien Unterkünfte, wobei er auch festlegte, wer mit wem zusammenzuwohnen hatte.

Teilweise überwachte der 49-Jährige die Täter beim Aufbrechen fremder Wohnungen. Die Beute bewahrte er in seiner Bleibe auf, Schmuckstücke und Wertgegenstände ließ er gewinnbringend weiterverkaufen. Die weniger kostbaren Preziosen schickte er per Post nach Georgien.

Zudem kümmerte sich der 49-Jährige um seine Männer, wenn diese von der Polizei festgenommen wurden: "Er hat veranlasst, dass sie im Gefängnis Handys und Geld bekommen", schilderte der Staatsanwalt.

Verteidiger nennt Anklage "konstruiert"
Verteidiger Josef Philipp Bischof bezeichnete den Angeklagten dagegen als "älteren, kränkelnden Mann" und forderte die Schöffen auf, ihren "Hausverstand" walten zu lassen: "Schauen Sie ihn an! Schauen Sie seine Wohnung an! Hätte er tatsächlich diese Rolle inne gehabt, würde er ein anderes Leben führen als er geführt hat." Die Anklage sei "konstruiert", sein Mandant weise "zwei lächerliche Vorstrafen" - eine wegen Ladendiebstahls, eine andere wegen Hehlerei - auf.

Beute bei Durchsuchung sichergestellt
Der Banden-Chef wurde am 23. März 2014 festgenommen. Neben ihm klickten für weitere fünf Georgier die Handschellen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden in der Wohnung des 49-Jährigen nicht weniger als 533 Gegenstände sichergestellt, die in den vorangegangenen Monaten als gestohlen gemeldet worden waren. Neben Uhren und Schmuck stießen die Ermittler vor allem auf Computer, Laptops und Smartphones. Daneben fanden sich Reisepässe von elf Georgiern, bei denen es sich laut Anklage durchwegs um Bandenmitglieder gehandelt haben soll.

Die sichergestellten Wertsachen konnten 25 Einbruchsdiebstählen zugeordnet werden. Auf das Konto der kriminellen Organisation dürften allerdings wesentlich mehr Fakten gehen. Dafür spricht die Statistik. 674 Einbrüche wurden im vergangenen März in der Bundeshauptstadt verzeichnet. Nach der Festnahme der Georgier registrierte die Polizei im darauf folgenden Monat nur mehr 397 Coups.

Schöffen "felsenfest" von Schuld überzeugt
Der Schöffensenat war - wie es in der Urteilsbegründung hieß - "felsenfest davon überzeugt", dass der 49-Jährige von seiner in Penzing gelegenen Wohnung aus mehrere in ihrer Heimat angeworbene Einbrecher kommandiert und überwacht hat.

Verteidiger Joseph Philipp Bischof meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Staatsanwalt Marcus Böhm legte ebenfalls Rechtsmittel ein.

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