Mindestens 21 Tote

Metro-Unglück in Moskau: “Dachte an das Ende”

Ausland
15.07.2014 21:56
In der Moskauer U-Bahn hat sich am Dienstag eines der schwersten Unglücke seit ihrer Eröffnung 1935 ereignet. Mindestens 21 Menschen kamen ums Leben, als im Frühverkehr ein Zug der Blauen Linie zwischen den Stationen Pobedi-Park und Slawjanski entgleiste. Rund 180 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Regierungschef Dmitri Medwedew sprach von einem "tragischen Ereignis". Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte den Opfern "jede notwendige Hilfe" zu und rief für Mittwoch einen Trauertag aus.

Der Unfall ereignete sich um 8.30 Uhr Ortszeit - rund 200 Meter von der nächsten Station entfernt. Zum Unfallzeitpunkt sei der Zug laut Ermittlern mit rund 70 Kilometern pro Stunde gefahren. "Es gab Panik", sagte ein junger Mann dem Sender LifeNews. "Wir sind geklettert, um aus dem Wagen zu kommen, waren aber eingeschlossen. Männer nahmen Hämmer und Zangen und haben das, was uns den Weg versperrt hat, zerstört - und wir sind raus. Dann haben uns Arbeiter zum Ausgang geführt."

Überlebender: "Ich dachte, das ist das Ende"
Überlebende Passagiere berichteten von Panik in den Waggons. Der Zug habe plötzlich "scharf gebremst". "Funken und viel Rauch" habe es gegeben, berichtete ein Insasse mit blutverkrusteter Nase. "Alle wurden von einer Seite auf die andere geschleudert." "Ich dachte, das ist das Ende", sagte ein anderer Passagier einem Fernsehsender. "Wir waren eingeschlossen - und sind nur durch ein Wunder rausgekommen. Es gab viele Verletzte. Zahlreiche Verletzungen: Köpfe, Beine."

Zwölf Menschen seien direkt am Unfallort gestorben, sieben weitere im U-Bahnhof, und zwei Menschen seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, sagte Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa. Demnach wurden 126 Passagiere in Krankenhäuser gebracht. 42 von ihnen hatten laut einem Ministeriumssprecher schwere Verletzungen. Dutzende Krankenwagen und mehrere Rettungshubschrauber waren im Einsatz.

Ermittler sprechen von "technischer Katastrophe"
Die Unfallursache blieb vorerst unklar, einen Terroranschlag schlossen die Ermittler jedoch bereits aus. "Es handelt sich allem Anschein nach um eine technische Katastrophe", sagte Wladimir Markin von der russischen Ermittlungsbehörde. Markin zweifelte an der zunächst verbreiteten Version, dass ein Spannungsabfall vor der Station "Slawjanski Boulevard" den Unfall verursacht haben könnte. Die Energiewerke der Stadt hätten eine solche Stromschwankung nicht bestätigt. "Wir ermitteln derzeit in alle Richtungen. Ein Defekt am Fahrgestell ist ebenso nicht ausgeschlossen wie eine kaputte Weiche."

Bürgermeister Sobjanin sprach von einem der "schwersten Unfälle der jüngsten Zeit". Regierungschef Medwedew drückte den Angehörigen der Toten sein Beileid aus. Es wurden Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen Sicherheitsvorschriften eingeleitet.

Zu viele Passagiere und veraltete Technik
Die 1935 unter Diktator Josef Stalin eröffnete und renovierungsbedürftige Moskauer U-Bahn gilt mit täglich neun Millionen Passagieren als wichtigstes Verkehrssystem der mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern größten Stadt Europas. Allerdings sei die Metro für maximal sechs Millionen Passagiere täglich ausgelegt, sagte der auf Verkehrswesen spezialisierte Journalist Alexej Chasbijew vom Magazin "Expert". Die Technik sei den Worten des Experten zufolge "veraltet", auch wenn es über die Jahrzehnte kaum größere Zwischenfälle gab. Im Jahr 2010 war die Metro Ziel eines Doppelanschlags mit 40 Toten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele