Job statt Werkstatt

Selbstbestimmt leben: „Das wäre mein erster Lohn“

Steiermark
16.12.2025 08:00

Viele Menschen mit Behinderungen sehnen sich nach mehr Selbstbestimmung – aber dafür fehlen oft die Strukturen. Selbstvertreter fordern jetzt die Politik zum Handeln auf.

Martin Pfeiler wohnt in einer Wohnung in Straßgang. Jeden Tag geht der 42-Jährige in eine Werkstatt von Jugend am Werk arbeiten. „Am Montag schneide ich Image-Videos“, sagt er, dann macht er, was eben gerade ansteht. Seit zwölf Jahren arbeitet Pfeiler so, aber bekommt dafür ein Taschengeld statt eines „echten“ Gehalts wie am ersten Arbeitsmarkt. „Aber ich will nicht mein Leben lang im Taschengeld sein“, sagt er. 

Martin Pfeiler wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben.
Martin Pfeiler wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben.(Bild: Christian Jauschowetz)

Wie Martin Pfeiler geht es auch 4700 anderen Steirern mit Behinderung. Vor kurzem haben Selbstvertreter und Behindertenanwalt Siegfried Suppan einen ressortübergreifenden Aktionsplan von der Landesregierung gefordert, um mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen. Bis dato hätten noch keine Gespräche stattgefunden, sagt Thomas Marka von People First Steiermark, einer Selbstvertretung für Menschen mit Lernschwäche. „Die größte Angst, auch von den Familien, ist, dass man aus dem System fliegt und die Sicherheit verloren geht. Deswegen wäre es wichtig, dass man sich ausprobieren kann. In Kärnten gibt es solche Projekte schon.“

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Du hast eine gute Arbeit gemacht. Du kannst mehr ausgeben oder auch sparen.

Martin Pfeiler

Am liebsten in einer Bücherei oder im Büro
So würde sich auch Martin Pfeiler einen Berufseinstieg vorstellen. „Dass man ein Praktikum mit Unterstützung vielleicht einen Monat versucht und dann schaut, ob es passt.“ Am liebsten würde er in einer Bücherei oder in einem Büro arbeiten. Den ersten „richtigen“ Lohn zu erhalten, das hätte nicht nur finanzielle Bedeutung, sagt Pfeiler. „Es würde sich einfach gut anfühlen. Du hast eine gute Arbeit gemacht. Du kannst mehr ausgeben oder auch sparen.“ Das Taschengeld sei manchmal knapp, sagt der Grazer. „Man muss es gut einteilen und schauen, was man isst.“ Beim Wocheneinkauf hilft eine Assistenz ihm deswegen beim Budgetieren.

Um am ersten Arbeitsmarkt teilzunehmen, müsste der ausgebildete Korb- und Möbelflechter aber eventuell eine Ausbildung machen und eine weitere Assistenzkraft bekommen. Auf Dauer sei das System so aber billiger, sagt Thomas Marka: „Es wäre einfach wichtig, dass die Politik mehr auf Menschen mit Behinderung schaut.“

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