Alarmierende Zustände

Kokain: Trauriger Boom durch mafiöse Strukturen

Steiermark
16.12.2025 14:21

Der Konsum von Kokain ist in Österreich mittlerweile leider gang und gäbe. Vor allem in der Steiermark herrschen offenbar keine Tabus mehr. Der steirische Chefinspektor Erich Schnedl gibt Einblicke in die aktuelle Koks-Situation und berichtet über einen Ermittlungserfolg: Zwei Verdächtige brachten in Graz 14 Kilo in Umlauf und wurden kürzlich festgenommen.

Es klingt unglaublich, ist jedoch Tatsache: Zwischen zwei und zwölf Tonnen Kilo Kokain „verbrauchen“ die Österreicher pro Jahr – das zeigen Abwasseranalysen aus dem Jahr 2024. Der Kokain-Markt boomt also, denn die einstige Nobel-Droge hat ihren gleichnamigen Ruf verloren.

Das gefährliche Rauschgift erlebt einen regelrechten Boom, der Konsum ist für viele aus sämtlichen Alters- und Gesellschaftsschichten Standard, und auch der Preis dafür ist gesunken. Kostete ein Kilo früher zwischen 30.000 und 35.000 Euro, ist er jetzt bereits für knapp 20.000 zu haben. Obendrein ist es absolut rein zu erhalten, und das Angebot aus Südamerika, wo es hauptsächlich hergestellt wird, ist überbordend. „Es zu strecken tun sich die Kriminellen gar nicht mehr an, da sie wissen, es ohnehin an den Mann zu bringen“, erklärt Erich Schnedl, Leiter des Ermittlungsbereichs Suchtgift beim Landeskriminalamt Steiermark.

Mafiöse Drogen-Strukturen festgestellt
Die Bekämpfung der Suchgiftkriminalität wird zudem immer komplexer. Etwa 90 bis 100 Ermittler sind damit in der Steiermark beschäftigt. Traurige Tatsache ist auch, dass sich die Täter hier mit dem Handel eine Existenz mit teilweise mafiösen Strukturen aufbauen: „Sie betreiben Diskotheken, Lokale, aber auch Auto-Verkaufshäuser“, erklärt Schnedl. In den Lokalitäten vertreiben sie ihre „Produkte“, in den Werkstätten präparieren sie ihre Autos für den illegalen Transport.

Und der wird den Kriminellen sehr leicht gemacht. Denn: „Wir haben ja so gut wie keine Grenzkontrollen. Sie verstecken ihre Ware teilweise nicht einmal, weil die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, so gering ist“, erklärt der Experte. 

Drogen, Waffen, Geld – das wurde im untengenannten Fall sichergestellt
Drogen, Waffen, Geld – das wurde im untengenannten Fall sichergestellt(Bild: LPD Steiermark)
(Bild: LPD Steiermark)
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Wir haben ja so gut wie keine Grenzkontrollen. Sie verstecken ihre Ware teilweise nicht einmal, weil die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, so gering ist.

Ericht Schnedl, Chefinspektor Suchtgiftgruppe LKA Steiermark

Kommuniziert wird hauptsächlich über Krypto-Messenger-Dienste. Im Zuge des Bataclan-Anschlags, bei dem islamistische Attentäter ein Blutbad bei einem Konzert in Paris anrichteten, fand die Polizei heraus, dass die Attentäter über dementsprechende, vermeintlich abhörsichere Dienste kommunizierten. In harter Arbeit konnte dieses Netz aber gehackt werden.

Unter anderem stellte man fest, dass darin außerdem Kriminelle aus dem Balkan-Raum miteinander kommunizierten. Europol gab die Daten frei, wodurch die heimischen Behörden auf etliche dieser Täter stießen, welche Drogen-Geschäfte untereinander abschlossen. Dementsprechend konnten auch Verbindungen in die Steiermark hergestellt werden. „Das unterstreicht, dass die Überwachung von Messenger-Diensten für die Polizei unerlässlich ist“, wirft Erich Schnedl einen dringenden Appell Richtung Politik. 

Zwei Männer festgenommen
Kiloweise Kokain unter dem Bett versteckt

Erst 24 und 25 Jahre alt sind die beiden Tatverdächtigen – ein Grazer und ein Tschetschene –, welche die Landeshauptstadt Graz mit kiloweise Kokain versorgt haben sollen. Genauer gesagt geht es um 14 Kilo des „weißen Giftes“ in Reinsubstanz, welche sie in Umlauf brachten. Als Drogendepot dienten die eigenen Wohnungen, in denen die Ermittler bei einem Zugriff am 12. November mithilfe des Einsatzkommandos Cobra und der EGS (Einsatzgruppe zur Straßenbekämpfung) vier Kilo Kokain – teils verkaufsfertig abgepackt in einem Rucksack unter dem Bett versteckt und rund 52.000 Euro, teilweise in Jackentaschen im Kleiderschrank – entdeckten.

Außerdem agierten sie laut Polizei aus einer Art Hinterhofwerkstatt, die auch als Kfz-Pfuschwerkätte diente, wo in Autos Drogen-Verstecke eingebaut wurden und auch illegales Auto-Tuning betrieben wurde. Gestohlene Kennzeichen wurden ebenso sichergestellt. Auch in diesem Fall kommunizierten die Täter fast ausschließlich über verschlüsselte Messenger-Dienste.

Lukratives Geschäft
Nur einer der beiden Tatverdächtigen zeigte sich geständig. Er nimmt die Schuld auf sich, sagt, er habe alles alleine erledigt und keine Mittäter. 350.000 Euro habe er für den Ankauf von Kokain eingesetzt, und dieses um 60 Euro pro Gramm verkauft. Der Gewinn kann sich also sehen lassen...

„Jetzt heißt es, die Hintermänner ausfindig zu machen“, sagt Chefinspektor  Schnedl und erhofft sich, aufschlussreiche Daten aus den Handys der Festgenommenen entnehmen zu können. Diese befinden sich übrigens beide in der Justizanstalt Graz-Jakomini.

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